Album "Nebenwege auf der Insel Philae" von Haremhab www.aegyptologie.com
1) Übersichtsplan
Zunächst habe ich einen Übersichtsplan der Insel eingestellt (aus P&M).
Wir werden uns zunächst die westlichen Kolonnaden mit den verschiedensten Kapitellen ansehen. Dann Reste des Tempels des Arnesupis und den versteckt liegenden Tempel des Imhotep besuchen. Vorbei am Ersten Pylon und dem Hadrianstor mit der Darstellung der Nilquelle werden wir uns die Rückseite des Isis-Tempels ansehen.
Die letzten Fotos zeigen dann ungewöhnliche Darstellungen aus dem Hathor-Tempel, der östlich des großen Isis-Tempels liegt.
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2) Westliche Kolonnaden
Die Kolonnaden wurden von Augustus errichtet (einer anderen Quelle zufolge von Ptolemäus V Epiphanes). Die Kolonnaden beeindrucken durch die Vielfalt der Kapitelle. Nahezu alle Säulentypen sind vertreten, von denen wir uns einige Beispiele ansehen wollen.
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3) Kapitell 1
Papyrusbündelsäule mit geöffnetem Blütenkapitell.
Der Schaft, der ursprünglich als Pflanzenbündel gerifft war, wurde in späterer Zeit zur Anbringung eines Textfeldes mit der Königstitulatur genutzt.
Hier ist zentral der Gott Heh als Gott der Zeit dargestellt, der die „eingekerbten Palmrispen“ in den Händen hält, flankiert von einer Doppeldarstellung der als Uräusschlangen dargestellten Göttin Uto, als Beschützerin der Herrschers von Unterägypten.
Die Kartuschen beinhalten einmal den Titel „Autokrator“ und daneben den Namen Tiberius – zumindest bis zum Beweis des Gegenteils!
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4) Kapitell 2
Palmsäule
Das Kapitell wird von hoch gestellten, leicht nach außen gebogenen Palmwedeln gebildet. Hier sind noch zusätzlich die Fruchtstände zu sehen.
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5) Kapitell 3
Lotusbündelsäule mit geöffnetem Kapitell.
Der Schaft besteht aus einer Bündelung von Pflanzenstängeln.
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6) Kapitell 4
Die westlichen Kolonnaden enden am Geburtshaus. Die Säulen haben auch hier wieder die verschiedenen Blütenkapitelle, diese werden aber durch Hathor-Kapitelle gekrönt. Dies ist ein besonderer Säulentyp der ägyptischen Architektur. Dessen Kapitell zeigt ein oder zwei oder – wie hier - vier Seiten rundplastisch geformtes Gesicht der Göttin Hathor als Frauenantlitz mit Kuhohren. Seit dem Mittleren Reich wird dieser Säulentyp vor allem in Tempeln weiblicher Gottheiten verwendet.
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7) Kapitell 5
Detailansicht eines Hathor-Kapitells. Der Kopf wird bekrönt von einer Tempelfassade, dem auf beiden Seiten ein stilisiertes Kuhgehörn zugeordnet ist. In der Mitte ist eine gekrönte Uräusschlange zu sehen.
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8) Arsnuphis 1
Gegenüber den westlichen Kolonnaden liegt nach Süden hin der Tempel des Arsnuphis. Arsnuphis muss eine gütige (nubische) Gottheit gewesen sein. Die ägyptische Deutung Iri-hemes-nefer „Guter Gefährte“ deutet darauf hin. Er wird auch u.a. mit dem Gott Schu gleichgesetzt und wird manchmal mit der synkretistischen Gottheit Arsnuphis-Schu verschmolzen. (nach R. Wilkinson, Die Welt der Götter im Alten Ägypten, London 2003).
Der Tempel wurde durch Ptolemäus IV Philopator errichtet und durch Ptolemäus V Epiphanes erweitert. Auf dem Foto opfert Letzterer Arsnuphis-Schu und Tefnut eine Sphinx und Myrrhe.
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9) Arsnuphis 2
Der Pharao opfert Arsnuphis und Tefnut Weihrauch. Hier wird Arsnuphis in seiner üblichen Gestalt als Mann mit hoher Federkrone dargestellt.
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10) Arsnuphis 3
Der König opfert Sachmet eine Halskette / einen Kragen und Thot Natron.
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11) Imhotep 1
Weiter Richtung Haupttempel liegt versteckt der Tempel des Imhotep. Imhotep, der Erbauer der Stufenpyramide des Djoser, war zu dieser Zeit längst vergöttlicht und mit dem griechischen Heilgott Asklepion gleichgesetzt.
Ptolomäus V Epiphanes ließ den kleinen Tempel errichten, nachdem aus seiner siebenjährigen fruchtlosen Ehe ein Kind hervorgegangen war. (nach Tondok)
Auf dem Bild ist der Tempelherr Imhotep zu sehen.
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12) Imhotep 2
Pharao opfert Lebensmittel an Chnum, Satet und Anukis. Diese Götter bilden als Ehepaar und Tochter die Triade von Elephantine.
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13) Imhotep 3
Linke Seitenwand:
Oben: Pharao opfert Natron vor dem sitzenden Imhotep, dessen Mutter Khredu’ankh und dessen Ehefrau Renpetnefret. Letztere ist wegen des Schlagschattens schwer zu erkennen.
Unten: Pharao opfert Weihrauch an Imhotep.
Türsturz:
Pharao opfert Wein an Ptah, Thot und Imhotep.
Türpfosten:
Oben: Hier kann ich nur P&M zitieren, diese Einzelheiten kann ich nicht (mehr) erkennen. „Der König bringt Maat dar an Imhotep“
Mitte: Pharao opfert eine Vase an Osiris.
Unten: Pharao steht vor Isis
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14) Pylon 1
Wenn wir uns auch auf Nebenwegen bewegen wollen, sollten wir doch zunächst ein Foto aus dem Mitteleingang des 1. Pylons ansehen. Die Inschrift aus dem „Jahr 7 der Republik“ erinnert an Napoleons ägyptischen Kriegszug.
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15) Pylon 2
Als Justinian im 6. Jh n. Chr. die Tempel schließen und den Säulensaal in eine Kirche für den heiligen Stephanus umwandeln ließ, wurden viele Reliefs zerstört. Man könnte sicherlich darüber fabulieren, ob das Kreuz im Hathor-Kopf nicht doch der Göttin der Liebe angemessen ist.
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16) Hadrian 1
Nordwestlich des Isistempels befindet sich der Hadrianstempel. Hier ist das wohl berühmteste Einzelbild von Philae zu sehen, „die mytischen Nilquellen“.Am Fuss einer aufgetürmten Felsformation als Bild für das Kataraktengebiet, kniet der von einer Schlange umgebene Nilgott Hapi mit Papyruspflanzen-Kopfputz in seiner Grotte und gießt aus zwei Gefäßen das Wasser des Flusses aus.
Davor steht eine kuhköpfige Isis (!).
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17) Hadrian 2
Detail zu Bild 16
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18) Isis
Weil wir ohnehin um den Haupttempel herumgehen müssen, um zum Höhepunkt unserer „Nebenwege“ zu kommen, können wir auch noch einen Blick auf die Aussenseite des Sanktuars werfen. Wir sehen die Götterbarke der Isis. Bug und Heck zeigen den Kopf der Isis mit Kuhgehörn und Uräusschlange.
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19) Hathor 1
Und nun sind wir endlich am Hathor-Tempel.
Das Tempelchen ist errichtet worden von Ptolomäus VI Philometor und Ptolomäus VIII Euergetes II. Die Kollonaden und die Schranken sind erst unter Augustus dekoriert worden. Überall finden wir Szenen von Musik und Tanz. Diese waren nicht nur wichtige Elemente bei den Tempelfesten und Prozessionszügen. Die Bilder symbolisieren auch das Wesen der Hathor als Göttin der Liebe und der Musik.
Das Innere des Tempels ist derzeit nicht zugänglich, doch kann man bei entsprechender Körpergröße und einem guten Teleobjektiv doch noch manches festhalten.
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20) Hathor 2
Der Eingang zur äußeren Halle wird von einem Löwen mit einem Messer bewacht.
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21) Hathor 3
Zunächst ganz traditionell opfert hier der König (wohl Augustus) Hathor ein Halsband,
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22) Hathor 4
Auf den Resten der Säulen kniet hier links und rechts von teilweise zerstörten Kartuschen der Gott Heh, dargestellt wie üblich mit „seinen“ Palmrispen. Ich meine, ich habe die Kartuschen bei Beckerath für Kaiser Augustus gefunden (T 7 und E 11). Auch hier bis zum Beweis des Gegenteils!
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23) Hathor 5
Nun kommen wir zu den schon angesprochenen Musik- und Tanzszenen. Hier sehen wir zunächst Bes, der bei einem Tempelfest für Hathor ein Tambourin schlägt. Links ist noch ein Rechit-Vogel zu sehen. Diese Darstellung bezog sich entweder auf die Feinde Ägyptens oder auf die loyalen Untertanen des Pharaos (die Flügel sind gebunden!).
Der Vogel ist mit einem Paar menschlicher Arme abgebildet, die er im traditionellen Anbetungsgestus erhebt. Er hockt auf der neb-Hieroglyphe („alle“) neben einem sternförmigen dwa-Zeichen („anbeten“). Das auf diese Weise entstehende Rebus ergibt „alle Untertanen beten an“ (den Pharao) oder je nach Lesart „alle unterworfenen Völker“ (nach Reklamlexikon des Alten Ägypten).
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24) Hathor 6
Beim Fest sind auch gitarrenspielende Affen anwesend, von rechts kommend
und....
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25) Hathor 7
....und von links kommend.
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26) Hathor 8
So ein Fest mit Musik und Tanz macht hungrig. Also trägt ein Priester eilig eine Gazelle herbei.
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27) Hathor 9
Und nun spielt Bes, geschmückt mit einem prächtigen Kopfschmuck, kräftig auf der Harfe auf und tanzt auch noch dazu.
An dieser Stelle will ich darauf verweisen, dass Gast A im Lexikon unter dem Stichwort -->Bes darauf hingewiesen hat, dass Musik im Kult die gleiche Bedeutung haben konnte wie z.B. ein Messer, nämlich der Abwehr der (Sonnen-)Feinde.
Die andere Bezeichnung von Semataui an gleicher Stelle „Schlafzimmergott“ hätte mir bei Musik und Tanz für die Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Hathor ehrlich gesagt besser gefallen.