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Das Grab Amenophis' I.
'Dig Days'-Columne von Zahi Hawass in Al-Ahram Weekly
Von Gitta am 25.12.2005 um 18:32:28 

Übersetzung eines Artikels von Zahi Hawass in Ausgabe 774 von Al-Ahram Weekly:

Das Grab von Amenophis I., des großen Pharaos der 18. Dynastie, von dem man annehmen könnte, es läge im Tal der Könige, wurde nie gefunden. Amenophis I. war ein wichtiges Mitglied der 18. Dynastie und sein Grab gehört zu den wenigen, die bisher nicht entdeckt wurden. Nach allen bekannten Belegen wurde er nicht im Tal der Könige beigesetzt und Daniel Polz vom Deutschen Archälogischen Institut Kairo glaubt, dass er in der Nekropole von Dra Abu l'Naga beigesetzt wurde. Polz gräbt seit langem in diesem Gebiet.

Vor drei Jahren, als ich Generalsekretär des SCA wurde, besuchte mich der polnische Wissenschaftler (Professor Andrzej) Niwinski. Er fragte mich nach meinen Plänen für die darauffolgende Woche. Auf meine Frage nach dem Grund antwortete er, er sei nahe daran, ein intaktes Grab zu finden und ich möge ihn begleiten. Er war überzeugt, das Grab Amenophis' I. sei in der Felswand von Deir el-Bahri.

Vor einem Jahr besuchte ich Deir el-Bahri und die Cachette, wo die Abdul-Rassul-Familie 1871 diverse Mumien entdeckte, die 1881 ins Kairener Museum verbracht wurden. Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich Arbeiter, die große Felsbrocken aus der Felswand über Deir el-Bahri entfernten. Ich war verärgert, weil diese gefährlichen Aktivitäten den direkt darunter liegenden Hatschepsut-Tempel gefährden konnten. Ich musste feststellen, dass diese Ausgrabungsarbeiten von Niwinski geleitet wurden. Der SCA verfügte einen sofortigen Stopp, um den Hatschepsut-Tempel zu schützen. Niwinski besuchte mich und ich machte ihm klar, dass seine Arbeit äusserst gefährlich sei und die obere Terasse des Tempels ruinieren könne. Er sagte, er sei gerade dabei gewesen, das Grab zu finden.

Niwinski hat dort oben ca. 250 Graffiti entdeckt, Darstellungen von Fischen, Hunden und menschlichen Figuren - möglichweise prädynastisch. Fünf Graffiti stammten aus der 21. Dynastie und haben Verbindung zu einem Schreiber namens Botig Amun (Butehamun?). Erdbeben haben zu Verwerfungen der Felsen geführt und acht Durchgänge hinter dem Tempel freigegeben. Diese Durchgänge stammen von Grabräubern auf der Suche nach Gräbern und Schätzen und wir wissen aus dem Papyrus Abbot, dass die Diebe dort bis zum gewachsenen Fels vorgedrungen waren. Sie hatten das Gelände auch in horizontaler Richtung untersucht.

Innerhalb eines dieser Tunnel wurden weitere Graffiti entdeckt. Niwinski fand einige Tunnel versiegelt, offensichtlich durch Beamte der Nekropole. Er vermutet, dass der Absturz diverser Blöcke auf den Hatschepsut-Tempel nicht durch Erdbeben verursacht wurde, sondern durch ägyptische Arbeiter und er meint, dass die alten Ägypter diese Blöcke einst verwendet hatten, um einen versteckten Ort unzugänglich zu machen, möglicherweise das Grab Amenophis' I. Nach Niwinski gibt auch der Papyrus Abbot dazu Hinweise und einige der Inschriften vor Ort nennen die Namen Mentuhotep und Amenophis. Nach all dem ist er überzeugt, dass dort etwas wichtiges begraben sein müsse.

Tag für Tag ist Niwinski überzeugt, das Grab zu finden. Als wir seine Arbeit stoppten, glaubten wir keine andere Möglichkeit zu haben, weil die Grabung sinnlos erschien und alles dort bisher Geleistete wieder zertsören würde. Das Ständige Kommittee des SCA traf sich im letzten Monat mit Niwinski und gab ihm trotz aller Bedenken noch eine letzte Chance. Dieses Mal werden Spezialisten die Arbeiten begleiten. Wir hoffen, Niwinski wird etwas finden, an das man sich immer erinnern wird. Obwohl ich nicht optimistisch bin - wir wissen nie, welche Geheimnisse der ägyptische Sand noch verbirgt.

via EEFNEWS


Geändert: 25.12.2005 um 22:10:40

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