Ägyptologie-Blatt

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Die Königin des Nil-Deltas
Weiterer Artikel über die jüngsten Ausgrabungserfolge in Bubastis
Von Gitta am 24.11.2002 um 17:56:14 

Nachdem vor rund sieben Monaten durch ein Forschungsteam unter Leitung des Potsdamer Wissenschaftlers Christian Tietze das Oberteil einer elf Meter hohen und rund 3250 Jahre alten Kolossalstatue aus Rosengranit gefunden worden war, haben die Archäologen aus Potsdam, Berlin und Köln jetzt auch die fehlende untere Hälfte entdeckt. Eine Woche vor Ende der 15. Grabungskampagne kam das knapp sechs Meter lange und etwa 45 Tonnen schwere Unterteil, an dessen rechtem Bein sich noch eine etwa 1,20 Meter hohe Tochterstatue befindet, zum Vorschein. Damit sind in diesem Jahr gleich zwei herausragende Funde gemacht worden, die nach elfjähriger Arbeit der Universität Potsdam an der Tempelanlage der antiken Stadt Bubastis im östlichen Nildelta einen glanzvollen Höhepunkt darstellen.

Bereits seit 1860 zog es immer wieder Ausgräber nach Tell Basta, wie das Gelände im Arabischen genannt wird. Einer von ihnen, der Schweizer Ägyptologe Edouard Naville, legte zwischen 1887 und 1889 auf der Suche nach Kapitellen, Statuen und Reliefs weite Teile der Anlage frei. Flugsand sowie sinkender und steigender Nilpegel sorgten in den Jahren danach allerdings für erhebliche Beschädigung der Oberflächen - ein Schicksal, dass der gerade entdeckten Statue, die vermutlich Nefertari, eine Gemahlin Ramses II. darstellt, nicht wiederfahren soll. Doch um dies zu verhindern, muss man gezielt handeln. Denn durch die tiefe Lage sind die Säulenteile wie auch weitere Fragmente vom Grundwasser und der sich infolge ständiger Verdunstung bildenen Salzablagerungen bedroht. Erste Sofortmaßnahmen zum Schutz des Gesteins wurden bereits ergriffen, eine Stahl-Matten-Konstruktion soll vor übermäßiger Sonneneinstrahlung, Sandauffüllungen vor der sogenannten Versalzung schützen. Doch eine Lösung auf Dauer ist das nicht, zumal die Oberfläche des Statuen-Unterteils einen sehr schlechten Zustand aufweist. Für Tietze und seine Kollegen stellt sich nun die Frage, ob man alles wieder mit Erde zudecken und auf diese Weise konservieren oder herausheben soll. Letztere Variante scheint nicht nur dem Potsdamer Uni-Wissenschaftler sinnvoller, auch die Ägypter plädieren dafür, die Statue zu heben, allerdings sehr bald. Dazu muss diese jedoch erst einmal komplett freigelegt werden. Nachdem der Generaldirektor des Deltas, Dr. Mohamed Maksoud, und sein Stellvertreter Sayed Hegazy sich bei einem Besuch vor Ort ein Bild gemacht hatten, gelangten die Neuigkeiten durch Kulturminister Farouk Hosni rasch an die Öffentlichkeit.

In Ägypten bedeutet das nun schnelles Handeln. Und während dort bereits die ersten Vorbereitungen für diesen großen Moment auf Hochtouren laufen, hofft man an der Uni Potsdam, dass bei allem Eifer die notwendige archäologische Sorgfalt gewahrt wird. Denn schließlich müsse man auch daran denken, was im weiteren Verlauf geschehen soll. Es bedürfe erst einmal einer Reinigung und Entsalzung des Gesteins, bevor die beiden Teile aufgerichtet und zusammengesetzt werden können. "Doch wir suchen schon jetzt nach einem angemessenen Standort im weitläufigen Gelände von Tell Basta", berichtet Tietze. Denn seine ursprüngliche Idee, das Oberteil zum Zentrum eines Museums zu machen, ist durch den neuen Fund hinfällig geworden. Zusammengesetzt ist die Königin-Statue nunmehr viel zu hoch für den Innenraum des geplanten Museums.

Anknüpfend an die jetzt beendete 15. Grabungskampagne kristallisiert sich ganz klar das Ziel der 16. Kampagne im Februar heraus: Das Heben der Statue, die ursprünglich in Pi-Ramesse gestanden hat und - nachdem sie in der 22. Dynastie (ca. 945-735 v.Chr.) in die damalige ägyptische Hauptstadt Bubastis gebracht worden war - unter Osorkon II. dort wieder verwendet wurde. Was sich anhand der vertieften Inschriftzeichen auf dem Rückenpfeiler belegen lässt. "Es ist möglicherweise die größte Satue des Deltas und ein Stück, das unsere gesamte Arbeit dort voranbringen wird", sagt Tietze.

Quelle
http://www.maerkischeallgemeine.de/?loc=2_1_1&id=80585&weiter=500



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