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Wenen-nefer (Gott)
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  Koptos (Ort)
altäg. Gebtiu (Gbtjw), die Kopten nannten ihn dann Kebto oder Keft, jetzt Kuft oder auch Qift, Stadt am Ostufer des Nil, nördlich Theben.
Hauptort des --> 5. oberägyptischen Zwei-Falken-Gaues.

Schon seit ältesten Zeiten war Koptos dank seiner Lage an der Ausmündung der Roten-Meer-Route durch das Wadi Hammamat ein für die Ägypter wichtiger Handelsort. Oftmals war es Ausgangspunkt für zahlreiche Expeditionen in die Steinbrüche des Wadi Hammamat und zum Roten Meer, beispielsweise als Startpunkt für Punt-Expeditionen. Der Nil erreicht hier in seinem Verlauf eine Annäherung an das Rote Meer, sodass Karawanen von Koptos aus dieses in fünf Tagesreisen erreichen konnten. (8)

In diesem Wadi Hammamat befanden sich verschiedene Steinbrüche mit feinem und zugleich sehr harten Gestein.

Ägyptischen Quellen zufolge befand sich in der Nähe der Stadt im Wadi Foachir eine der drei größten Goldminen des Reiches (neben Wawat und Kusch).

Seiner Standarte nach verehrte der Gau zwei Falken.

Von den Ägyptern ist dieses Paar als --> Horus und --> Seth, später vielleicht als --> Min und Horus verstanden worden; indessen scheinen das nur sekundäew theologische Ausdeutungen zu sein. Anders urteilt freilich Sethe, Urgeschichte §47. Die Verehrung zweier Raben, die Aelian nat.an. VII.18 für die Gegend von Koptos bezeugt, mag ein Nachklang jenes Falkenkultes sein.

In der Stadt Koptos, die demnach erst später zur Gaumetropole geworden zu sein scheint, wurde Min als Ortsgott verehrt. Auch er ist hier nicht wirklich heimisch; vielmehr scheint er einen älteren, wohl artverwandten Gott namens Rahes verdrängt zu haben. (7)

Gebtu (Koptos) wurde ein bedeutendes religiöses Zentrum der Region, in der der Ortsgott Min hier auch zum Herrn der östlichen Wüstenregion wurde. Bei der engen Verbindung zwischen Horus und Min genoß auch Isis als Mutter des Min-Horus einen Kult, der in hohem Ansehen stand. Besonders in griechisch-römischer Zeit waren --> Isis und Horus die beherrschenden Gottheiten der Stadt. Seit der ptolemäischen Zeit wird Koptos zeitweise als das "oberägyptische Iseum" bezeichnet. Nach Aelian X.23 galt in dieser Zeit die Gazelle als heiliges Tier dieser Göttin.

Aelian X.24 berichtet weiterhin, dass in Koptos ebenfalls Krokodile verehrt wurden, bestätigt wird dies durch Funde entsprechender Mumien und durch Darstellungen im Tempel von El Kala (ca 1 km nördlich des Temenos-Tempelkomplexes.

Die Tempelanlage ist seit dem Alten Reich belegt und wurde durch Dekrete in der 1. ZZ geschützt (sog. Koptos-Dekrete). Die heutigen Tempelruinen stammen allerdings aus griechisch-römischer Zeit.

Zu den Tempelkomplexen finden sich in der Literatur teilweise recht unterschiedliche Angaben.

Der heute völlig zerstörte Min-Tempel scheint wie der Tempel von Kom Ombo ein Doppeltempel gewesen zu sein mit zwei parallel zueinander geführten Zugängen. (3)
Reste dreier Tempelgruppen, die innerhalb einer größeren Umfassungsmauer aus Ziegelmauerwerk lagen, wurden von W.M.Flinders Petrie (1893/94) sowie R.Weill und A.-J.Reinach (1910/11) freigelegt. (1)

Hier befand sich das etwa 170 Meter lange und 70 Meter breite Heiligtum mit zwei Pylonen und einem auf einer Terrasse erhöhten, heute völlig verschwundenem Tempelhaus der Ptolemaierzeit. (3)

Der große, weitgehend undekoriert gebliebene Nordtempel wurde von einem Beamten namens Sennuu im Auftrage Ptolemäus II. Philadelphos erbaut, mehrere Erweiterungen stammen von Ptolemäus IV. Philopator, Caligula und Nero. Er befindet sich an der Stelle älterer Gebäude von Amenemhet I., Sesostris I. und --> Thutmosis III. Südlich des 3. Pylons vom Nordtempel sind Reste einer für --> Osiris bestimmten Kapelle gefunden worden.
Auch auf dem Standort des Mitteltempels weisen Blöcke von Sesostris I., ein Tempeltor von Thutmosis III. mit Zusätzen von Orsokon II. auf eine lange Bautradition hin. Der Tempel selbst wurde unter Ptolemäus II. Philadelphos erbaut.
An der Stelle des Südtempels fand man Tempeltore von Nektanebos II., Caligula und Claudius sowie eine Kapelle der Königin Kleopatra VII. Philopator und von Ptolemaios XV. Caesarion. (1)

Von besonderem Interesse sind die Reste von drei 4,3 Meter hohen Min-Kolossen, die nach ihrer urtümlichen Form in frühdynastische Zeit ( Negade-II-Zeit) datiert werden.
Das Fragment der Kollossalstatue stammt aus dem Tempel des Min von Koptos, wo sie mit mindestens zwei gleichartigen Stücken aufgestellt war. Bereits diese ältesten Beistiele monumentaler Tempelplastik (spätprädynastische Zeit, möglicherweise um 3.150 v.Chr.) zeigen die Gottheit mit aufgerichtetem Phallus, wie es dem späteren Bildkanon entspricht.
Die 177 cm hohe Statue befindet sich heute in Oxford, The Ashmolean Museum, und wurde aus Kalkstein gefertigt. (6)

Im Gegensatz zu seinen Angaben in (3) beschreibt der gleiche Verfasser in (4) den Tempelkomplex wie folgt:

"In den Ruinen der ehemals bedeutenden Stadt 235 x 260 m großer Tempelbezirk des Min....10 m starke Ziegelumwallung mit Torbau. Zwei Pylone führten zu dem 60 x 100 m großen, auf einer Terrasse stehenden Dreifachtempel für Hathor/Isis, Min und Horus (Ptolemäus I.-IV.) Reste von 10m hohen Hathorkapitellsäulen. Erweiterungen der Römerzeit mit drei parallel geführten Aufgangstreppen. Darunter liegen Fundamentreste eines 27 x 36 m großen Vorgängerbaues Thutmosis III. mit Granitpfeilern und Spoilen von Vorgängerbauten des AR und MR...." (4)

Die mächtige Stadt Koptos wurde nach einer Rebellion gegen Diokletian vollständig vernichtet.

weiterführende Literatur:
W.M.Flinders Petrie, Koptos (London 1896)
Sir Gardiner Wilkinson, Modern Egypt and Thebes (London 1843)
A.J. Reinach, Rapports sur les Fouilles de Koptos (Paris 1910)
Fischer, Koptos (in LÄ III, 737-740)
Porter-Moss, Top. Bibl. V.123ff.



Quelle:
Arnold, D., Die Tempel Ägyptens. Augsburg 1996, S.162f.
Arnold, D., Lexikon der ägyptischen Baukunst. Düsseldorf 1994, S 134f.
Baines/Malek, Bildatlas der Weltkulturen
Breasted, J.H., Geschichte Ägyptens
Bonnet, H., Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Berlin, New York 2000
Helck, W., Otto, E., Kleines Lexikon der Ägyptologie. Wiesbaden 1999
Kees, H., Das Alte Ägypten - Eine kleine Landeskunde
Schulz, R., Seidel, M., Ägypten - Welt der Pharaonen. Köln 1997

Eingestellt durch: semataui (05.06.2003)
Bearbeitet durch:  Iufaa (14.04.2005)
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