1. Lattich (Lactuca), Gattung der Korbblütler mit rund 100 weltweit verbreiteten Arten. Er ist eine krautige, milchsaftführende Pflanzen mit kleinen bis mittelgroßen, rispig angeordneten Köpfen aus gelben oder blauvioletten Zungenblüten; in Mitteleuropa gibt es etwa 7 Arten. Der wahrscheinlich vom Wilden Lattich oder Stachel-Lattich (Lactuca serriola) abstammende Garten-Lattich (Lactuca sativa) enthält, wenn auch in geringeren Mengen, in seinem Milchsaft Lactucopicrin. Der Garten-Lattich (Lactuca sativa) ist eine uralte Kulturpflanze, die bereits in der Antike wegen ihrer großen Beliebtheit als Salatpflanze in mehreren Kulturformen angebaut wurde. Heute kennt man weit über 100 Sorten, die sich in vielfältiger Hinsicht (Wuchsform, Form und Farbe der Blätter, Geschmack) unterscheiden und in fast allen Ländern der gemäßigten Zonen gezüchtet werden. Wichtige Kulturformen des Garten-Lattichs: der Kopfsalat (Lactuca sativa var. capitata), bei dem sich die ungeteilten, blasig-runzeligen Blätter der grundständigen Blattrosette zu einem dichten Kopf zusammenschließen (z.B. beim sog. Buttersalat oder beim Eissalat); der Schnittsalat oder Blattsalat (Lactuca sativa var. crispa), mit aufrecht stehenden, sich nicht zusammenschließenden Blättern; der Römische Salat (Lactuca sativa var. longifolia), mit recht langen, einen lockeren, eiförmig-länglichen Kopf bildenden Blättern. Eine besondere Spielart des Garten-Lattichs ist der Spargelsalat (Lactuca sativa var. angustana), bei dem die geschälten Sproßachsen ein spargelartiges Gemüse liefern. 2. Als für das Pflanzenwachstum besonders wirkungsvoller Fruchtbarkeitsgott galt der seit der Frühzeit menschengestaltig und ityphallisch dargestellte Min. Ihm wurde als heilige Pflanze der Lattich Lactuca sativa zugesellt, ein milchsaftführendes Gewächs mit unzähligen kleinen Samen. Wahrscheinlich aufgrund dieser Eigenschaften und seiner formalen Ähnlichkeit mit einem Phallus war er als geeignetes Attribut des Fruchtbarkeitsgottes ausgewählt worden. Der aus der Pflanze austretende Milchsaft wird mit dem Samenerguß gleichgesetzt. Eine Textstelle im Tempel von Edfu, die das Überreichen eines Lattichbündels an Min begleitet, erklärt die Handlung: "Um seinen Körper zur Überschwemmung kommen zu lassen .... empfange das schöne grüne Kraut, damit du deinen Samen ausstoßest". Die ihm unterstellte aphrodisische Wirkung besitzt der Lattich nicht, im Gegenteil wirken seine Inhaltsstoffe krampflösend und beruhigend bis einschläfernd. Dieser Sachverhalt war bereits den antiken Autoren bekannt: "Der Pythagoreer Iccos sagt, ... der Lattich wird von den Pythagoreern `Eunuch' genannt und von den Frauen `der, der impotent macht'". Der Lattich wurde seit dem Alten Reich in bewässerter Gartenkultur angebaut. Er wurde als Salat und Gemüse gegessen und findet sich auch häufig unter Opfergaben, ihre Beliebtheit dort erklärt sich aus der Gleichsetzung "Erhaltung der Zeugungkraft = Leben. Ob aus dem Samen auch Öl gewonne wurde, ist nicht sicher. Am Min-Fest wurde ein kleines Beet mit darauf stehenden Lattich-Pflanzen in der Prozession mitgeführt. Auf zahlreichen Reliefbildern des Min begenet man auch immer wieder Abbildungen des Lattich (und in Anlehnung an Min auch bei einer Sonderform des Amun - beispielsweise im Luxor-Tempel).
Quelle: Helck, W., Otto, E., Kleines Lexikon der Ägyptologie. Wiesbaden 1999 Lurker, M., Götter und Symbole der alten Ägypter. Bern, München, Wien 1974 Schoske, Kreißl, Germer, SAS 6
Eingestellt durch: | manetho (19.01.2004) |
Bearbeitet durch: | manetho (19.01.2004), Iufaa (14.04.2005) |
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