Ägyptologie-Blatt

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Alt-ägyptische Augenschminke wirkte vermutlich antibakteriell
Bericht in der Zeitschrift "Analytical Chemistry"
Von Iufaa am 09.01.2010 um 15:45:48 

Philippe Walter und Mitarbeiter vom franz. CNRS berichten in der "Analytical Chemistry" über ihre Untersuchungen zu Blei-haltigen Makeups aus der Antike.

Chemische Analyse von Kosmetikproben aus alten ägyptischen Gräbern und "Nachbauten" von alten Rezepturen, die von griechisch-römischen Autoren überliefert worden sind, haben gezeigt, dass zwei selten natürlich vorkommende  Bleichlorverbindungen (Laurionit Pb(OH)Cl uand Phosgenit Pb2Cl2CO3)  möglicherweise vorsätzlich synthetisiert und als feines Puder in Makeups und in den Augenlotionen verwendet wurden. Augenerkrankungen waren im alten Ägypten recht häufig - entsprechend häufig ist auch die Verwendung von Makeups und Augenlotionen in den med. Papyri. Das erscheint etwas seltsam, da sich die moderne Wissenschaft vor allem mit der Giftigkeit von Bleiverbindungen beschäftigt.

Die hier berichteten Untersuchungen zeigen jedoch, dass  Keratozyten auf den oxidativen Stress durch Bleiionen (Pb++) in submikromolaren Konzentrationen mit einer spezifischen Reaktion antworten. Diese besteht im Wesentlichen aus Produktion und Freisetzung von Stickstoffmonoxyd (NO°), von dem man wiederum weiß, dass es nicht-spezifische Immunreaktionen auslöst. Die Autoren vermuten daher, dass die Verwendung der bleihaltigen Makeups und Augenlotionen vor Augenerkrankungen durch eine unspezifische Immunantwort schützt. Sie vermuten außerdem, dass den alten Ägyptern diese Wirkung bekannt war.

Ergänzende Publikationen zu dem obigen Beitrag:

Dooryhée, E., Recipes & Use of Cosmetics in Ancient Egypt, Presentation at the Workshop on Synchrotron Radiation in Art and Archaeology, SSRL, 18 October 2000

Zafar Alam Mahmood et al., "Kohl (Surma), retrospect and prospect", in. Pak. J. Pharm. Sci., Vol.22, No.1, January 2009, pp.107-122. PDF



Geändert: 09.01.2010 um 19:14:47

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Kommentare zu diesem Artikel
manetho09.01.2010 um 18:07:22
Das ist doch wohl ein alter Hut, dass die Augenschminke eine antibaktrielle Wirkung hatte. Aber deshalb den Ägyptern gleich unterstellen zu wollen, die Bleichlorverbindungen vorsätzlich synthetisiert zu haben, ist ja schon mehr als spekulativ. Da wird ja fast EvD noch in den Schatten gestellt.

Iufaa09.01.2010 um 18:26:52
Hi, manetho, es geht hier wohl weniger um die Wirkung als viel eher um den Mechanismus.

Ansonsten habe ich an einigen Stellen des Abstracts auch geschluckt, und vorsichtshalber die Aussage abgeschwächt. Möglicherweise ist "purposely synthesized" auch nur schlecht ins Englische übertragen und meint eher "absichtlicht gewonnen", z.B. durch Wäsche von Mineralschlacken etc. Die vollständige Publikation mag da genauer sein.
-> http://sciencenow.sciencemag.org/cgi/content/full/2010/108/1



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