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Verlauf:
Ini-a-ef (Gott)
Totenbuch, Kapitel 125 (Iu-ef-anch)
Ihi (Gott)
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  Edfu (Tempel)
Die Stadt Edfu liegt auf halber Strecke zwischen Luxor und Assuan am Westufer des Nils.
Im Zentrum des Ortes befindet sich der wunderbar erhaltene --> Horustempel und bietet dem Besucher einen guten Eindruck eines bedeutenden Tempels aus der Ptolemäerzeit.
Leider ist die ursprünglich bunte Bemalung und Vergoldung der Wände nicht mehr erhalten.
An gleicher Stelle standen mehrere Vorgängerbauten. Der älteste datiert dem Mythos nach in die Zeit der Entstehung der Welt, und wir kennen sogar eine maßstabgerechte Beschreibung!
Östlich neben dem Hof des heutigen Heiligtums stehen noch Reste eines Tempels des Ramses III, ein Pylon, der den Zugang von der Landestelle unten am Nil und „den Gottesweg der Hathor“ markiert.



- Vollbild -

(Abbildung entnommen aus Kurth, D., "Treffpunkt der Götter - Inschriften aus dem Tempel des Horus von Edfu", Düsseldorf - Zürich, 1998)

In der gesamten Ptolemäerzeit wurde praktisch am heutigen Tempel gebaut. Der Kernbau, ein in sich geschlossener Tempel, besteht aus Säulensaal, zwei Querräumen, einem Barkensanktuar und einem Kranz von Kapellen. Am 23. August 237 v. Chr. wurde mit dem Bau begonnen und am 10. September 142 v. Chr. in Anwesenheit des Königs Ptolemäus VIII Euergetes II und Kleopatra II der Tempel geweiht. 140 bis 124 v. Chr. errichtete man den Pronaos, und 116 – 71 v. Chr. wurden Säulenhof und Pylon angefügt.
Der Verlauf der Ziegelumwallung ist nicht endgültig geklärt, sie umfasste aber den Heiligen See, Stallungen, Vorratsspeicher, Küchen, Priester- und Verwaltungsgebäude und einen Hain, in dem der heilige Horus-Falke gehalten wurde.
Vor dem Haupttempel steht in der Südwestecke das ptolemäische --> Mammisi, geweiht der Triade Horus- --> Hathor- --> Harsomtus, und, nicht mehr erhalten, ein Tempel des heiligen Falken.
Der 36 m hohe --> Pylon war ehemals mit 2 x Flaggenmasten versehen. Davor standen zwei --> Obelisken. Das Innere des Pylons besitzt ein System von Treppen und Kammern, die ihr Licht durch Schlitze in der Fassade erhalten. Traditionelles Relief der Fassade ist das Bild des Königs, wie er seine Feinde erschlägt.
Der Türflügel aus Zedernholz war 14 m hoch und 30 cm stark und führt in einen weiten Hof mit reich verzierten Kompositkapitellsäulen. Hier feierte man die Ankunft und Abfahrt der Göttin Hathor,  der „goldenen, der  Herrin von Dendera“, die hierher reiste, um ihre --> Hochzeit mit Horus von Edfu zu feiern.
An der Rückseite des Hofes erhebt sich die 34 m breite und 12,5 m hohe Fassade des --> Pronaos mit 6 Frontsäulen und zwei Reihen mit je 6 Säulen dahinter. In die vordere Schrankenwand sind zwei kleine Kapellen eingebaut: links das „Per duat“, in dem der Priester beim Festritual gereinigt wird, rechts das „Per-medjat“, ein Bibliotheksraum für die 32 beim Festritual benötigten Handschriften. In Truhen und Wandnischen wurden sie aufbewahrt, die Titel der Schriftrollen stehen auf den Wandinschriften.
Der anschließende Säulensaal mit 12 Säulen hat links zwei Räume: die sogenannte „Nilkammer“ und die Salbenküche, das Laboratorium zur Herstellung von Salben. Auf der rechten Seite befindet sich die Schatzkammer.
Der Tempelachse folgend gelangt man in den Opfertischsaal, von dort in den Saal der Götterneunheit und weiter geradeaus in das isoliert stehende Hauptsanktuar. Hier steht noch der aus einem Vorgängerbau des Nektanebos II stammende 4, m hohe --> Naos aus schwarzem Granit, in dem das bei Prozessionen getragene Kultbild aufbewahrt wurde.



Davor standen auf Sockeln die Barken des Horus und der Hathor.
Die Türe in der Ostwand des Saales der Götterneunheit führt in den Neujahrsfesthof und die „reine Kultstätte“, das Wabet, einen erhöhten und an der Front mit Schranken und schönen Kompositsäulen geschlossenen Raum. Hier wurde am Abend vor Neujahr das Kultbild des Horus gekrönt und auf die Zeremonien am Neujahrstag vorbereitet. Von hier aus wurden die Kultbilder in einer Prozession in Tragschreinen das Treppenhaus hinauf auf das Tempeldach und zur Dachkapelle getragen. Über die Westtreppe kehrte die Prozession in den Tempel zurück.
Das Hauptsanktuar ist von einem Umgang umgeben, von dem neun weitere Räume/Kapellen abgehen. Links/Westseite befinden sich die Kapelle des --> Min, der Raum für die heiligen Stoffe, die Kapelle der Neunheit, die Kapelle des --> Osiris.
Auf der nördlichen Rückseite die Kapelle des --> Sokaris, die Kapelle des Horus von Mesen  (das Kultbild des Falken wurde hier aufbewahrt) und die Kapelle des --> Chons.
Die Ostseite/rechts schließt an mit den Kapellen für --> Rê-Horus und Mehyt.
Im Bereich der dicken Außenmauern verstecken sich außerdem noch weitere Krypten

Die Beschriftung der Wandflächen ist vollständig und gut erhalten. Daher sind wir über die Bedeutung der Räume und den Ablauf der Feste und Riten gut informiert. Die Texte sind in einer besonderen Hieroglyphenschrift verschlüsselt: statt der üblichen 600 wurden mehrere tausend Schriftzeichen benutzt. Der Tempel lag noch bis 1860 unter dem Ort Edfu begraben, und erst 1876 begann der französische Ägyptologe M. de Rochmonteix und anschließend E. Chassinat mit der Kopie und Veröffentlichung der Texte.  14 Bände mit mehr als 3000 Seiten Text liegen bis heute vor.

Lit.: Description, Band I
De Rochmonteix/Chassinat, Le tempe d´Edfou (1897-1934), rev. Bd I+II Cauville/Devauchelle (1984-1990)
Blackman/Fairman, JEA 32 (1946)
M. Alliot, Le culte d´Horus a Edfou au temps de Ptolemees (1949, 1954)
P. Lacau, Notes sur les plans des temples de Edfou et de Kom-Ombo (ASAE 52, 1952)
H.W. Fairman, The Triumph of Horus. An Ancient Egyptien Sacred Drama (1974)
Sylvie Cauville, Edfou. Les guides archeologiques de l´Institut Francais d´arch. Orient. du Caire (1984)
S. Cauville/D. Devauchelle, Les mesures reelles du temple d´Edfou (BIFAO 84, 1984)
S. Chauville, Essai sur la theologie du temple d´Horus a Edfou (1987)    
   



Quelle:
Arnold, D., Die Tempel Ägyptens. Augsburg 1996

Eingestellt durch: semataui (03.11.2003)
Bearbeitet durch:  Iufaa (12.04.2005)
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