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Album "Der Tempel des Löwengottes Apedemak von Musawwarat es Sufra" von monja
www.aegyptologie.com

1) Der Tempel des Löwengottes Apedemak von Musawwarat es Sufra

Dieser Tempel ist ein Einraumtempel mit einem Grundriß von 14,91 m Länge und einer Breite von 9,13 m, Höhe 4,7 m.
Im Jahre 1960 fanden die ersten Ausgrabungen durch die Humboldt-Universität zu Berlin statt.
Die Blöcke der Außenwände waren wahrscheinlich schon in der Antike einstürzt und vom Sandboden durch die Jahrhunderte konserviert.
So konnten die Ruinen des Tempels auf Veranlassung und in Zusammenarbeit mit der sudanesischen Altertümerverwaltung an Ort und Stelle, unter Leitung des in der damaligen DDR tätigen deutschen Ägyptologen und Sudanarchäologen Steffen Wenig, in einem Zeitraum von nur 10 Jahren abgetragen und der Tempel wieder errichtet werden.



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2) Hafir

In unvermittelter Nachbarschaft zu diesem Tempel  befinden sich dort zwei große Hafire (künstlich angelegte Wasserreservoire).
Das größere von diesen künstlich angelegten Wasserbecken  hat einen Durchmesser von etwa 200-300 m und eine Tiefe von 6 m.

Es ist somit das größte Bodendenkmal des Sudans.

Diese Hafire dienten dazu, das Regenwasser und das von den Bergen herabfließende Wasser aufzufangen.
Zu den Bergen hin sind diese offen, damit das Wasser dort leicht hinein gelangen kann. Auch leiten sie das Wasser aus den Bergen von der Umgebung ab, so konnten große Überschwemmungen vermieden werden.
Das Wasser benutze man dann in der Trockenzeit zum Bewässern der Felder.

Man muß dabei bedenken, daß bis zur Zeitwende die klimatischen Verhältnisse anders waren als heute. Es gab damals noch viel Fruchtland und auch noch viele Tiere.
Auf den Wänden der Baukomplexe von Musawwarat sind viele Reliefs und Graffiti zu sehen mit Darstellungen von Elefanten, Löwen und anderen Tieren, welche heute dort nicht mehr zu finden sind.
So berichtet Brehm in seinem Buch "Brehms Reisen im Sudan 1847-1852" noch von einer reichhaltigen Vegetation mit zahlreicher Tierwelt.



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3) Die äußere Südwand (1)

Hier auf dem Foto sieht man die südliche Außenwand.
Dargestellt sind von links nach rechts:

Thot (Herr der Schreibkunst)(Abbildung zerstört), Horus, Arensnuphis (er gleicht dem ägyptischen Jägergott Onuris, ist aber ein Gott des Dodekaschoinos-Gebietes), Sbwjmkr (Sebuimeker = wahrscheinlich Umschreibung des ägyptischen Weltenschöpfers Atum), Amun, Apedemak, Prinz, König und Isis.

Der nach ost-westlich orientiert Löwentempel wird in seiner Bauweise den meroitischen Einraumtempel zugeordnet.
Aus dem örtlich anstehenden Sandstein wurde dieser in Schalenbauweise errichtet, daß bedeutet, der Mauerkern wird zum größten Teil aus Schutt, Bruchsteine, Steinsplitt mit Erdmörtel gemischt, gebildet.

An den Längswänden befinden sich löwenköpfige Wasserspeier zum Ableiten des Regenwassers.

Durch die qualitativ ausgezeichneten Reliefs und Beischriften erhalten wir bedeutende Informationen zur Kunst, Sprache, Religion und Geschichte des Reiches von Meroe.
An Hand dieser Beischriften wird der Tempel in das späte 3. Jh. v. Chr. datiert, die Regierungszeit des Königs Arnekhamani. Ebenso wird der Kronprinz Arka, der spätere Ergamenes II. genannt.

Die Reliefs zeigen einheimische wie auch aus Ägypten übernommene Gottheiten.
Der Tempel war dem nubischen Löwengott Apedemak geweiht, jedoch ist gleichberechtigt der aus Theben übernommene Gott Amun in gleicher Größe und Häufigkeit abgebildet, wie Apedemak.

Während auf der nördlichen Außenseite sowohl weibliche als auch männliche Gottheiten paarweise dargestellt und einen hier friedlichen Eindruck vermitteln, zeigt die nördliche Außenwand die männlichen Gottheiten mit einem kriegerischen Aspekt und den König als kriegerischen Gott mit Pfeil und Bogen bewaffnet, der einen Gefesselten hält.



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4) Die äußere Südwand (2)

Detailausschnitt der Südwand

Auf diesem Reliefausschnitt ist links der löwenköpfige Gott Apedemak zu sehen, seinen linken Arm aussteckend mit einem Emblem in der Hand, das er dem König entgegen hält.
In der anderen Hand hält er einen Bogen mit Köcher und Bogenschützenring.
Ebenso hält er in dieser Hand einen Doppelstrick, an den ein gefangener gefesselt ist, der nicht den Boden berührt, sondern eher in der Luft zu schweben scheint.
Diese Art der Feinddarstellung, in welcher der Gott den gefesselten Gefangenen hält, habe ich bewußt noch nicht gesehen und auch in der mir vorhandenen Literatur keine weiteren Informationen dazu gefunden.
Es wird wohl hiermit der kriegerische Aspekt des Gottes Apedemak hervor gehoben.

Vor ihm steht in kleinerer Darstellung ein Prinz, der ein Brandopferbecken darreicht.
Hinter dem Prinzen steht in voller Größe der König, dargestellt im Staatsornat. Seine rechte Hand streckt er im Gestusgruß dem Emblem des Apedemak entgegen. In der Linken Hand hält er den Uräusstab. Er trägt königliche Prunksandalen, sein Schmuck besteht aus Ohrringen, kunstvollen Armreifen, eine um den Hals gelegte Schnur mit drei heranhängenden Widderköpfen.
Eine anliegende Kappe mit einem Uräus über der Stirn und darüber die mit drei Falken bekrönte Hemhem-Krone trägt er auf dem Kopf.
Apedemak trägt ebenfalls die Hemhem-Krone.
Der Name der Krone, ist aus dem ägyptischen Wort Gebrüll (des eines Löwen), Schrecken und Kriegsgeschrei abgeleitet.
So signalisiert Apedemak mit seiner Krone und dem Löwenkopf seine Stärke und Kraft, die wie eines Löwen vergleichbar ist, daß er jederzeit bereit ist, mutig und tapfer, sich seinen Feinden entgegenzustellen und diese zu besiegen.



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5) Die äußere Nordwand (1)

Bildausschnitt aus der nördlichen Außenwand.

Löwentempel ist ein neuzeitlicher Begriff.
Er bezieht sich auf den Gott Apedemak, der als Herr von Musawwarat auf ägyptische Weise menschengestaltig mit Löwenkopf dargestellt ist. Während Amun und Isis im gesamten nubischen Raum verehrt wird, tritt Apedemak als Hauptgott für die einheimischen Kulte auf.



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6) Die äußere Nordwand(2)

Diese Wand ist teilweise recht zerstört, bzw. man konnte diese nur teilweise wieder rekonstruieren.
Von links nach rechts sind König, Prinz auf Lotusblüten stehend, der Gott Apedemak, Göttin, Gott, Göttin, Amun, Satis, Horus und Isis dargestellt.
Wie bereits erwähnt werden die Darstellungen eher im friedlichen Charakter gezeigt, der kriegerische Aspekt wie auf der gegenüberliegenden Wand fehlt.



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7) Die äußere Westwand (1)

Auch hier sind die Darstellungen nur noch fragmentarisch erkennbar.



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8) Die äußere Westwand (3)

Nördlicher Teil der Westwand

Die Darstellungen auf der Westwand sind im Gegensatz zu den Seitenwänden in zwei Felder eingeteilt.
Der nördliche Teil zeigt der menschenköpfigen Gott Sebiumeker in Schrittstellung dem König gegenüber. Er streckt dem König das Was-Zepter und eine Standarte mit seinem eigenen Abbild und einem Ankh-Zeichen entgegen.
In einer Beischrift wird er als "Erster von Nubien" bezeichnet.
Auf zwei weiteren Inschriften ist der im ägyptischen Raum bekannte Osiris-Hymnus  zu finden.
Der Gott Sebiumeker symbolisiert eine Art Schöpfergottheit.



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9) Die äußere Westwand (4)

Nördlicher Teil der Westwand

Auf dem unteren Register der Westwand, südlicher Teil, sind unter den Füßen des Gottes Apedemak sogenannte Kriegselefanten zu sehen, die gefesselte Gefangene  an der Leine vorführen, wie auch Gefangene auf dem Boden liegend oder hockend mit auf dem Rückengefesselten Armen.
Sogenannte Kriegselefanten schreibe ich, da es zur Zeit Diskussionen gibt, ob Elefanten überhaupt als Kriegselefanten benutzt wurden.
Dr. Pawel Wolf, der uns vor Ort führte, meint, es sei nicht sicher, weil weitere Belege, außer den Elefantenabbildungen, dafür fehlen.



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10) Westwand – Pylon

Der Pylon war wahrscheinlich undekoriert. Es fanden sich allerdings dekorierte Reste im Füllmauerwerk von einem Vorgängerbau. Diese Reste sind heute in der sudanarchäologen Sammlung der Humboldt-Universität in Berlin zu finden.



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11) Westwand – Eingangstür (1)

Die Eingangstür wird von zwei sitzenden Löwenfiguren von beiden Seiten bewacht.



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12) Westwand – Eingangstür (2)

Die Eingangstür findet oben ihren Abschluß mit einem Rundstab und Hohlkehle, geschmückt mit einem Uräusfries und in der Mitte mit der bekrönten Sonnenscheibe und zwei Uräen auf beiden Seiten.



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13) Blick in den Tempel

Der nur aus einem Innenraum bestehende Tempel ist durch zwei Reihen von jeweils drei Säulen gegliedert, welche in erhabenem Relief dekoriert sind.
Dargestellt wird der König vor verschiedenen Gottheiten. Andere Szenen zeigen mythische Szenen mit heiligen Tieren und Pflanzen. Ebenso sind Abbildungen zu finden auf denen nur Götter vorkommen. An einigen Stellen ist noch erkennbar, daß auch die Säulen mit Beischriften versehen waren.



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14) Darstellungen an den inneren Wänden im Tempel (1)

Die Reliefs im Inneren des Tempels dienten ausschließlich kultischen Funktionen.
Es ist allerdings anzunehmen, daß diese überwiegend nur symbolisch statt fanden, weil dieser Raum für die durchzuführenden rituelle Handlungen und Prozessionen doch sehr klein war.
Eine große Rolle spielten hier nicht nur Opfer und Grußszenen, sondern auch die Erwählung und Krönung des Königs.
Die Reliefs im Inneren sind leider sehr schlecht erhalten. So sind überwiegend nur die unteren Szenen, diese oft auch bruchstückhaft zu sehen.
Es wird angenommen, daß die Innenwände nicht wie die Außenwände direkt einstürzten, sondern noch längere Zeit den Witterungseinflüssen ausgesetzt waren.



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15) Darstellungen an den inneren Wänden im Tempel (2)

Die Darstellungen im Inneren des Tempels sind im Gegensatz zu den Außenwänden in einzelne Szenen unterteilt. Der König ist mit unterschiedlichen Gottheiten besonders mit dem Tempelherrn Apedemak und dem meroitischen Reichsgott Amun zu sehen, wobei der Themenbereich dieser Darstellungen verschiedene kultische Aspekte umfaßt.



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16) Darstellungen an den Wänden im Tempel (3)

Auch im kultischen Bereich scheint der Elefant eine große Rolle zu spielen.



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17) Darstellungen an den Säulen im Tempel (4)

Der Elefant ist nicht nur auf den Wänden zu sehen, auch auf den Säulen ist er zu finden.



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18) Darstellungen an den Säulen im Tempel (5)

Auf der vorderen Säule ist im oberen Feld der König vor einem Gott dargestellt, der ihm wohl Opfergaben anreicht.
Das untere Feld zeigt eine nach links gewendete Göttergestalt, die einen geflügelten Löwen an der Leine hält.
Der Löwe hat einen nicht erkennbaren Gegenstand auf dem Kopf. Er schlägt mit der rechten Vordertatze zwei liegende Gazellen nieder.



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19) Darstellungen an den Wänden im Tempel (6)

Hier ist auf dem unteren Register zu sehen, wie gefesselte Gefangene an einem Seil den Göttern präsentiert werden.

Auffallend ist an den Darstellungen, daß der Gott Apedemak im Inneren des Tempels gleichberechtigt und genauso häufig erscheint wie der widderköpfige Amun.
Dies scheint wohl überwiegend kultische Gründe gehabt zu haben.

Der Reichsgott Amun von Theben wurde während des Neuen Reiches, der ägyptischen Herrschaft in Nubien, zum Herrn der meisten Tempel, die in Nubien standen, erwählt.
Im Königtum von Napata ist Amun nicht als Herr der alten Zentren zu finden, sondern Lokalgötter mit den Namen des Amun,  die widdergestaltig dargestellt sind.
Die Widdergestalt des Amun seit dem Neuen Reich in Ägypten, ist wahrscheinlich auf sehr alte Widderkulte in Nubien zurückzuführen.
Die Tempel für den kriegerischen Gott Apedemak entstand erst in meroitischer Zeit. Der älteste dieser Tempel, vom König Arnekhamani errichtet um 200 v. Chr., stand in Musawwarat es Sufra.
Die Reliefs dieses Tempels sind kunsthistorisch von großer Bedeutung. Die in frühptolemäischen abgefaßten Inschriften weisen Beziehungen zu den Tempelinschriften auf Philiae auf.



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20) Literaturnachweis und Quellennachweis:

- Hellenbarth, Jutta; Nürnberger Blätter zur Archäologie, Sonderheft 1999 (Festschrift Steffen Wenig).

- Hellenbarth, Jutta; Antike Welt, Sonderdruck. Heft3/2005.

- Porter&Moss; Nubia, the Deserts and Outside Egypt.  Band VII.

- Wildung, Dietrich; Sudan. Katalog. Tübingen 1996

- http://www2.hu-berlin.de/sudansammlung/Loewentempel.htm (April 2010).

Skizze:  Wildung, Dietrich; Sudan. Katalog. Tübingen 1996

- http://www.sag-online.de/index.php?option=com_content&view=article&id=80&Itemid=74
(April 2010).