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Album "Das Kalabscha Tor" von naunakhte
www.aegyptologie.com

1) Das Tor

Fast 80 % der zum Tor gehörenden Steine konnten geborgen werden. Bei der Rekonstruktion wurden die fehlenden Stellen durch nichtreliefierte Steine ersetzt.
Das Tor wurde in Berlin nach der (wahrscheinlich) ursprünglichen Ausrichtung aufgestellt. Es steht heute Ost-West orientiert. Die Vorderseite eines altägyptischen Tempelteiles ist in der Regel in versenktem Relief gearbeitet, die Innenteile in erhabenem. Somit blicken wir hier auf die Innenseite (Westseite) des Tores.
Auch in den Bildern läßt sich eine Innen- und Aussenseite festmachen.
So tritt in der Regel der König mit Gaben in den Tempel ein und die Götter kommen ihm entgegen.
Auf unserem Bild erkennen wir den König auf der Innenseite, die Götter jeweils an der Aussenseite des Torpfostens.

Foto: Ägyptisches Museum Berlin; Berlin 1989



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2) Detail der Aussenseite-links

An diesem Bild deutlich zu sehen: hier wurde das versenkte Relief angewandt. Es handelt sich somit um die Aussenseite des Tores.
Der Sockel des Tores ist mit einem Dickicht aus Lotus- und Papyrusstengel verziert.
Darüber befindet sich ein Inschriftenband mit einer Widmungsinschrift an Osiris. Auf dem rechten Pfosten ist eine Widmungsinschrift an Isis.
Allgemein gilt der Kalabscha -Tempel als dem Gott Mandulis geweiht. Die Widmungsinschrift nennt lediglich Isis und Osiris.
Im darüberliegenden Bildfeld taucht Mandulis an untergeordneter Stelle auf. Der König bringt Osiris ein Opfer. Erst dahinter, an zweiter Stelle, steht Mandulis der Lokalgott.


Foto: aus Jahrbuch preussischer Kulturbesitz 14/1977



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3) Detail der Aussenseite – Rechts

So verwundert es denn auch nicht, auf dem Rechten Pfosten Isis und Harpokrates als Empfänger der Gaben (hier Ackerland) zu sehen.



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4) Titulatur

Der römische Kaiser Augustus ließ (wohl um 30 n. Chr.) dieses Tor mit Reliefs schmücken. Er bezeichnet sich in seinen Kartuschen üblicherweise als "Autokrator Kaisaros". Das Berliner Kalabscha – Tor bildet hier eine Ausnahme. Augustus bezeichnet sich hier (in der linken Kartusche) als Römer. Seine Herkunftsbezeichnung wird somit zum Namen.
In der rechten Kartusche bezeichnet er sich als "Kaisaros, der Gott".
Während wir die Vergöttlichungsbestrebungen des Augustus zu diesem frühen Zeitpunkt schon aus demotischen Papyri kennen, taucht sie hier erstmals in einer wesentlich offizielleren Tempelinschrift auf.



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5) Rücksprung – innen – links

Hier bezeichnet sich Augustus als "Kaisaros, der Gott, Sohn des Gottes".
Als "Sohn des Gottes" bezeichnete er sich bereits in Rom. Die Erhebung in den Stand eines Gottes, durch die Bezeichnung "der Gott" scheint von ihm hier, fern der Heimat, ein Testlauf zu sein. Kann er es sich erlauben, sich soweit zu erheben?

Zur Darstellung: der Pharao bringt Isis wiederum das Symbol eines Ackerlandes dar. Die Inschriften verraten uns, das es sich hierbei um die Isis von Philae handelt, der durch diese Handlung das 12-Meilen-Land Unternubien übergeben wird. Damit wird der steuerliche Ertrag dieses Landes ihrem Tempel in Philae übertragen.

Auffällig ist die Lücke hinter dem König. Die Inschriften erzählen von der Gattin des Königs, "seine Schwester und Gattin" Erich Winter nimmt das als Hinweis auf eine recht frühe Datierung innerhalb der Regierungszeit des Augustus. Die hinter dem König stehende Gattin, und die Bezeichnung als "seine Schwester und Gattin" ist eine ptol. Tradition, die zum Zeitpunkt der Reliefierung des Tores wohl noch nicht aus den Köpfen der Handwerker und Priester verschwunden war.
Das Tor wurde zudem noch zu Lebzeiten Augustus abgetragen und im nachfolgenden Tempelbau verbaut. Dessen Ausschmückung ebenfalls unter Augustus erfolgte.



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6) Vorderseite

Doch kehren wir zur Vorderseite des Tores zurück. Sein Abschluß ist typisch. Eine Hohlkehle mit geflügelter, Uräenbeflankter Sonnenscheibe.
In darunterliegenden Bildfeld sind die Kartuschen ohne Inschrift. Die Verzierung des Tores war noch nicht abgeschlossen, als es bereits wieder abgetragen wurde.
Die Gaben werden vom König und einer dahinterstehenden Göttin mit Federkrone auf dem Haupt überreicht. Über der Göttin eine leere Kartusche. Sollte auch hier, nach ptolemäischem Vorbild, die Gattin des Pharao stehen?
Auf der linken Seite werden die Opfer dem mumifizierten Osiris und seiner Gemahlin Isis dargereicht. Ob es sich dahinter um den Lokalgott Mandulis handelt, kann ich leider nicht erkennen.
Auf der rechten Seite haben wir einen widderköpfigen Osiris mit Isis und einem wiederum nicht von mir zu identifizierenden Gott.



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7) Vorderseite - rechts

passend zu der darüber befindlichen Darstellung, haben wir auch hier den widderköpfigen Chnum dem die Gaben dargebracht werden. Die Kartusche ist auch hier inschriftenlos.




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8) Vorderseite

Ich möchte ja nicht Respektlos erscheinen. Doch dieser Schilddrüsenkropfhals und diese Spitzbrust (gerade der oberen Bildhälfte) erleichtern mir eine Datierung in die griech.-röm. Zeit Ägyptens immer sehr.



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9) Vorderseite

Der König trägt hier eine Atefkrone. Diese Krone kann (laut LÄ: Kronen) nur von ihm oder Osiris getragen werden. Er überreicht dem Gott Harachte und der Göttin Isis (?) die Maat, die Göttin der Gerechtigkeit.



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10) Rückseite

Die Rückseite stellt das Tempelritual der Vorderseite in erhabenem Relief dar. Die Abfolge orientiert sich an der Vorderseite. So sehen wir die Götterreihe unterhalb der Hohlkehle Seitenverkehrt zur Vorderseite.
Allerdings haben wir hier den Pharao beim sog. "Hebsedlauf" und nicht beim darbringen von Opfergaben.



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11) Innenseite - rechts

So sehen wir den Pharao hier von links kommend in den Tempel eintreten, wo ihn die Götter (rechts) bereits erwarten.
Pharao, mit wechselnden Kronen dargestellt, bringt den Göttern verschiedene Opfer dar.



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12) Kalabscha Tor

analog zu Bild 5 dürfte es sich hier um die Darstellung der Übergabe des 12-Meilen-Landes Nubien an die Isis von Philae handeln.



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13) Kalabscha Tor

auch hier eine Ackerlandgabe an Isis



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14) Kalabscha Tor

In diesem Fall erhält Osiris-Wennefer eine Gabe, bestehend aus Ackerland.

Nachtrag: wegen Rückfragen noch näheres zur Götterfigur. Der Name Osiris-Wennefer ist beigeschrieben. Das Wennefer steht in der Kartusche, der Name Osiris direkt darüber.

Wennefer ist ein beliebter Beiname des Osiris.

Der Pharao bezeichnet sich in den Kartuschen wieder als Römer und Kaiser.



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15) Kalabscha Tor

während ich hier die Götter noch recht zweifelsfrei als Amun Min und Sachmet identifizieren möchte ...



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16) Kalabscha Tor

... bekomme ich hier ziemliche Probleme. Welche Göttin verbirgt sich (gerade nach der angeregten Diskussion um Mut / Sachmet und die Löwenköpfige Hathor) hinter dieser Darstellung?



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17) Kalabscha Tor

schließen möchte ich mit diesem wunderschönen Relief des "Römers und Kaisers", der den Bilderschmuck des Tores in Auftrag gegeben hat.