Ägyptologie-Blatt

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Spurensuche nach den Anfängen des ägyptischen Reiches
Anthropologische Untersuchungen in Hierakonpolis
Von Gitta am 14.04.2002 um 17:14:57 

Jerry Rose, Anthropologe der Universität Arkansas, beteiligt sich an der Spurensuche in Hierakonpolis, unterstützt mit einem Betrag von $ 267.646 der amerikanischen National Science Foundation.

Um 3000 v.Chr. war Hierakonpolis eine blühende Metropole am Nil. Jahrtausende später identifzieren Archäologen die Stadt als Geburtsort des ägyptischen Reiches. Sie finden die berühmte Narmer-Palette, die Köpfe der Kultkeulen von Narmer und Skorpion und die ersten ägyptischen Mumien, Tempel und Bierbrauereien.

Jerry Rose begleitete am 16.01.2002 Dr. Renee Friedman, Direktorin der Hierakonpolis-Grabungen, drei Studenten und andere assistierende Konservierungsspezialisten, um menschliche Überreste und Artefakte auf HK43, dem Arbeiterfriedhof mit vermutlich bis zu 2.000 Beisetzungen, freizulegen. "In Hierakonpolis finden sich zum ersten Mal Friedhöfe aller drei Gesellschaftsschichten beieinander: die der Elite, der gebildeten Mittelklasse und der Arbeiterklasse", sagt Friedman "Sie zeigen eine komplexe, vielschichtige soziale Struktur. Das Gebiet ist ziemlich einzigartig. Man findet Einwohner, Reste handwerklicher Aktivitäten, von Religion und die sterblichen Überreste der Menschen selbst."

Hauptsächlich wird Hierakonpolis mit dem Königtum und der Geburt des ägyptischen Staates in Zusammenhang gebracht. Ausgrabungen des letzten Jahrhunderts, früheste Grabmalereien, Königspaläste, Statuen, Felszeichnungen, untermauerten die derzeitigen Vorstellungen vom Aufstieg der Nation nach der Reichseinigung. Jedoch, so Rose, "Die enorme Größe der mittel-prädynastischen Siedlungen könnte darauf schließen lassen, dass sich hier bereits vor der Reichseinigung die Hauptstadt eines älteren Königreiches befunden hat. Keine andere Stätte kann uns mehr darüber sagen, wann, wie und letztendlich warum Ägypten sich von einer Ansammlung bäuerlicher Dörfer zu einem der größten Staaten der Antike entwickelt hat."

Zunächst werden Rose und seine Kollegen den Theorien von der Entwicklung der Dynastien nachgehen, indem sie Gesundheitszustand und Nahrung aller sozialen Klassen, von den Wohlhabenden bis zu den Armen, analysieren. Viele der Leichname sind durch den heißen, trockenen Sand gut erhalten. Matten, Körbe, Nahrung sind ebenso intakt wie menschliche Haut, Fingernägel, Haare, innere Organe und Mageninhalte. Teams von Archäologen und Bioarchäologen werden Ausgrabungen vornehmen, alles genauestens aufzeichnen und die Skelette und Zähne auf Unterschiede in Nahrung, Gebrechen und Beanspruchung bezogen auf die unterschiedliche sozialen Klassen untersuchen. "Wir möchten etwas über ihre Lebensqualität und ihren Arbeitsaufwand herausfinden", meint Rose. Soweit man das jetzt schon beurteilen kann, waren alle wohlgenährt, hochgewachsen und muskulös, was auf körperliche Arbeit schließen läßt. Einige Körper zeigen rituelle Schnitte und Verstümmelungen, vielleicht religiöse Praktiken oder auch Schutzformeln für die Lebenden.

Der Friedhof am Südostrand der Wüste läuft ständig Gefahr durch die Urbarmachung des Landes beschädigt zu werden. Friedman und ihr Team graben hier seit 1996 und versuchen, die gefährdeten Gräber zu bewahren. Jede Saison werden 200 Gräber ausgegraben und ihr Inhalt katalogisiert. Durch den Vergleich ihrer Resultate mit früheren Grabungen in anderen Teilen des Landes könnten die Wissenschaftler eventuell schließlich in die Lage versetzt werden, die Abstammung der ägyptischen Dynastien zu bestimmen: ob sie tatsächlich aus prädynastischen Städten wie Hierakonpolis hervorgegangen sind oder ob sie von Einwanderern aus anderen Ländern begründet wurden.

Quelle (englisch)
http://www.ascribe.org/cgi-bin/spew4th.pl?fname=2002-04/20020403.071125



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