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  Ammonium
Wie in alle von den Ägyptern besetzten Gebieten wurde der Kult ihres Reichsgottes auch in die Oase von Siwa verpflanzt. Wann dies geschehen ist, lässt sich nicht mehr sicher klären, wahrscheinlich aber erst nach dem Neuen Reich, vermutlich erst unter den "Äthiopen".
Die ägyptischen Inschriften geben dem Amun, "der in Siwa wohnt" das Beiwort "Herr der Ratschläge". Diese Bezeichnung deutet auf die Orakel hin, die Amun erteilte, auf ihnen gründet sich auch der Ruhm, den die Kultstätte (das Ammoeion) früh bei den Griechen genoß. Seinen größten Triumph feierte es durch den Besuch Alexanders, allerdings sank später wieder sein Ansehen.

Es ist fraglich, ob der Gott des Ammonium tatsächlich ein ägyptischer Amun ist oder ob er nicht einen in der Oase schon vor ihm heimischen Gott aufgenommen hat. An lokalen Überlieferungen hat es gewiß nicht gefehlt, und sie werden auch in den ägyptischen Kult hineingewirkt haben. Darauf verweist schon die bauliche Gestaltung des Orakeltempels. Nach dem Urteil des Architekten, der seine Reste zuletzt untersucht hat, hat er in seiner Grundrißgestaltung nichts mit einem ägyptischen Tempel gemein. Ebensowenig liegt ein griechisches Schema vor.
So werden doch wohl lokale Traditionen die Planung beeinflußt haben. Bei diesem Sachverhalt fordert auch die Abweichung der griechischen Namensform von der ägyptischen eine stärkere Beachtung.

Eine Möglichkeit wäre, daß sich in der Namensform Ammon eine Beeinflussung durch den phönikischen Baal chamman dartue, der durch die Karthager zum Hauptgott des punischen Nordafrika wurde und anscheinend schon vor der Gründung Karthagos in diesen Gebieten Verehrung genoß. Tatsächlich hat eine im einzelnen freilich wenig durchsichtige Vermischung zwischen den beiden Gottheiten stattgefunden. So wird Baal chamman in deutlicher Annäherung an den Gott der Oase mit Widderhörnern auf einem von Widdern getragenen Thron dargestellt. Die Angleichung der Namen hat darin ihr Gegenbild.

An sich bleibt natürlich die Möglichkeit offen, daß in dem allen sekundäre Ausgleichstendenzen zu Wort kommen. Aber wahrscheinlicher ist doch, daß Amun bei seinem Einzug in die Oase den Kult des Baal Chamman bereits vorfand. Selbst das Kultobjekt des Ammonium könnte wohl von ihm übernommen sein. Es war eigener Art. Curtius Rufus IV. 7, 23 beschreibt es als umbilico maxime similis, smaragdis et gemmis coagmentatus. Zur Illustrierung hat man gern auf einen mit Ornamenten und Götterbildern geschmückten Steinkegel hingewiesen, der sich im AmuntempeI von Napata fand und ihn zugleich als ein Zeugnis für einen inneren Zusammenhang zwischen den Kulten Napatas und des Ammonium gewertet. Allerdings hat Steindorff gezeigt, daß jener Steinkegel nicht eine Nachbildung des Kultobjektes von Napata ist, sondern einen Naos in Form einer primitiven Götterhütte darstellt. Er scheidet damit als Vergleichsobjekt aus; auch auf den von Wainwright für Theben postulierten Steinfetisch wird man bei der Unsicherheit der Deutung nicht zurückgreifen dürfen. Vollends vermag die Annahme Wilckens, daß das omphalosgestaltige Idol des Ammonium unter griechischem Einfluß eingeführt worden sei, nicht zu befriedigen. Denn aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte das Kultobjekt doch älter sein als die Beziehungen zu den Griechen. Dagegen ließe sich die Form des Idoles sehr wohl aus einer Angleichung an den Kult des Baal chamman begreifen. Denn der Omphalosgedanke war bei den sernitischen Völkern weit verbreitet und Baal chamman war "Herr des Steinkegels".

Die Orakelerteilung geschah dagegen nach ägyptischen Ritus. Der Tempel, in dem sie erfolgte, lag nach Diodor XVII. 50, 3,4 auf der Akropolis des Ammonium. Seine Reste sind auf dem Hügel von Aghurmi wiedergefunden worden. Er besteht aus zwei Vorhöfen und einer Cella, der ein Seitenraum angegliedert ist, und macht, wie gesagt, einen unägyptischen Eindruck. Er erfuhr darum einen Umbau, der ihn durch Einschaltung zweier überdeckter Räume vor der Cella ägyptischer Forderungen anglich. Der Aufbau ist fast schmucklos. Lediglich die Cella trägt Reliefs, die aber auch erst nachträglich durch einen Oasenfürsten, wie es scheint, zur Zeit des Hakoris (392-380 v.u.Z.) angebracht worden sind. Die Zeit der Erbauung läßt sich nicht feststellen.

Außerhalb der Burg lag nach Diodors erwähntem Bericht ein zweiter Tempel. Dieser hat sich in der Ruine Ummabeda unweit Aghurmi erhalten. Er ist von dem Oasenfürsten Unamun für Amun errichtet worden und diente anscheinend zugleich dem Totenkulte des Fürsten. Jedenfalls trägt eine Wand Totensprüche, die für diesen bestimmt und den Pyramidentexten entnommen sind. Vermutlich ist der Tempel um die Mitte des 4. Jahrhunderts entstanden; auf einem Block hat sich der Name Nektanebos II. erhalten. In der Nähe des Tempels liegt die "Sonnenquelle", die bei den Alten kaum geringere Berühmtheit genoß als das Orakel. Sie dankt sie der Fabel, daß ihr Wasser am Mittag kalt, um Mitternacht aber heiß sei. Religiöse Bedeutung hat sie schwerlich gehabt.

Außerhalb der Oase hat Ammon nicht nur in Nordafrika, sondern auch in Griechenland Filialkulte genossen. So hatte er in Sparta und seiner Hafenstadt Gytheion wie in Theben eigene Tempel. Das Kultbild des letzteren, ein Werk des Kalamis, hatte Pindar geweiht. Einen Hymnus, den er dem Gotte sang, fand noch Pausanias IX. auf einer dreiseitigen Stele eingemeißelt, neben anderen griechischen Weihgeschenken im Ammonium vor.



Quelle:
Bonnet, H., Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin, New York 2000

Eingestellt durch: semataui (25.07.2003)
Bearbeitet durch:  Iufaa (10.04.2005)
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