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Album "Der Mordfall Tutankhamun - Penisbruch mit Todesfolge?" von Iufaa
www.aegyptologie.com

1) die Mumie

Die folgende Abbildung zeigt ein Bild der Mumie Tutankhamuns, wie man es in zahlreichen Publikationen, z.B. bei N. Reeves "The Complete Tutankhamun" findet (ein Buch, das sicherlich Fehler hat, aber doch wegen seiner Gesamtübersicht unbedingt empfehlenswert ist).
Diese Bild wurde wohl nach der Bergung der Mumie von Burton gemacht und zeigt eine offensichtlich sehr intakte Mumie, die zum Zwecke des Fotografierens in eine Sandkiste gelegt wurde.



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2) Der Splitter

Die Mumie Tutankhamuns wurde mindestens 3x "medizinisch" untersucht:
- das 1x im Zusammenhang mit ihrer Entdeckung und Bergung durch Douglas E. Derry, Professor für Anatomie an der ägyptischen Universität - diesem standen nur die üblichen Instrumente, aber kein Röntgengerät zur Verfügung;
- das 2x 1968 durch eine englische Expediton unter der Leitung von R. G. Harrison, Professor für Anatomie in Liverpool, der vor allem zahlreiche Röntgenaufnahmen machte;
- das 3x 1978 durch den James E. Harris, Zahnarzt und Experte für königliche Mumien, der nochmals Röntgenaufnahmen vor allem des Kopfes machte, diese waren Harrison nur mit schlechter Qualität gelungen.

Das folgende Bild zeigt eine Röntgenaufnahme des Schädels, rechts der Gesichtsschädel, links die Kalotte, die das Gehirn umschlossen hat. Man erkennt auf der linken Seite etwa gleich hell wie die Knochen die Ablagerungen (X) des Harz-Öl-Gemisches, daß nach der Entfernung des Hirns durch die Nase in den leeren Schädel gegossen wurden.
Besonders auffällig ist am Rand der linken Harzablagerung ein Knochenstück (hier mit einem A gekennzeichnet). Dieses wird immer wieder als Hinweis für einen Schlag auf den Hinterkopf gedeutet, bei dem der Schädel - letztendlich mit tödlichen Folgen für den Besitzer - beschädigt wurde.



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3) Splitter - aber woher?

Leider geben weder die Röntgenuntersuchungen von Harrisons, publiziert von Leek in "The Human Remains from the Tomb of Tutankhamun", erschienen in der "Tutankhamun Tomb Series" des Griffith Institutes, Cambridge, Oxford University Press, 1972, noch die nachfolgenden von Harris Hinweise auf eine Zerstörung der Schädelsknochens!
Derry, dem diese Technik nicht zu Verfügung stand, berichtete: "Leider ergaben die Untersuchungen keinen Aufschluss über den frühen Tod des jungen Königs ...." (in Carter, H. "Das Grab des Tutankhamun", 1972).

Die folgende Röntgenaufnahme von Harris (1978), publiziert von Dennis C. Forbes, "Abusing Pharaoh", kmt, Vol. 3,1, 1992) zeigt einen völlig intakten Schädelknochen - auch der Splitter ist nicht zu finden.
Da das Hinterhaupt völlig intakt erscheint, bleibt als Quelle des Splitters offensichtlich nur die Seite des Gesichtsschädels übrig. Dies wurde auch bereits entsprechend in Erwägung gezogen, u.a. von der Ägyptologin Renate Germer, Hamburg, wobei vermutet wurde, das das Knochenstück von Siebbein stammt. Der Siebbein-Knochen ist Bestandteil der Schädelbasis (mittlerer Teil der Augenhöhlenwand, der seitlichen Nasenwand u. Nasenscheidewand). Das Siebbein wird bei der Mumifizierung durchstoßen, um die Schädelhöhle zu öffnen und danach das Hirn durch die Nase zu entfernen.

Hierzu darf vermerkt werden, daß Derry bei seiner Beschreibung der Mumie keinerlei Aussagen darüber mach, ob das Hirn Tutankhamuns durch die Nase entfernt worden ist - ob also das Siebbein (ein oder beidseitig durchstoßen) und/oder die Nasenscheidenwand beschädigt waren. Derry hat zwar richtig vermerkt, daß Teile der Schädelhöhle mit Harz gefüllt waren, wie er das bemerkte und wie das Harz dorthin verbracht wurde, dazu äußert er sich nicht. Auch bei der 2. Untersuchung der Mumie durch Harrison in 1968 wurden die Nasenhöhlen nicht untersucht.



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4) Schädel, äußerer Eindruck

Auch alle Aufnahmen von außen zeigen - egal in welcher Perspektive - keine Anzeichen einer Kopfverletzung. Da Carter und Derry berichten, das Tutankhamun vollständig rasiert worden war (d.h. sie haben auch den Schädel darauf hin untersucht), wäre ihnen eine gröbere Verletzung sicher aufgefallen.

Die folgende Aufnahme zeigt den abgebrochen Kopf Tutankhamuns. Der Pfeil zeigt nach Forbes auf eine kleine Wunde in der Nähe des Ohres, diese Wunde wurde Tutankhamun mit Sicherheit vor dem Tode beigebracht, denn sie zeigt bereits einen längeren Heilungsprozess (fortgeschrittene Knochenbildung) - weder von der Größe, der Lage, noch von Zustand des Heilungsprozesses läßt sich diese Wunde mit dem Tode des Königs in Zusammenhang bringen.



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5) Der Brustkorb

Die Röntgenaufnahmen von Harrison ergaben einen Befund, der nach den Grabungsberichten Carter und Derry entgangen sein muß, denn mit keinem Wort erwähnen sie, daß

- der Mumie der gesamte vordere Brustkorb aus Brustbein und Rippen fehlt.

Da man mit einem fehlenden Brustkorb nicht leben - weil nicht atmen - kann, kann diese Verletzung / Zerstörung Tutankhamun nur kurz vor dem Tode oder danach (post mortem) beigebracht worden sein.
Post mortem kommen natürlich zwei "Tätergruppen" in Frage, nämlich die Mumifizierungspriester und Carter und Co..
Wenn man in Betracht zieht, daß die Mumifizierungspriester anscheinend immer versucht haben, dem Verstorbenen einen intakten Körper mit ins Grab zu geben, dann ist kaum glaubhaft, daß diese Verletzung vor dem Tode eingetreten oder bei der Mumifizierung entstanden ist, denn es fehlen alle zugehörigen Teile! Wenn schon bei "einfachen" Menschen Zehprothesen mit begraben wurden oder bei Kindermumien der fehlende Arm durch Fremdknochen eines Erwachsenen ersetzt wurde (die Mumie ist im Museum in Hildesheim zu besichtigen), dann kann man sich kaum vorstellen, daß die Mumifizierungspriester bei Pharao den zertümmerten Brustkorb einfach entfernt und weggeworfen hätten (nirgends im Grab wurden Reste davon gefunden) anstatt zu versuchen, ihn zu restaurieren.

Hierzu eine Ergänzung aus N. Reeves "The Complete Tutankhamun":
Davis und Ayrton öffneten 1907 das sogenannte "Loch Nr. 54 (Pit 54)". Pit 54 liegt im Tal der Könige, aber einige Meter entfernt von KV 62, in der Nähe des Weges von KV 62 in Richtung des Grabes von Sethi I (KV 17), aber noch einige Meter hinter KV 18 (Ramses X). In diesem fanden sie u.a. mehrere große Krüge (ca. 12 Stück), ein Leinentuch, beschriftet mit "Tutankhamun geliebt von Min" aus seinem 6 Regierungsjahr, ein Halskragen aus Blumen, 2 Leinenbeutel mit Natron, Knochen (!) und eine kleine vergoldete Mumienmaske (für einen der Foeten aus KV 62). Es liegen keine Angaben über die gefundenen Knochen vor - möglicherweise könnte es sich um die verschwundenen Knochen des vorderen Brustkorbes handeln.

Andererseits liegen, siehe letzte Abbildung, Altersabschätzungen der untersuchenden Pathologen Derry für die Wachstumsfuge zwischen den Claviculae  (Schlüsselbeinen) und dem Ansätzen am Sternum (Brustbein) vor - d.h. Derry muß diese Teile in der Hand gehabt haben. Über ihren Verbleib wird allerdings nichts gesagt.

Ganz nebenbei erledigt diese Röntgenaufnahme wohl auch die Frage nach der Rückgratverkrümmung (Morbus Bechterew, Spondylitis ankylosa ) Tutankhamuns - aus dem Bild lassen sich keine Haltungsstörungen oder Missbildungen ableiten. Die sichtbare Biegung der Wirbelsäule dürfte eine Folge des Mumifizierungsprozesse oder der Wicklung der Mumie sein.



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6) Carter und Co.

Das erste Foto deutet an, daß Carter und Co. anscheinend eine recht intakte Mumie hinterlassen haben.

Die späteren Untersuchungen und die Auswertung der Grabungsberichte ergaben jedoch ein anderes Bild. Man muß heute davon ausgehen, daß wahrscheinlich alle äußeren Schäden post mortem bei der Bergung der Mumie entstanden sind - und ganz offensichtlicht mit Absicht herbeigeführt wurden, um an die "Schätze" der Mumie heranzukommen.

Die folgende Skizze von Forbes aus kmt (1992) zeigt, welche Schäden beim Auswickeln der Mumie im Sarkophag (!) und bei der Bergung eingetreten sind.

Eine, wenn nicht die wichtigste, Ursache für das Vorgehen Carters lag in der Tatsache, daß die Mumie  vor dem Schließen des inneren menschengestaltigen Sarkophages ausgiebig mit Ölen und Harzen übergossen wurde. Diese Mischung lief durch die Mumienbinden und zwischen Mumie und Sarkophag, ja sogar zwischen die beiden inneren Sarkophage. Im Laufe der Jahrtausende haben sich die Bestandteile dieser Mixtur zu einem steinharten Asphalt oder "Glas" verbunden. Carter hat die inneren Särge samt Mumie sogar mehrere Tage in die heiße ägyptische Sonne gestellt, in der Hoffnung, die Hitze wurde die Masse verflüssigen oder wenigstens aufweichen. Heute vermutet man, daß das Material zwar heiß geworden ist, sich aber nicht verflüssigt sondern die Schäden verstärkt hat.
Die Stücke, in die die Mumie offensichtlich zerlegt wurde, lassen vermutet, daß die Mumie bewußt zerbrochen wurde, um sie stückweise aus dem Sarkophag zu bergen - angeblich wurden sogar erhitzte Messer benutzt, um sie aus der harten Öl-Harz-Mixtur herauszuschneiden. Der Kopf, der komplett in der Goldhaube steckte, mußt ebenfalls abgebrochen werden, er wurde wohl erst zusammen mit der Haube geborgen.




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7) Penis-Bruch mit Todesfolge?

Die Untersuchungen von Harrison 1968 förderten einen weiteren interessanten Befund ans Tageslicht.

Für die letzte Ganzkörperaufnahme durch Burton nach der Bergung wurde die zerteilte Mumie sorgfältig in einer Sandkiste "zusammengesetzt". Bei dieser Aufnahme (siehe unten) ist der Penis des Königs noch in der Originalposition (mit Hilfe der Bandagierung aufgerichtet wie beim ithyphallischen Amun) erhalten.
Als Harrison und sein Team die Mumie untersuchten, war der Penis abgebrochen und verschwunden!

Angesichts der Tatsache, daß bei allen Mord- und Verschwörungsgeschichten immer wesentliche Befunde unterschlagen werden, erhebt sich hier die Frage, wann der erste Krimiautor die Bilder Burtons einfach ignoriert und auf der Basis der Untersuchungen von Harrison behauptet:

Tutankhamun sei an den Folgen eines (gewaltsam) entfernten Penis gestorben.

Als Täter kämen die üblichen Verdächtigen in Frage, für das Verschwindenlassen des Corpus delic(a)ti gibt es mythologische Vorbilder.
Bei den jüngsten Untersuchungen des EMP (Egyptian Mummy Project) glauben die Untersucher die Reste des Penis im Sandbett unterhalb der Mumie wiedergefunden zu haben.
Möglicherweise hatten die Täter dann doch ein "schlechtes Gewissen" oder sie haben das Teil zurückgelegt, weil ihnen der nächste Fisch nicht bekommen ist.

Bei den computertomographischen Untersuchungen (CT) im Rahmen des EMP wurde noch ein Oberschenkelhalsbruch des linken Beins entdeckt, der bei den bisherigen Untersuchungen nicht aufgefallen war. Die bisher publizierten Berichte geben keine Auskunft darüber, ob im CT ein Heilungsprozess erkennbar war - wenn nicht, könnte der Bruch kurz vor dem Tode erfolgt oder danach durch die Priester oder die Ausgräber verursacht worden sein. Als direkte Todesursache kommt der Bruch nicht in Frage, eher ein darauf folgender Entzündungsprozess.

Iufaa



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8) Der Hinterkopf

Zur Ergänzung des bisher dargestellten habe ich noch ein paar Fotos gescannt.
Auf dem Foto unten sieht man ein Aufnahme des Hinterkopfes (Foto Burton). Der Kopf zeigt keinerlei Hinweise auf eine Schlagverletzung, der etwas dunklere Fleck links ist wohl ein Abdruck des Haube auf der Kopfhaut.



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9) Die Bergung der Mumien - in Teilen

Man mag Carter das eine oder andere unterstellen, bei der Bergung der Mumie hat er sich Zeit gelassen. Am 13. Oktober 1925 wurde der Deckel des äußeren anthropoiden Sarkophages abgenommen, am 31. Oktober lag die Mumie so frei, daß Carter versuchte, sie zu bergen. Dies gelang aber nicht, denn die verfestigten Salböle und -harze ließen keine einfache "Entnahme" der Mumie aus dem inneren Sarkophag zu - d.h. der gesamte Oberteil aus Mumie und Goldhaube saß, verklebt mit dem unteren Teil des Sarkophages, fest.

Wie Carter in seinem Tagebuch am 11. November einträgt " ...the mummy of the King could not without considerable damage be removed from the coffin...".
Vielmehr brach die schon schlecht erhaltene Mumie in weitere Teile. So konnte, wie das Foto von Burton zeigt, der Brustkorb nur einzeln geborgen werden. Man erkennt deutlich die beiden Halskragen und den linken Ellenbogen, d.h. hier wurde der Brustkorb - vom Hals bis zur Höhe des Ellenbogen entnommen.



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10) Epiphysen-Alter

Die folgende Zeichnung zeigt die an den verschiedenen  Knochenwachstumsfugen ermittelten Alterabschätzungen.

Die Referenzdaten beziehen sich jedoch auf Europäer, inzwischen weiß man durch demographische Untersuchungen, daß die Entwicklung bei anderen Völker, d.h. hier bei Nordafrikaner/Vorderasiaten schneller verläuft. Die Angaben könnten daher etwas zu hoch sein.