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Antikes 3-D-Puzzle
Die Rekonstruktion der Skulpturen aus Tell Halaf
Gitta am 28.07.2004 um 23:06:23

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), 27.07.2004

Nr. 43
27. Juli 2004

Aus 25 000 Bruchstuecken oder 80 Kubikmetern Stein setzen derzeit Wissenschaftler des Vorderasiatischen Museums in Berlin Skulpturen wieder zusammen, die einen langen Weg hinter sich haben. Urspruenglich Teil des so genannten Westpalastes in Guzana, heute Tell Halaf in Nordsyrien, wurden die Bildwerke nach der Fundteilung 1927 von Max Freiherr von Oppenheim, Sohn einer Koelner Bankiersfamilie, nach Berlin gebracht und in einer zum Tell Halaf-Museum umgebauten Fabrikhalle ausgestellt. 1943 fielen Bomben auf die Sammlung und von den spaethethitisch-aramaeischen Kunstwerken blieben nur Bruchstuecke uebrig. An der Zusammensetzung der Splitter und Brocken zu Loewen, Sphingen und Stieren arbeiten derzeit Wissenschaftler um Professor Dr. Beate Salje. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sichert dabei die wissenschaftliche Aufarbeitung des Materials. Fuer die Finanzierung der Restaurierungsarbeiten konnten Stiftungen der Nachfahren Max von Oppenheims gewonnen werden, die Salomon Oppenheim-Stiftung und die Alfred von Oppenheim-Stiftung.


Tierbasis (Löwin), Foto der Rekonstruktionsarbeiten,
April 2004, Copyright: Tell Halaf-Projekt, Berlin


Die Truemmer blieben fuer die Forscher bis heute zugaenglich, da sie in die Keller des Pergamonmuseums gebracht wurden. Doch galten die Skulpturen aufgrund des schweren Zerstoerungsgrades als unwiederbringlich verloren. Max von Oppenheim schrieb im Februar 1944: "Es handelt sich bei dieser Sammlung um eine fuerchterliche Arbeit, da die Skulpturen ja sicher in viele, auch kleinste Splitter zersprungen sind." Doch spaetere Sichtungen des Materials liessen erkennen, dass die Rekonstruktion einzelner Denkmaeler einschliesslich der monumentalen Eingangsfassade des Westpalastes moeglich ist.

Um die Bildwerke wiederherzustellen, wurden zunaechst alle Bruchstuecke ausgelegt und sortiert. Die Grundlage fuer die noch andauernde Feinidentifizierung bilden alte Fotoabzuege des Vorderasiatischen Museums, die Publikation der Bildwerke von 1955 und die digitalisierten Bildbestaende der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung. Besonders hilfreich sind alte Grabungsaufnahmen, da sie den Erhaltungszustand der Skulpturen vom Westpalast deutlicher belegen als die spaeteren Rekonstruktionen im Tell Halaf-Museum. Bis Ende 2002 konnten Dr. Nadja Cholidis, wissenschaftliche Leiterin des Projektes, und Ulrike Dubiel, M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin, mehr als 30 Bildwerke identifizieren.


Große Sortierhalle, Außendepot der Staatlichen Museen,
2002, Copyright: Tell Halaf-Projekt, Berlin


Parallel zu diesen Arbeiten hat der Steinrestaurator des Vorderasiatischen Museums, Diplom-Restaurator Stefan Geismeier, im Februar 2002 mit der Restaurierung der ersten Tierbasis vom Palasteingang begonnen. Bei der Entwicklung entsprechender Restaurierungstechniken und -methoden stehen Nachvollziehbarkeit, Reversibilitaet und Konsolidierung im Vordergrund; Ergaenzungen werden nur dort vorgenommen, wo sie aus statischen Gruenden erforderlich sind oder zum besseren Verstaendnis beitragen.

Nach dem fuer Dezember 2004 vorgesehenen Abschluss der Rekonstruktionen des Palasttors sollen die wissenschaftlichen Ergebnisse, die schon jetzt ueber den Erkenntnisstand von 1955 hinausgehen, publiziert werden. Die restaurierten Bildwerke werden nach der Generalsanierung der Berliner Museumsinsel dort praesentiert.

Weitere Informationen erteilt Dr. Lutz Martin, Vorderasiatisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preussischer Kulturbesitz, Tel. 030/20905305, E-Mail: l.martin@smb.spk-berlin.de.

Bilder zum honorarfreien Abdruck sind im Internet abrufbar unter
www.dfg.de/info_wissenschaftler/gw/aktuelles/2004/tell_halaf_0704.html

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Im WWW: http://idw-online.de/


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