Liebe Maat, inzwischen habe ich zu dieser Siegelabrollung noch etwas weiter geforscht. Dabei bin ich den Hinweisen in Kahl, Hieroglyphenschrift, nachgegangen, der mehrere Stellen in Wolfgang Helck, Untersuchungen zur Thinitenzeit, Wiesbaden, 1987 zitiert. Der erste Gebäudename wird von Kahl gelesen als: Hw.t pj @r.w msn.w nsw bj.t Mr pj bjAj was man übersetzen kann als: "Haus 'Sitz des Horus, des Harpunierers, des Königs von Ober- und Unterägypten Mr-pj-bjAj (= Thronname des Adjib)'" (siehe Anhang meines vorherigen Postings) Helck, S. 155 - Abschnitt zu König +r: Zitat:
Dieser Palast ist in der Tat erst seit +r belegt, so daß seine Gründung unter diesem König angenommen werden kann. |
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Helck, S. 187 - Abschnitt zu Horus _wn: Zitat:
Der Palast P-@r-msn besteht weiter, erkennbar bes. auf Gefäßinschriften, die häufig bis OA-a die Königsnamen laufend beifügen, jedoch meist den nswt-bjt-Namen. |
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Das ist hier der Fall. Der zweite Gebäudename wird bei Kahl angegeben mit: Hw.t sqj ...(?) "Haus (mit Namen) ..." Helck, S. 191-192 - Abschnitt zu Horus aD-jb: Zitat:
Palast P-@r-msn: Diese Anlage besteht weiterhin und wird in Aufschriften von Steingefäßen genannt, verbunden mit dem Namen der späteren Könige der 1. Dynastie; diese Namen sind der verschiedenen Schriftausführung nach immer zu Regierungszeiten der betreffenden Herrscher zugefügt worden. (...) Hier ist durch einen Siegelabdruck wiederum die Verwaltung der "Schweinefleischkonserven" belegt. |
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Helck, S. 213 - im Kapitel "Die Entstehung der Verwaltung": Zitat:
Ab _wn lassen sich am Hof jetzt organisierte Produktionsstätten erkennen, die als Hw.t bezeichnet werden: 1. "Abteilung der beiden Gefäße" mit angeschlossener "Schweineschlachterei"; diese ist später bei Miebis ausdrücklich am Palast P-@r-msn belegt. ... |
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Die Deutung "Schweinefleischkonserven" erscheint mir schon recht krass! Vermutlich ist Helck durch sqr/sqj "schlagen, erschlagen", die Interpretation des Tieres als "Schwein" und die der Krüge als "Vorratsgefäße" (= "Konserven"!) dazu gekommen. Zu diesem ganzen Thema gibt es inzwischen eine kleine Studie: Eva-Maria Engel, Das Hw.t pj-Hr.w-msn.w in der ägyptischen Frühzeit, in: Eva-Maria Engel et al. (Hrsg.), Zeichen aus dem Sand. Streiflichter aus Ägyptens Geschichte zu Ehren von Günter Dreyer, Wiesbaden, 2008, S. 107-1261. Sie schreibt zu dem ersten Gebäudenamen (S. 109): Zitat:
... ist es ausgeschlossen, eine eindeutige Umschrift und Übersetzung zu erstellen: Eine Lesung Hw.t pj-Hr.w-msn.w - ,Haus (mit Namen) Sitz des Horus, des Harpunierers' ist ebenso möglich wie Hw.t Hr.w-msn.w (m) pj - ,Haus des Horus, des Harpunierers, (in) Pe'. |
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Das überzeugt mich aber nicht, denn sie schreibt etwas später (S. 111): Zitat:
Pe ist hier allerdings durch das Stadtdeterminativ eindeutig als Ortsname gekennzeichnet, das in den Schreibungen von Hw.t pj-Hr.w-msn.w nicht erscheint, obwohl es durchaus seit der frühen 1. Dynastie auch für den Ortsnamen pj in Gebrauch war, so daß eine Gleichsetzung nicht als gesichert gelten kann. |
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Immerhin gibt sie einen Katalog mit 62 Nennungen dieser Gebäudebezeichnung an! Das macht die von ihr angegebene zweite Lesung doch recht unwahrscheinlich. Bei dem zweiten Gebäudenamen ist sie deutlich zurückhaltender als Helck und begnügt sich mit der Bemerkung, dass es sich um eine "kaum lesbare" Einrichtung handelt (S. 113). Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 29.10.2023 um 19:31:25
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