Hethiter |
Das Reich der Hethiter lag in Kleinasien am Halysbogen mit der Stadt Hattusa (Bogazkale) als politischem Zentrum. Wichtige Bodenschätze des Gebiets sind Obsidian und Eisen, das Material von Krone und Szepter des Hethiterreiches. An wichtigen Verkehrswegen gelegen, wurden die Hethiter zu kulturgeschichtlich bedeutenden Vermittlern. Wichtige Quellen sind, neben weit verstreuten Steinstelen mit (nicht-ägyptischen) Hieroglyphen, die in der Bibliothek von Amarna gefundenen Tontafeln sowie das Tempelarchiv von Hattusa. Außerdem sind sie durch Stellen im Alten Testament belegt. Die Hethiter hatten starke politische und wirtschaftliche Interessen im syrisch-palästinensischen Raum, was zu Konflikten mit Ägypten führte. Um 1274 kam es bei Kadesch zur Konfrontation zwischen den beiden Großmächten. Während in Abu Simbel Darstellungen eines ägyptischen Sieges gefunden wurden (die Schlacht soll allein durch die Tapferkeit des Königs entschieden worden sein), berichten hethitische Quellen von einer List, mit der die Ägypter bezwungen worden seien. Da nach der Schlacht von Kadesch zahlreiche Städte unter hethitischen Einfluß gelangten und mit Ägypten ein auf Silbertafeln festgehaltener Friedensvertrag geschlossen wurde (1259 zwischen Ramses II. und Hattusilis), erscheint die hethitische Darstellung glaubhafter. Tatsächlich stellte die Schlacht weder militärisch einen Sieg der Ägypter dar, noch politisch eine Abgrenzung der Machtsphären zwischen dem pharaonischen und dem Hethiterreich. Die Verfassung des Alten Hethiterreiches wurde unter Telepinu reformiert, wobei dem Feudaladel Zugeständnisse eingeräumt wurden. So konnte der Adelsrat sogar vom König bei Verwandtenmord Rechenschaft verlangen. Auch das Strafrecht wurde gemildert (Ersatz der Todesstrafe oder körperlichen Verstümmelung durch Verbannung). Die Frau des Königs hatte als dessen Stellvertreterin eine wichtige politische Stellung inne. Das von Suppiluliuma gegründete Neue Hethiterreich führte als Eigenbezeichnung Volk der Ahhijava (griech. Achäer). Vergeblich wurde in hethitischen Quellen nach Erwähnungen von Troja gesucht, man findet jedoch die Namen Epasa (Ephesos) und Alexandru (Alexandros: zweiter Name des Paris sowie des Pyrrhos, Sohn d. Achilleus). Im Völkersturm des 12. Jahrhunderts überrannten die von den Skythen vertriebenen Kimmerier und die Kaskai (bis heute Bezeichnung für Wandervölker im anatolisch-nordperischen Raum) das Hethiterreich und bewirkten dessen Zusammenbruch. Ägyptische Quellen bezeichnen die wandernden Stämme als Seevölker (sie kamen über das Meer nach Ägypten) und nennen namentlich die Plistu (Philister) und Trsu möglicherweise tyrrhenoi (Etrusker). Die hethitische Verwaltungssprache wurde in Keilschrift niedergeschrieben, daneben gab es den in Hieroglyphen festgehaltenen luwischen Dialekt. Die Aussprache der hethitischen Sprache war daher lange bekannt, ihre Bedeutung wurde jedoch erst während des Ersten Weltkriegs vom kk. Offizier Dr. Friedrich Hrozný entziffert, wobei die in einem Text häufig wiederkehrende Phrase nu ninda-an ezzatteni vadar-ma ekutteni entscheidend war. Das Wort ninda-an war durch ein Ideogramm wiedergegeben, das Brot bezeichnete, die gesamte Phrase konnte daher Brot essen, Wasser trinken bedeuten - man hatte es offensichtlich mit einer indogermanischen Sprache (der ältesten bekannten) zu tun. (Der Text erwies sich als Lehrgedicht eines Königs an seine Söhne und folgt dem Muster: Wenn ihr ..., dann werdet ihr Brot essen und Wasser trinken.)
Eingestellt durch: | manetho (28.09.2003) |
Bearbeitet durch: | - |
|
|
|