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Die Kolossalstatue Ramses' II. in Achmim
Ausführlicher Artikel in Al Ahram-Weekly
Gitta am 15.08.2004 um 22:52:34

In Achmim wurde kürzlich eine Kalkstein-Sitzstatue Ramses II. gefunden, deren Größe man auf 13 m schätzt, bei einem Gewicht von 700 t. Der Fund wurde in einer Siedlung nahe des Open-Air-Museums gemacht. Der Thron, auf dem der König sitzt, ist flankiert von zweien seiner Töchter, Meritamun und Bintanat. Statue und Thron sind aus einem einzigen Block gefertigt. Die gewaltige Basisplatte - ebenfalls Kalkstein - ist mit Inschriften versehen und zeigt gefangene Feinde mit den typischen Ortsringen, in denen die Herkunftsländer genannt werden. Teilweise sind Farbreste auszumachen. Der zum Monument gehörige Königskopf, angetan mit Zeremonialbart, wurde ebenfalls freigelegt. Ganz in der Nähe war bereits die großartige Statue der Meritamun gefunden worden, die sich heute im Freilichtmuseum von Achmim befindet.

Der Fund des Ramses-Kolosses zieht die Aufmerksamkeit von Archäologen ebenso auf sich wie die von Besuchern und der Presse. "Es ist eine wirklich wichtige Entdeckung, denn es handelt sich um die grösste Kalkstein-Statue des Königs, die je gefunden wurde," sagte Zahi Hawass, SCA, gegenüber Al-Ahram Weekly. Er vermutet an Hand früherer Studien, dass das Monument am Eingang vor einem Pylon des großen Ramses-Tempels in Achmim gestanden haben könnte, was für die Existenz eines Gegenstückes spricht, das möglicherweise noch verschüttet ist.

Bereits 1991 bekamen Archäologen erste Hinweise auf den Tempel, als man 50 m vom Open-Air-Museum entfernt ein Postamt errichten wollte. Eine vorherige Inspektion des Geländes brachte eine Statuenbasis mit der Titulatur Ramses' II. zum Vorschein, umgeben von einer Mauer aus Nilschlammziegeln. Ausserdem wurden Votivstelen freigelegt von Privatpersonen, möglicherweise Tempelpersonal.

Ein großer moderner Friedhof, der an dieser Stelle angelegt worden war, verhinderte zunächst weitere Grabungen. Deshalb entschied man zunächst, die Grabung einschließlich der Statuenbasis zu deren Schutz wieder zu verfüllen. Um die Arbeiten fortsetzen zu können und das zu bewahren, was Kulturminister Farouq Hosni als "einen wichtigen Teil der ägyptischen Geschichte" bezeichnet, erfolgte ein Erlass, den Friedhof nach Neu-Sohaq umzusetzen. Das Kulturministerium steuert daraufhin 5 Mio. LE und der SCA 15 Mio. LE zur Durchführung der Umzugsaktion bei.

Die archäologische Stätte in Achmim war bereits Opfer illegaler Grabungen durch "moderne Grabräuber" geworden. In einem Grab des modernen Friedhofs "stolperten" sie über einen Ramseskopf mit Nemestuch. Die Übeltäter wurden auf frischer Tat ertappt und verrieten beim Verhör, wo noch weitere Stücke zu finden seien.

Die Grabungsarbeiten wurden im Januar 2003 unter der Leitung von Mansour Beck, Chef-Inspektor des Giza-Plateaus, fortgesetzt mit dem Ziel, die Gesamtgröße der Statue zu ermitteln sowie deren Verbindung zum Tempelareal festzustellen. Im Zuge der Freilegung des Monuments wurde zwei Hauptschichten sichtbar: eine untere aus koptischer und eine obere aus islamischer Zeit.

Achmim liegt etwa 100 km nördlich von Luxor und war in der Antike die Hauptstadt der 9. oberägyptischen Gaues. Dort befand sich ein Kultzentrum für die Fruchtbarkeitsgottheit Min. Gefunden wurden jedoch schon Relikte aus allen Zeiten seit der Prähistorie eineschließlich einer Nekropole mit 848 Felsgräbern aus dem Alten Reich in Al-Hawawish. Aus dem Mittleren Reich sind die Funde weniger zahlreich. Achmim war auch Zentrum des Christentums in Oberägypten und es kam zu Zerstörungen an den Tempeln.

Heute liegt die Stadt auf einem Hügel, der sicherlich noch reich an historischen Zeugnissen sein dürfte.

Online-Artikel im Original bei Al-.Ahram Weekly1



1: http://weekly.ahram.org.eg/2004/703/fr1.htm


http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=newsshow&ntag=040815225234

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