Ägyptologie-Blatt

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Streit um rund 150 Kunstwerke im Ägyptischen Museum der Universität Leipzig
Restitutionsansprüche des JCC (Jewish Claim Conference)
Von Ipetsut am 12.04.2011 um 20:01:51 

Etwa 150 altägyptische Objekte wurden 1937 von dem Ägyptologen Georg Steindorff, mit jüdischen Wurzeln, an die Universität in Leipzig verkauft. Georg Steindorff selbst war seit 1904 Inhaber des Ägyptologischen Lehrstuhls der Universität Leipzig.  Im Jahre 1930 erreichte er altersbedingten seine Emeritierung, blieb aber auf Wunsch der Universität bis 1933 tätig. 1934 wurden ihm wegen seiner jüdischen Herkunft leider alle seine Aktivitäten an der Universität durch das Nationalsozialistische Regime verboten. In einem Schreiben vom 05.08.1936 bot Steindorff seine „Sammlung ägyptischer Altertümer, die zum Teil im ägyptischen Museum der Universität als Leihgabe ausgestellt sind, zum Teil sich in meiner Wohnung befinden, dem ägyptischen Museum zum Kauf an“. Steindorff selbst bezifferten den Verkaufswert seiner Sammlung auf 10.260 RM (Reichsmark). Die Universität bot ihm 1937 eine Zahlung in Raten von insgesamt 8.000 RM für die Stücke an. Steindorff stimmte dem Verkauf zu, obwohl eine weitere Offerte des Kestner Museum in Hannover zu diesem Zeitpunkt noch offen stand.

1939 emigrierte Steindorff mit seiner Familie in die USA, wo 1951 im Alter von 89 Jahre starb. Zeitlebens blieb er jedoch eng mit der Universität in Leipzig verbunden. So äußert er sich nach dem Krieg im mehreren Briefen sehr erfreut darüber, dass die Sammlung wieder ausgestellt wurde, dies würde seinem Wunsch entsprechend.

Am 15.05.2008 wurde das Ägyptologisches Institut und das angegliederte Museum der Universität Leipzig nach Steindorff benannt, um so diesen großen Gelehrten zu ehren. Zum feierlichen Akt der Namensgebung reiste sogar der in den USA lebende Enkel von Georg Steindorff, der 85-jährige Thomas Hemer, an.

Im Jahre 2009 wurde vom Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen auf die Restitutionsanfrage der JCC (Jewish Claim Conference) entschieden, dass die rund 150 Steindorff-Kunstwerke der Leipziger Sammlung wieder zurückzugeben sind. Die Universität wehrt sich seitdem gegen diese Entscheidung. Zurzeit wird abschließend der Fall vor dem Verwaltungsgereicht in Berlin verhandelt. Für den 26.05.2011 ist ein Verhandlungstermin mit Beweisaufnahme angesetzt.

Quelle: LVZ-Online



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