Ägyptologie-Blatt

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Altaegyptische Balsamierungstechniken auf dem Pruefstand
Naturwissenschaftliche Veröffentlichung in "Nature"
Von Gitta am 25.10.2003 um 00:19:48 

Ueber Einbalsamierungstechniken im alten Aegypten berichten Tuebinger
und Muenchner Forscher in der naechsten Ausgabe des Fachjournals
"Nature". Durch die Analyse eines unbenutzten Balsamierungsteers aus der
18. Dynastie (um 1500 v. Chr.) wiesen sie nach, dass es aus Zedernholz
hergestellt worden war. Bisher galt unter den Aegyptologen die
Lehrmeinung, dass derartige Teere aus Wacholderholz destilliert worden
seien. Darueber hinaus konnte das Team um Ulrich Weser vom
Physiologisch-Chemischen Institut in Tuebingen und Johann Koller vom
Doerner-Institut in Muenchen mit dem Guaiacol einen bemerkenswert
wirksamen Konservierungsstoff im Balsamierungsteer identifizieren.

Im alten Aegypten wurden Tote einbalsamiert, um ihre Koerper fuer das
Leben im Jenseits zu konservieren. Da manche Mumien Wacholderbeeren in
den Haenden hielten, gingen die Aegyptologen bisher davon aus, dass auch
der Balsamierungsteer aus Wacholder hergestellt worden sei. Zu dieser
Annahme trug ausserdem bei, dass die griechische Sprache fuer Zeder und
Wacholder nur einen Begriff, kedros, kennt. Ulrich Weser und seine
Kollegen stellten fuer ihre Untersuchungen einen Extrakt aus einem
unbenutzten Balsam her, der bei der Mumie "Saankh-kare" in Deir
el-Bahari, Aegypten, entdeckt worden war. Mit Hilfe der
Gaschromatographie konnten sie nachweisen, dass die Substanz
Sesquiterpenoide, Junipen, Cadalen, Calamen, Cuparen und alpha-Curcumen
enthaelt, die aus dem Koniferenholz stammen. Diese Kombination von
Inhaltsstoffen weist darauf hin, dass der Teer mit grosser
Wahrscheinlichkeit aus Zedern und nicht aus Wacholder hergestellt worden
ist.

Die Biochemiker untersuchten darueber hinaus die Substanzen Guaiacol,
p-Cymol, Limonen und alpha-Pinen auf ihre konservierende Wirkung. Sie
bedeckten in einem Modellversuch Schweineknochen mit jeweils einer
dieser Substanzen und bewahrten sie 35 Tage bei Raumtemperatur auf. Um
die Wirkung nachzuweisen, bestimmten sie anschliessend die Aktivitaet
des Enzyms Alkalische Phosphatase. Guaiacol erwies sich dabei als das
effektivste Konservierungsmittel; in den damit behandelten Knochen wies
das Enzym eine zwoelfmal hoehere spezifische Aktivitaet auf als in den
unbehandelten Proben.

Fuer weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Ulrich Weser, Physiologisch-Chemisches Institut, Universitaet
Tuebingen,
Tel./Fax: (07071) 29-5564, E-Mail: ulrich.weser@uni-tuebingen.de
Eine Abbildung des Balsamierungsteers finden Sie im Internet unter:
http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/pm/pm692.html.
Auf Wunsch schicken wir Ihnen die Abbildung in Druckaufloesung zu.


Quelle
http://idw-online.de/


Geändert: 25.10.2003 um 00:20:55

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