Hallo JD, Zu el-Minia: Koptisch TMOONE, TMUNEH (mit dem weiblichen Artikel T- vorangestellt) und vermutlich aus griechisch MONASTERION (Kloster) entstanden. Noch heute beherbergt el-Minia eine bedeutende koptische Gemeinde mit einem großen koptischen Friedhof. Wegen der oberflächlich ähnlichen Gleichklanges mit koptisch TMOONE „(er)nähren“ (Crum, Coptic Dictionary, 173) bereits von Champollion mit ägypt. mna.t gleichgesetzt. Amélineau (Géographie, S. 257f.) dachte dagegen an eine Ableitung von mnj.t „Hafen“ und hielt die Schreibung mna.t für kryptographisch. Andere Forscher haben al-Minia mit dem ägyptischen Ort Hbnw gleichgesetzt (Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica II, 382 A; Roeder, Hermopolis, S. 155 u.a.). Der arabisch eigentlich als al-Miniat al-Chasim bekannte Ort auf dem Westufer blühte erst in arabischer Zeit zur Großstadt auf. Der Kom von el-Minia ist nur recht bescheiden, was auf eine erst späte Besiedelung schließen läßt. Tempelreste oder pharaonische Architektur fand sich in al-Minia bislang nicht (dafür aber in der weiteren Umgebung einige AR- sowie ptolemäische und spätzeitliche Tempelblöcke). Auch die Lage (direkt am Strom gelegen mit einem steinernen Uferdamm) ist typisch für spätptol./römerzeitliche Neugründungen in Ägypten. Nach den Ergebnissen seines Surveys in Mittelägypten interpretiert Kessler mna.t-xwfw als „Nekropolensiedlung“ (ein alter Terminus aus dem frz. „ville funéraire“ übernommen). Diese Siedlungen wurden u.a. für den Kultbetrieb und die Verwaltung von größeren Nekropolen eingerichtet und beherbergten i.d.R. das lokale Kultpersonal. Eine weitaus bedeutendere Rolle dieser Siedlungen am Wüstenrand war aber die Organisation und Kontrolle der Wüstenstrassen und der Wadis, die ins Niltal führten. Insofern ist es sinnvoll, dass die Bürgermeister von mna.t-xwfw (zB. Chnum-Hotep II.) während des MR auch Vorsteher der Ostwüste oder Expeditionsleiter waren. Es ist wohl kein Zufall, dass die Frauen der HAtj-a von mna.t-xwfw im MR das Hw.t-nTr der Göttin Px.t (eben dort wo später Hatschepsut den Speos Artemidos errichten ließ) als Priesterinnen leiteten. Eben die Kontrolle dieses wichtigen Wadis zur Ostwüste dürfte eine der Hauptaufgaben von mna.t-xwfw gewesen sein. Die Männer dagegen dienten im Tempel des „Horus-der-die-Rekhit-erschlägt“. Mna.t-xwfw war nach Ausweis der Grab-Texte von Beni Hassan (wo sowohl die Nomarchen wie auch die Bürgermeister von mna.t-xwfw beigesetzt waren) NICHT Gauzentrale und auch nicht Sitz des Gaufürsten (Hrj-tp aA n MA-HD), sondern eine bedeutendere Siedlung eines eigenen Unterbezirkes im 16. Gau. Die Gauzentrale des MR dürfte anstelle von mna.t-xwfw eher das in den Beamatenbiographien häufig belegte Hr-wr bzw. das damit kultisch eng verbundene Nfrwsj gewesen sein (die Gaufürsten taten in Hr-wr Tempeldienst, ihre Frauen in Nfrwsj – auch hier ist also die Trennung zum Gaufürstensitz ersichtlich, taten die Bürgermeister von mna.t-xwfw Dienst im Tempel des oben genannten Horusgottes). Nach der Begehung des gesamten (!) Gebietes und der Analyse aller relevanten Texte möchte Kessler (S. 135) mna.t-xwfw bei Beni Hassan al-Qadim („das alte Beni Hassan“) lokalisieren. Dort liegt heute eine bedeutende römerzeitliche Wüstenrandsiedlung (vermutlich das in den späteren Texten erwähnte pr-nb.t-jn.t), die aber noch nicht ergraben ist (vgl. Karl W. Butzer, Archäologische Fundstellen Ober- und Mittelägyptens in ihrer geologischen Landschaft, in: MDAIK 17, 1961, S. 60). Das scheinbare „Verschwinden“ von mna.t-xwfw in den Texten nach dem MR wäre mit Kessler also durch einen einfachen Namenswechsel (zu pr-nb.t-jn.t) zu erklären, wie es ja auch bei zahlreichen anderen Siedlungen am Ostwüstenrand – zB. Tehne – zu beobachten ist. Hierbei hat eine Siedlung bei ihrer Ausdehnung den Namen eines angrenzenden Heiligtumes angenommen bzw. wurde von einer benachbarten wachsenden Nekropolenansiedlung überlagert. Gruß A.
> Antwort auf Beitrag vom: 03.11.2004 um 07:06:23
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