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Grab Amenhotep I.
Richtigstellung des Pravda-Artikels
Von Gitta am 28.08.2005 um 16:09:45 

Der Wirbel, den der erste Artikel in der Pravda erzeugte, war Anlass für Dr. Victor V. Solkin, President of the Association of Ancient Egypt Studies "MAAT" und Member of the International Association of Egyptologists, dessen Inhalt in einem ergänzenden Artikel vom 23.08.2005*) zu korrigieren und auch zu entschärfen. Nachstehend ein ins Deutsche übersetzter Auszug aus dem englischsprachigen Artikel:

Eine unprofessionelle Übersetzung verleitete russische Medien dazu, auf eine Entdeckung hinzuweisen, die noch gar nicht gemacht wurde. Die ägyptische Archäologie versorgt uns jährlich mit einer Menge an Überraschungen und unerwarteten Entdeckungen, aber manchmal kommt eine "Sensation" auf uns, die schließlich allein auf journalistischen Fehlern beruht. Genau dieses geschah mit der Meldung über eine angeblich bevorstehende Entdeckung des unberührten Grabes Amenhoteps I., die noch dazu verglichen wurde mit der Entdeckung des Grabes Tutanchamuns. Ursächlich dafür waren mangelhaft übersetzte und missverstandene Aussagen von Zahi Hawass, Secretary General des SCA. Tatsächlich war nichts weiter passiert als dass Ägyptens Kulturminister Farouk Hosni bestätigt hatte, ein ägyptisch-polnisches Team habe die Genehmigung erhalten, Grabungen in der Thebaner Nekropole zu unternehmen mit dem Ziel, das Grab von Amenhotep I. zu finden.

Zahi Hawass unterstützte die Initiative mit den Worten "Falls das Team das Grab Amenhoteps I. freilegt, dann würde dieser Fund zu den größten archäologischen Entdeckungen des 21. Jahrhundert zählen". Die Journalisten versäumten es jedoch, das Wörtchen "falls" in ihren Text mit aufzunehmen und damit nahm das Durcheinander seinen Anfang. Der spätere Vergleich mit der Tutanchamun-Entdeckung sorgte dann erst recht für Aufruhr. Wegen eines einzelnen kleinen Wortes und sensationslüsterner Amateurjournalisten wartet die Welt nun auf Schätze, die nie gefunden werden.

*)via EEF

Solkin geht dann weiter ein auf die bisherigen Erkenntnisse über mögliche Orte, wo sich das Grab Amenhoteps I. befunden haben könnte, auf die Vergöttlichung des Königs und seiner Mutter Ahmes-Nefertari und auf den außergewöhnlichen Beinamen jtj nj qm.t = Vater Ägyptens. Er berichtet über einen Tempel des Königs mit dem Namen mn s.t, der sich wahrscheinlich einst in Deir el-Bahri befand und durch den Tempel der Hatschepsut überbaut wurde, und über die Fundumstände der Mumie des Königs in der Cachette DB320.

Eine Frage wird leider auch in diesem Artikel nicht beantwortet: wo gräbt die ägyptisch-polnische Mission? KV39 wäre möglich, Dra Abu l'Naga jedoch kaum, da dort bereits das DAIK seit vielen Jahren arbeitet. Es darf aber vermutet werden, die Grabung könnte oberhalb des Tempels der Hatschepsut stattfinden. Dies hat mich dazu veranlasst, meine dort in den letzten Jahren gemachten Beobachtungen einmal mit Fotos zu dokumentieren:


- Vollbild -

Markierung der beiden möglichen Positionen mit 1 und 2



Position 1:
Es sind zwei Leitern zu erkennen - eine führt in den Schacht, die andere befindet sich darüber. Das Foto stammt aus dem Jahre 2003. Man konnte dort zeitweilig geschäftiges Kommen und Gehen beobachten.



- Vollbild -

Position 2:
Das Foto stammt aus dem Jahre 2001. Auf meine Nachfrage, was sich dort tue, sagte mir ein Ghafir, es würden Steine gebrochen für die Restaurierung des Hatschepsut-Tempels. Die obere Terasse war zu diesem Zeitpunkt in der Tat noch nicht komplett.



Geändert: 28.08.2005 um 16:31:39

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Kommentare zu diesem Artikel
Geistsucher28.08.2005 um 17:43:22
Alle Hoffnungen begraben.

Oder ??

Gitta E-Mail28.08.2005 um 17:56:47
Nicht unbedingt - wenn man auch nicht von zentnerschweren Goldschätzen ausgehen sollte. Andererseits könnten die bisherigen Aktivitäten in DeB lediglich erste Sondierungen gewesen sein und die eigentliche Grabung würde jetzt erst richtig losgehen. Sollte es sich wirklich um den Schacht Pos. 1 handeln, dann möchte ich nicht wissen, was dort im Laufe der Jahrtausende an Geröll hineingespült worden ist. Um sich da durchzukämpfen braucht man eine Weile.

Aber - nichts Genaues weiß man nicht

Lutz28.08.2005 um 21:15:50
Der Vortrag des Polen im März diesen Jahres in Luxor bezog sich auf ein vermutetes Grab unter dem Block rechts im Bild "Pos.2".
Der Block muß dringend entfernt werden, da er über kurz oder lang auf den Tempel stürzen könnte.

Gitta E-Mail28.08.2005 um 21:25:03
KV39 kann man eigentlich auch gleich völlig ausschließen. Da gibts nichts mehr zu "graben".



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