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1) Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 10.04.2009 um 19:45:54 - Anhang: 3 Anhänge

Liebe Leute,

Osterzeit! Ein paar freie Tage! Für alle, die nicht wissen, wie sie diese Zeit überbrücken sollen, habe ich eine Übersetzungsübung parat ...

,,, nämlich die Inschriften in der Sargkammer des Grabes von Tutanchamun (KV 62).

Beginnen wir mit dem Begräbniszug.

Die Übersichtsabbildung stammt aus Kent R. Weeks (Hrsg.), Im Tal der Könige, München, 2001, S. 156. Die Vergrößerungen der Textteile habe ich der besseren Auflösung wegen aus M. V. Seton-Williams, Tutanchamun. Der Pharao - Das Grab - Der Goldschatz, Frankfurt am Main, 1980, S. 44-45 entnommen.

Der Text richtet sich an diejenigen, die schon ein wenig Praxis im Übersetzen gewonnen haben.

Bitte sendet Eure Übersetzungen als versteckten Text ein!

Viele Grüße,
Michael Tilgner


||


2) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 RamsesXII am 12.04.2009 um 07:59:05

Hallo zusammen,

hier meine Lesung.

Großes Bild:

1:

2:

3:

4:


erledigt: Bei dem letzten Zeichen (S1) bin ich mir nicht sicher ...

Auf Vorschlag von aoe S1  
 in N21  
 geändert.


Versteckten Text anzeigen...
1: Dd mdw jn smr.w nw pr nsw.t n.tj Hr sTA Wsjr
2: nsw.t nb tA.wj (nb-xpr.w-ra)| r jmn.t

zu 1 und 2:

"Rede von (den) Höflingen (Würdenträgern) des Königlichen Palastes, die ziehen den Osiris des Königs und Herr der Beiden Länder, Nebcheperure nach Westen (Totenreich)"

eventuell besser:

"Rede von (den) Höflingen des Königlichen Palastes, die den Osiris des Königs und Herr der Beiden Länder, Nebcheperure in das Totenreich ziehen"

zur Grammatik:
doppelte noun phrase, possession (Allen 4.13)
* direkter Genitiv pr nsw.t
* indirekter Genitiv mit nw: smr.w nw [pr nsw.t]

ntj - Wb 2, 351f; s.a. Junge 208ff
Durch ntj wird eine Relativphrase eingeleitet, welche die Substantive näher beschreibt.
Im Plural sollte eigentlich ntj.w stehen, hier zeigt sich bereits der Neuägyptische (Nä) Einfluss Ende D18. Spätestens im Nä wird nur noch die eine Form ntj verwendet, hier in der Form ntj Hr sdm(Präsens).

sTA - Wb 4, 353; ziehen, dahinziehen; fließen; sich begeben (zu); Schreibung in DZA 29.849.670 belegt

jmn.t - Wb 1, 86; Westen (Totenreich); Schreibung mit tt belegt

3: Dd=sn mdw.w (nb-xpr.w-ra)|
4: jw m Htp=j nTr sA tA

zu 3:

"Sie sprechen die Worte des Nebcheperure:"

zu 4:

"Ich bin in Frieden als Gott gekommen, der die Erde beschützt"

oder

"Ich bin in Frieden als Gott gekommen zum Schutz der Erde"

jw m Htp - Wb 1, 44 "in Frieden kommen"; s.a. DZA 20.417.370

sA tA - Wb 3, 416  Jubel, Schutz der Erde, Schreibung belegt (DZA 28.544.030)
zu jw nTr sA tA siehe auch DZA 28.544.170 ff




Kleines Bild:



Versteckten Text anzeigen...
nTr nfr nb tA.wj (nb-xpr.w-ra)| dj anx D.t nHH

"Guter Gott und Herr der Beiden Länder Nebcheperure, beschenkt (mit) Leben für immer und ewig"

oder aber einfach nur "... beschenkt mit ewiglichem Leben" (als Adverb, siehe auch Wb V, S. 507ff)

Da sind sie wieder, die beiden Ewigkeiten D.t und nHH und wir könnten Ewigkeiten über den Unterschied diskutieren

Die Schreibung von nHH ab D18 mit rn ist belegt (DZA 25.204.430)


Ich wünsche noch allen ein schönes Osterfest.

Viele Grüße
RamsesXII

> Antwort auf Beitrag vom: 10.04.2009 um 19:45:54


3) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
aoe am 12.04.2009 um 10:10:18

Hallo,

ich möchte für die unsichere Lesung  
 das Zeichen  
 vorschlagen.


Gruß

> Antwort auf Beitrag vom: 12.04.2009 um 07:59:05


4) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 thomas am 12.04.2009 um 15:58:22

Hallo zusammen,

ich sehe einige Zeichen anders, deshalb habe ich sie hier nochmals angefügt. Anfänglich habe ich gedacht, in Zeile zwei wäre die "Zahl" Zwei gemeint. Jetzt aber denke ich doch an den indirekten, femininen, pluralen Genitiv…







Versteckten Text anzeigen...
Dd-mdw jn smr
Das Sprechen der Worte durch (die) Freunde (Höflinge)
smr = Rainer Hannig, Die Sprache der Pharaonen, Marbuger Edition: Seite 765; Freund, Höfling; hier im Plural geschrieben

sr nw pr nsw
den großen Amtsträgern im Königshaus

nw = indirekter Genitiv, maskulin, Plural n(j)w (§86 Alan Gardiner, Egyptian Grammatik)
sr = Seite 786 sr aA n pr nsw; großer Amtsträger im Königshaus. Auch hier der Plural.

nt 2 Hrj stp
der Ersterwählten (weibliche Mehrzahlt)

stA ws jr nsw nb tA.wj
(die) (das Schiff) des Osiris (hier: des Verstorbenen) ziehen, (dem) König (und) Herrn der zwei Länder

nb-xpr-ra
Neb-Cheperu-Re (Tut-Anch-Amun)

r imntt Dd=sn mdw.t nb-xpr-ra
zum Westen sie rufen (die) Worte des Neb-Cheperu-Re


jmntt = Seite 82; Westen; Totenreich Ausruf beim Begräbnis: (r jmntt = zum Westen)


nmtt m-Htp=j nTr=j sA tA
Ich Wandel in Frieden meines Gottes (im) Schutz der Erde

nmtt = Seite 438, Gang, Schreiten, Schritt, Bewegung; Wandel (auch Prozession)

sA-tA = Seite 709 Sata, Ehre (mach Sata)


Gruss
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 12.04.2009 um 10:10:18


5) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 13.04.2009 um 12:02:46

Hallo, RamsesXII, hallo, Thomas,

danke für Eure tolle Mitarbeit - trotz der Feiertage! Im Großen und Ganzen stimmen Eure Übersetzungen überein, im Detail jedoch nicht. Es zeigt sich auch an meinen Anmerkungen, daß ein kurzer, eigentlich doch schon lange bekannter Text seine Tücken haben kann!

Versteckten Text anzeigen...
DIE OSTWAND

Die folgende Numerierung folgt den Spalten des Originaltextes. Zunächst die längere Inschrift:

Spalte 1

Dd-mdw jn smr.w
"Worte zu sprechen durch die Freunde / Höflinge"

Dd-mdw jn "Worte sprechen seitens/von, im Wortlaut zu rezitieren von" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1018) - Diese Phrase hatten wir schon mal im Thread maat-ka-ra vor Hathor in Deir el-Bahari1 diskutiert.

smr "Freund (ein Hofrang), Höfling)" ... smr n pr nsw "Freund des Königshauses" (Hannig, S. 708) - Dazu später mehr!

Spalte 2

wr.w n.w pr-nsw.t
"(und) die Großen des Königspalastes"

A21 kann als Ideogramm für sr "Beamter" stehen. Dafür hat sich Thomas entschieden. Zum anderen wird A21 auch verwechselt mit A19, das u.a. als Ideogramm für wr "Großer" verwendet wird (Hannig, S. 1027). Den Grund, warum ich letzteres vorziehe, erläutere ich weiter unten. A21 als Determinativ für smr anzusehen, geht m.E. nicht: Hinter smr stehen bereits drei Striche, danach das Determinativ und wiederum drei Striche; eine doppelte Kennzeichnung des Plurals mit den Pluralstrichen gibt es nicht, wohl aber eine phonetische - Schreibung mit .w - und Dreifachsetzung des Determinativs bzw. mit drei Strichen (Gardiner, Egyptian Grammar, § 73: "Writing of the plural and dual").

Spalte 3

ntj Hr sTA
"die ziehen"

Hier folge ich der Auffassung, daß es sich um einen Relativsatz handelt. Grammatikalisch handelt es sich um die sog. pseudoverbale Konstruktion, die entweder mit einem Pseudopartizip oder mit Hr + Infinitiv gebildet wird. Zu den Einzelheiten muß ich auf die Grammatiken verweisen. Für unseren Fall ist Gardiner, § 328 "The pseudo-verbal construction after the relative adjective nty" heranzuziehen. Laut Gardiners Übersicht im § 320 sieht er bei Verben der Bewegung in Hr + Infinitiv die Betonung auf die Bewegung selbst ("emphasize the movement itself"). - Ein Bezug auf das Neuägyptische ist also nicht erforderlich! Auch die Schreibung ntj für den Plural ist schon im Mittelägyptischen belegt: "The relative adjective agrees in number and gender with the antecedent, whether implied or expressed ... When the antecedent is expressed, however, nty is often found in place of ntyw ..." (Gardiner, § 199).

Das Zeichen U30 "Töpferofen" (Hannig, S. 1088) sieht hier ein wenig anders aus, aber als p würde ich es nicht sehen!

Spalte 4

Wsjr nsw.t nb tA.wj
"den Osiris, den König (und) Herrn Beider Länder"

"König und Herr Beider Länder" als Apposition zu Osiris.


Spalte 5

Nb-xpr.w-Ra r jmnt.t
"Neb-cheperu-Re zum Westen"

jmnt.t "Westen, Nekropole" (Hannig, S. 72)


Spalte 6-7

Dd=sn m mdw.t Nb-xpr.w-Ra
"sie sagen in Worten: '(o), Neb-cheperu-Re'"

mdw.t "Rede, (gesprochenes) Wort" - Von der Wortbildung ist es sicherlich als feminines Partizip von mdwj "sprechen, reden" aufzufassen. "The plural strokes are frequently added to feminine participles used without antecedent noun to express neuter ideas; exx. ... Dddt 'what has been said' ..." (Gardiner, § 354) - Ein vorausgehendes phonetisches Komplement m ist nicht belegt (siehe Wb. II, 181 und Belege zur Schreibung), dieses muß also in die Umschrift übernommen werden.

Spalte 8

jw m Htp j
"'komme in Frieden, o'"

jwj m Htp "kommen / zurückkehren glücklich in Frieden" (Hannig, S. 27; Wb. I, 44). So weit, so gut! Dennoch ist diese Stelle etwas problematisch: Laut Gardiner, § 336 lautet der Imperativ von kommen jj bzw. "Ordinarily they are replaced by imperatives from other stems ... mi 'come'" (siehe auch Hannig, S. 323; Wb. II, 35). Die Belege im Zettelarchiv und auch Allen, Middle Egyptian, S. 185-186 weisen auch ein jw als Form des Imperativs auf; aber: "The regular imperatives of anom. jj and jwj 'come' ... are not often used. Middle Egyptian normally uses the special imperative mj ..."

Die Ergänzung um die 1. Person Singular, also jw(=j) m Htp halte ich in diesem Zusammenhang für unwahrscheinlich; es sind ja die Worte der Ziehenden zu erwarten.

Das j am Ende der Spalte ist die Interjektion "o!" (Hannig, S. 21, Wb. I, 25; Gardiner, § 87 "Vocative"), nicht das Suffix der 1. Person Singular.

Spalte 9

nTr sA-tA
"Gott, 'Schutz der Erde'"

sA-tA "*'Schutz der Erde'" (ein Ausruf bei Feierlichkeiten)" - jj nTr sA-tA "'es kommt der Gott, macht Sa-ta' (ein Ausruf im Bestattungsritual)" (Hannig, S. 655; Wb. III, 416) - Offensichtlich ist diese Formulierung noch etwas kryptisch, denn Hannig hat ein * für "unsicher, unklar, noch nicht beweisbar" vorangesetzt.


Meine weiteren Kommentare können leider erst später, heute abend, folgen ...

Viele Grüße,
Michael Tilgner




> Antwort auf Beitrag vom: 12.04.2009 um 15:58:22


1: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?board=guan&action=display&num=1229276773&pnum=122008004614&start=13#13


6) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 13.04.2009 um 12:14:54

Hallo, Leute,

wenden wir uns nun der NORDWAND zu. Sie teilt sich in drei Szenen auf, die von rechts nach links zu verstehen sind. Bitte bearbeitet die Inschriften wie bisher und sendet sie als versteckten Text ein!

Viele Grüße,
Michael Tilgner

BILD: Hawass_Unsterblichkeit_S_92-94_gesamt_low.jpg1

> Antwort auf Beitrag vom: 13.04.2009 um 12:02:46


1: http://www.aegyptologie.com/forum/attachments/archiv/Members/Michael_Tilgner/Tutanchamun_Waende/Hawass_Unsterblichkeit_S_92-94_gesamt_low.jpg


7) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 13.04.2009 um 12:17:52 - Anhang: 2 Anhänge

Hier nun die erste Szene der Nordwand mit der Inschrift im Detail.

> Antwort auf Beitrag vom: 13.04.2009 um 12:14:54

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8) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 13.04.2009 um 12:19:31 - Anhang: 2 Anhänge

Die zweite Szene der Nordwand und ihre Inschrift.

> Antwort auf Beitrag vom: 13.04.2009 um 12:17:52

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9) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 13.04.2009 um 12:21:01 - Anhang: 2 Anhänge

... und die dritte Szene der Nordwand nebst Inschrift.

> Antwort auf Beitrag vom: 13.04.2009 um 12:19:31

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10) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 thomas am 13.04.2009 um 18:08:58

Hallo,
hier also schon mal die erste Szene:

Linker Bereich:





Rechter Bereich:







Versteckten Text anzeigen...
links:
nTr nfr nb tA.wi nb xa.w
Vollkommen ist Gott, Herr der zwei Länder, Herr der Erscheinungen
nsw.t bi.ti nb-xpr.w-ra rD anx
König von Ober- und Unterägypten "Neb-Chepru-Re", beschenkt (mit) Leben
sA ra twt-anx-imn Hqa iwnw Smai D.t
Sohn des Ra, "Tut-Anch-Amun", Herrscher des südlichen Inunu (Heliopolis) (in) Ewigkeit

rechts:
nTr nfr nb tA.wi nb ir xtt
Vollkommen ist Gott, Herr der zwei Länder, Herr des Opferns
nsw.t bi.ti xpr.w-ra
König von Ober- und Unterägypten "Chepru-Ra"
sA ra it=f nTr i ii
Sohn des Ra "Itef-Netri-y"
rD anx ra mi D.t nHH
Das Leben gab (ihm) Ra gleichwie (den) Leib für die Ewigkeit


Gruss
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 13.04.2009 um 12:21:01


11) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 14.04.2009 um 12:08:09 - Anhang: 2 Anhänge

Hallo, RamsesXII, hallo, Thomas,

noch ein paar weitere Anmerkungen zur OSTWAND:

zur Spalte 1: smr.w

Es sei hingewiesen auf die "neun smr.w" als Träger bei Leichenfeierlichkeiten (Wb. IV, 139, 4) - smr 9 "die Neun Freunde (beim Begräbnis)" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 708). Sieht man sich den Leichenzug nämlich genauer an, stellt man fest, daß in den ersten drei Reihen tatsächlich 9 gleichartig gekleidete Personen dargestellt sind! Man geht sicherlich nicht fehl in der Annahme, daß es sich hier um die besagten smr 9 handelt. Leider habe ich in der Literatur nähere Angaben zu diesem Personenkreis nicht gefunden.

zur Spalte 2: wr.w

Hinter den smr.w folgen zwei Personen mit kahlgeschorenem Kopf und einem anderen Gewand. Sie werden aufgrund ihrer Tracht als Wesire interpretiert.

Zitat:
Seit der Zt des MR tragen W. eine eigene Amtstracht, einen bis unter die Achseln reichenden langen Schurz mit den um den Hals gelegten Trägern. (LÄ VI, 1229 im Stichwort: "Wesir, Wesirat")

Snp "Kleidungsstück (des Wesirs), Wesirsgewand" (Hannig, S. 830)

Gleichzeitig ist diese Darstellung ein Beleg für das Vorhandensein zweier Wesire in der Zeit Tutanchamuns. "In der Zeit des NR wurde das Wesirat geteilt; mit Sicherheit läßt sich dies seit der Zeit Thutmosis III. nachweisen." (LÄ VI, 1228)

Hinter den Wesiren folgt eine einzelne Person mit einem Gewand wie bei den smr.w.

Zitat:
Der einzelne Beamte, der noch hinter ihnen direkt vor dem Sargschlitten schreitet, ist ihnen sichtlich übergeordnet und kann darum nur Haremhab, der damalige Regent des Landes, sein. (Erik Hornung, Tal der Könige, Darmstadt, 1983, S. 193 f.)

Es drängt sich daher der Eindruck auf, daß in der Reihenfolge der Ziehenden auch die soziale Hierarchie abgebildet wird: Zunächst die Neun Freunde, dann die 2 Wesire, schließlich der amtierende Regent, dem toten König in seinem Sarg am nächsten.

Die Zusammenfassung der beiden Wesire und des Regenten als sr.w "hohe Beamten" würde dem nicht gerecht werden. Daher die Bezeichnung wr.w "die Großen".

Man muß aber hinzufügen, daß die Ziehenden in dieser Darstellung nicht bezeichnet sind, das Vorhergehende also Mutmaßungen sind, wenn auch begründet.

zur Spalte 3: Zeichen U30 "Töpferofen"

Ein ähnlich geformtes Zeichen wird bei Nina M. Davies, Picture Writing in Ancient Egypt, Oxford, 1958,Tafel VIII, no. 3 dargestellt. Es stammt aus dem Grab des Rechmire (TT 100). In der Beschreibung heißt es: "... while the pink top with dark red lumps represents fire with possibly pieces of charcoal." (S. 38) - Eine weitere Darstellung findet sich in Henry George Fischer, Ancient Egyptian Calligraphy, New York, 1979, S. 46.

Eine allgemeine Paläographie hieroglyphischer Zeichen und ihrer Entwicklung fehlt noch, soweit ich weiß. Es gibt nur: Jan Moje, Untersuchungen zur Hieroglyphischen Paläographie und Klassifizierung der Privatstelen der 19. Dynastie, Wiesbaden, 2007.

Zu dieser Inschrift insgesamt:

Es fällt auf, daß nach Dd-mdw und der Bezeichnung der Sprechenden nicht der zu rezitierende Text folgt, sondern noch einmal wiederholt wird: Dd=sn m mdw.t "sie sprechen in Worten". Warum diese Betonung? Keine Ahnung.


Nun zur kürzeren Inschrift.

Hier heißt es zum Schluß:

dj anx D.t r nHH
"dem Leben gegeben sei immerdar bis in Ewigkeit"

D.t r nHH "immerdar bis in Ewigkeit" (Hannig, S. 424) - Das r ist also mitzulesen. (Wb. II, 301, 18).


Zur Abbildung:

Der Sargschlittenzug ist Bestandteil des Bestattungsrituals.

Zitat:
Das Motiv des Begräbniszuges, das Sennefer, der Wesir Ramose und viele andere Beamte in ihren Grabmalereien verwenden, hat Tutanchamun als einziger König in die Dekoration seiner Sargkammer übernommen. (Hornung, S. 193)

Dabei wurde auf die vielfach dargestellten Rinder bzw. Kühe verzichtet, die den Sargschlitten ziehen.

Viele Grüße,
Michael Tilgner





> Antwort auf Beitrag vom: 13.04.2009 um 18:08:58

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12) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Seschen am 14.04.2009 um 18:11:49

Hallo,
von der Oster-Besuchsfahrt zurück, steige auch ich in K62 ein.

Nordwand, erste Szene:
Sie stellt einen Abschnitt des Mundöffnungsrituals dar, mehr hierzu im Lexikon1.
Zu sehen ist der "Priester" (siehe Gewand) mit dem nTr.t-Gerät vor dem osirisierten Toten.

Die Inschriften:

links (von rechts nach links zu lesen)

Versteckten Text anzeigen...
nTr  nfr  nb  tA.wy  nb  xa.w
Vollkommender Gott, Herr der Beiden Länder, Herr der Kronen

nsw-bjtj  nb-xpr.w-Ra  dj  anx
Der König von Ober- und Unterägypten: "Herr der Erscheinungen, ein Re", dem Leben gegeben sei
(Thronname des Tutanchamun)

zA-Ra  twt-anx.w-Jmn  HqA-Jwn.w-Sma.j
Der Sohn des Re: "Lebendes Abbild des Amun, Herrscher des oberägyptischen Heliopolis" (n. Schneider)
(Geburtsname des Turtanchamun)

dj  anx  D.t
dem Leben gegeben sei (/mit Leben beschenkt), ewiglich


rechts (von links nach rechts zu lesen)

Versteckten Text anzeigen...
nTr  nfr  nb  tA.wy  nb-jr.t-jx.t
Vollkommener Gott, Herr der Beiden Länder, Herr des Rituals

nsw-bjtj  mxpr-xpr.w-Ra
Der König von Ober- und Unterägypten: "Dauerhaft sind die Erscheinungen des Re" (nach Clayton)
(Thronname des Eje / Ay)

zA-Ra  jt-nTr-ay
Der Sohn des Re: "Gottesvater Ay" (n. Clayton)
(Geburtsname des Eje / Ay)

dj  anx  mj  Ra  Dt  nHH
dem Leben gegeben sei wie Re, immer (und) ewiglich


Thomas, ich sehe die letzte Spalte so:



Nordwand, zweite Szene:
Begrüßung des Königs durch die Göttin

Die Inschriften

links, über der Göttin (von rechts nach links zu lesen)

Versteckten Text anzeigen...
Nw.t  nb.t  p.t  Hn.wt-nTr.w
Nut, Herrin des Himmels, Gebieterin der Götter,

jr=s  nyny  (n)  ms.n=s
sie entrichtet den Nini-Gruß (für den) den sie geboren hat

dj =s  snb  anx
Sie möge  geben Gesundheit (und) Leben
fnD=k  anx.tj  D.t
(an) deine Nase, so dass du ewiglich leben mögest

Hannig S. 145, (8): [PsP] anx.tj du (sie) möge leben


rechts über dem König (von links nach rechts zu lesen)

Versteckten Text anzeigen...
nb  tA.y  nb-xpr.w-Ra
Herr der Beiden Länder, "Herr der Erscheinungen, ein Re"
(Thronname Tutanchamuns)

dj  anx
dem Leben gegeben sei

Dt  nHH
für immer (und) ewiglich


Nordwand, dritte Szene:
Osiris empfängt den König, der von seinem personifizierten Ka begleitet wird.
(Vom Ka-Zeichen eingeschlossen: Hr kA  nxt - Horus: starker Stier)

Die Inschriften

links, über dem Gott, 2 Spalten von rechts nach links zu lesen

Ich vermute, dass das letzte Zeichen nicht F35, sondern O 29a ist, dementsprechend ist meine Übersetzung:

Versteckten Text anzeigen...
Wsjr  xnt.j-
Osiris, Vorderster

jmnt.t  nTr  aA
des Westens, großer Gott


mittig, vor und über dem Kopf des Königs, von links nach rechts zu lesen

Versteckten Text anzeigen...
nTr  nfr  nb  tA.wy   nb  xa.w
Vollkommener Gott, Herr der Beiden Länder, Herr der Kronen

nb-xpr.w-Ra
"Herr der Erscheinungen, ein Re",
(Thronname des Tutanchamun)

dj  anx  D.t  nHH
dem Leben gegeben sei (/beschenkt mit Leben), für immer (und) ewiglich


rechts, zwei Kolumnen von links nach rechts zu lesen

Versteckten Text anzeigen...
kA  n  nsw  xnt  DbA.t
Der Ka des Königs, der vor (/in) dem Sarkophag  ist

xnt - (Präposition) in, vor
xnt.j - (Nisbe zur Präposition) - befindlich vor, befindlich in
DbA.t - Sarkophag, Sarg (Hannig S. 1003)


Gruß, Seschen

> Antwort auf Beitrag vom: 14.04.2009 um 12:08:09


1: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=lexikond&id=080602172006=


13) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 RamsesXII am 14.04.2009 um 18:40:56

Hallo zusammen,

bei der Übersetzung sind dann doch einige kleinere Probleme aufgetaucht. Daher auch noch die Fragezeichen. Aber ich arbeite daran


Szene 1:

Versteckten Text anzeigen...
Bemerkung: Das Bild zeigt den neuen König Aja bei der Mundöffnung.

rechts:

1: nTr nfr nb tA.wj nb jr jxt
"Guter Gott, Herr der Beiden Länder, Herr der Riten"

2: nsw.t bj.tj (Ra xpr.w)|
"König von Ober- und Unterägypten Cheperu-Re"
Der Thronname Cheperu-Re ist im Beckerath so nicht belegt, belegt ist Cheper-Cheperu-Re (Beckerath T4).

3: sA Ra (nTr-jtf-j-y)|
"Sohn des Ra Aja" (Beckerath E2)

4: dj anx mj Ra D.t nHH
"beschenkt (mit) Leben wie Ra für immer und ewig"


links:
(von rechts nach links)

1: nTr nfr nb tA.wj nb xa.w
"Guter Gott, Herr der Beiden Länder, Herr der Kronen"   (Wb 3, 242)

2: nsw.t bj.tj (Ra xpr.w nb)|
"König von Ober- und Unterägypten Neb-cheperu-Re"

3: sA Ra (imn-twt-anx HqA Jwnw Smaj)|
"Sohn des Ra Tutanchamun Herrscher von Heliopolis und Oberägypten"

unten: dj anx D.t
"beschenkt (mit) Leben ewiglich"


Szene 2:

Versteckten Text anzeigen...
Bemerkung: Hier geht es um das nini Ritual. (Da habe ich vor einiger Zeit hier im Forum irgendwo etwas darüber gelesen...)

rechts:

1: nb tA.wj (Ra xpr.w nb)|
"Herr der Beiden Länder Neb-cheperu-Re"

2: dj anx D.t nHH
"beschenkt mit Leben ewiglich"


links:
(von rechts nach links)

1: Nw.t nb.t pt Hnw.t ntr.w
"Nut, Herrin des Himmels, Gebieterin der Götter"

2: jr=s n=j n=j n ms n=s
"sie macht nini für geboren durch sie"

3: dj=s snb anx
"sie gibt Gesundheit und Leben"

4: r fnD=k anx=tj D.t
"in deine Nase, so dass du ewiglich leben mögest"


Szene 3:

Versteckten Text anzeigen...
Bemerkung: In dieser Szene steht Tutanchamun zusammen mit seinem Ka vor Osiris

rechts:

kA n nsw.t xnt.t DbA.t
"Ka des Königs vor dem Sarkophag"

mitte:

(Ra xpr.w nb)|
"Neb-ceperu-Re" (mit den üblichen Wünschen zu Leben usw)

links:

Wsjr xnt jmn.t nTr nfr
"Osiris, der an der Spitze des Westens (Totenreichs) steht, guter Gott"

(Sofern das linke Zeichen ein nfr ist )


Viele Grüße
RamsesXII

> Antwort auf Beitrag vom: 14.04.2009 um 18:11:49


14) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 thomas am 14.04.2009 um 19:01:02

Hallo zusammen,

@Seschen

Zitat:
Thomas, ich sehe die letzte Spalte so:

Jupps, tatsächlich. Weiß auch nicht, warum ich da ein "n" gesehen habe. Wahrscheinlich durch die Recherche nach dem Wort…

Hier die Szene zwei! Hoffe das die Zeichen okay sind

Linke Seite:









Rechte Seite:




Versteckten Text anzeigen...
Links:

nwt nb.t p.t Hn.wt nTr.w
ir=s nyny n ms.n=s
rD=s snb anx
r fnD=k anx.ti D.t

Nut, (die) Herrin des Himmels, (die) Herrscherin der Götter,
sie entrichtet den "Nini"-Gruß für (den, den) sie geboren hat.
Sie gibt Gesundheit und Leben an deine Nase, indem sie lebt in Ewigkeit. (Ich sehe hier ein Pseudopartizip als Zustandssatz sowie Hannig Seite 324 r-fnD=k; a) vor dir b) an deine Nase (zum riechen))

Rechts:

nb tA.wi nb-xpr.w-ra rD anx D.t nHH
Herr der zwei Länder "Neb-Cheperu-Re", das Leben gegeben auf immer und Ewig


Gruss
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 14.04.2009 um 18:11:49


15) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 thomas am 15.04.2009 um 08:11:15

Hallo,
und hier die Szene 3:





Versteckten Text anzeigen...
wsir xnt imn.t nTr nfr
nTr nfr nb tA.wi nb xa.w nb-xpr.w-ra rD anx D.t nHH
nsw kA n xnt.t DbAt

Osiris, Erster des Westens, vollkommener Gott

Vollkommener Gott, Herr der zwei Länder, Herr der Erscheinungen, "Neb-Cheperu-Re", (mit) Leben beschenkt (auf) immer und ewig
(des) Königs kA das vor der Djebat (ist)

DbAt: Seite 1078; Djebat, *Ankleideraum im Palast
xntj DbAt: vor der Djebat (des Ka des Königs)


Gruss
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 14.04.2009 um 19:01:02


16) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 16.04.2009 um 14:15:19

Hallo, Leute,

meine Bemerkungen zur NORDWAND:

Erste Szene, linke Inschrift

nTr-nfr "der vollkommene Gott" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 444) - nfr ist Adjektiv zu nTr

Das unter stehende dj anx D.t ist zusammen zu lesen. Diese "Verteilung" unter die Kartuschen beobachtet man häufiger.

Die Götternamen in den Namenskartuschen sind vorangestellt. (Gardiner, Egyptian Grammar, § 57 "Transpositions with honorific intent"). In der Umschrift werden sie an die passende Stelle gesetzt.

Man beachte, daß beim Eigennamen tw.t-anx-Jmn ein t fehlt.

HqA Jwnw Smaj "Herrscher des oberägyptischen Heliopolis" - "The epithet ... associates T. with Karnak - cf. Stadelmann, in: MDAIK, 25, 1969, 174-175 for the localization of Jwnw-Smaj." (LÄ VI, 814 [Fußnote 5]).

Erste Szene, rechte Inschrift

nb jr.t jx.t "Herr der Kulthandlungen (Titel des Königs)" (Hannig, S. 401) - "Herr der Riten" (S. 98) - jr.t ist Infinitiv von jrj "machen", der schwache Radikal am Ende fällt weg (Gardiner, § 299 unter 3ae inf.)

Thronname (#pr-)xpr.w-Ra - ein xpr ist zu ergänzen (siehe von, Beckerath, Handbuch der ägyptischen Königsnamen, 1999, S. 146-147)

Eigenname jt-nTr J.y "Gottesvater Eje" (von Beckerath, S. 146-147)

jt-nTr "Gottesvater (Priestertitel, auch Schwiegervater des Königs oder Erzieher des Konprinzen)" (Hannig, S. 110). Die Hornviper I9 ist nur Determinativ (B. Grdseloff, Le signe [I9] et le mot jt "père", in: ASAE, Bd. 43, S. 311-318 (1943))

Bei der Umschrift 'y in von Beckerath, S. 146 handelt es sich nicht um das Ajin a, sondern um eine Variante des Aleph (siehe S. 297).

dj anx mj Ra D.t nHH "Leben gegeben wie Re immerdar und ewiglich / auf immer und ewig mit Leben wie Re beschenkt"

vgl. dj anx D.t nHH "Leben gegeben immerdar und ewiglich / auf immer und ewig mit Leben beschenkt" (Hannig, S. 424)

mj Ra "wie Re" (Hannig, S. 323) - ehrenvolle Umstellung des Gottesnamens (Gardiner, § 57; Wb. I, 198)

Zweite Szene, linke Inschrift

Zu erklären ist wohl vor allem Spalte 2:

jr=s njnj n ms.n=s
"sie entrichtet den Nini-Gruß für den, den sie geboren hat"

Möglich ist auch das prospektive sDm=f ("Subjunktiv"): "sie möge entrichten"

M.E. handelt es sich bei ms.n=s um die sog. sDm.(w)n.=f-Relativform (Gardiner, §§ 380 ff.) Die Schreibung (ohne w) ist in Gardiner, § 387, 3 angegeben. "Like the participles, the relative forms can be used either with or without an expressed antecedent, i.e. either as epithets or as nouns." (Gardiner, § 381)

Man beachte auch, daß das Suffix =s mal mit O34, mal mit S29 geschrieben wird.

anx.tj ist Pseudopartizip und kann entweder 2. Person Singular oder 3. Person Singular feminin anzeigen. Aus dem Kontext ist dabei ersteres zu wählen: "damit Du leben mögest".

Dritte Szene, linke Inschrift

Das letzte Zeichen ist sicher O29a für aA "groß". Vergleiche auch das anders geschriebene nfr in der mitleren Inschrift.

Wsjr xn.tj jmnt.t nTr aA
"Osiris, an der Spitze des Westens / der Nekropole, großer Gott"

xn.tj jmnt.t "Titel des Totengottes für das richtige xnt.tj jmn.tjw" (Wb. I, 87, 13).

Dritte Szene, rechte Inschrift

kA n nsw.t xn.tj DbA.t
"Ka des Königs, vor der Djebat"

die ganze Bezeichnung in Wb. V, 88, 12. Das n ist wohl aus graphischen Gründen unter das kA und nsw.t gestellt.

xn.tj DbA.t "vor der Djebat (des Ka des Königs)" (Hannig, S. 1003) - ich muß sagen, daß ich damit nicht viel anfangen kann, da gefällt mir das vage "Titel des Ka des Königs" besser (Wb. V, 561, 7). - Die Schreibung mit 2 t ist im Wb. III, 303 auch angegeben.

Viele Grüße,
Michael Tilgner



> Antwort auf Beitrag vom: 15.04.2009 um 08:11:15


17) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 16.04.2009 um 19:36:46 - Anhang: 2 Anhänge

Liebe Leute,

nun geht's es weiter mit der WESTWAND, die allerdings manche Probleme bietet.

Zunächst mal eine Abbildung aus: Zahi Hawass, Götterwelt und Pharaonenreich, Wiesbaden, 2006, S. 363. Daraus noch einmal separat die oberste Inschrift. Nur soviel: Sie stammt verstümmelt aus der 1. Stunde des Amduat.

...


> Antwort auf Beitrag vom: 16.04.2009 um 14:15:19

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18) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 16.04.2009 um 19:43:33 - Anhang: 2 Anhänge

...

Es folgt der rechte Abschnitt im Detail.

...


> Antwort auf Beitrag vom: 16.04.2009 um 19:36:46

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19) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 16.04.2009 um 19:51:49 - Anhang: 2 Anhänge

...

und hier der linke Abschnitt, diesmal aber aus Kent Weeks, R. (Hrsg.), Im Tal der Könige, München, 2001, S. 150.

Da ich über das Wochenende verreist bin, komme ich frühestens Mitte nächster Woche dazu, mich wieder zu melden. Bis dahin wünsche ich Euch eine ertragreiche Diskussion!

Viele Grüße,
Michael Tilgner


> Antwort auf Beitrag vom: 16.04.2009 um 19:43:33

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20) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Seschen am 17.04.2009 um 19:01:35

Hallo Michael, hallo Übersetzer!

Ich möchte nur mitteilen, dass ich mich bei der Westwand zurückhalten werde.
Grund: Mir liegen Umschrift und Übersetzung aus kompetenter Feder vor ... und ich möchte mich nicht mit diesen fremden Federn schmücken.
Die Übersetzung hatte ich mal gespeichert und schrittweise nachvollzogen, somit bin ich jetzt befangen.

Ein Hinweis zu der Zeile oben:
Die Zeichenfolge ist retrograd und ziemlich chaotisch.
Ich empfehle Michaels Hinweis zu beachten und eine andere "1. Stunde des Amduats" (z.B. Amenophis II.) als Orientierungshilfe heranzuziehen.

Gruß, Seschen

> Antwort auf Beitrag vom: 16.04.2009 um 19:51:49


21) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 thomas am 19.04.2009 um 18:42:51

Hallo zusammen,

hier meine Lesung zur ersten Stunde des Amduat, die ich allerdings nur durch Vergleiche mit dem Amduat aus dem Grab von Thutmosis III hinbekommen habe. Mir scheint, dass hier Rechtschreibfehler ?? vorhanden sind.

Versteckten Text anzeigen...
Von Links nach Rechts:

ap.t n nTr Hri pn im=sn sr

vorbeiziehend zu diesem obersten Gott (der) die Form/Gestalt (des) Widders (hat) (nächtliche Erscheinungsform des Sonnengottes)

apj = Seite 149; eintreten (in); vorbeiziehen (in den Jenseitsbüchern…). Ich interpretiere das anhängende "t" als Infinitiv. Nach § 298 Alan Gardiner kann man den Inifinitiv mit dem englischen Gerundium vergleichen. Ein Gerundium ist der Wortart nach ein Substantiv und mit dem deutschen substantivierten Infinitiv vergleichbar (das Vorbeiziehen). Man kann es aber auch als Partizip Präsens übersetzen (vorbeiziehend).

Im Allgemeinen ergibt sich daraus für mich, dass der gesamte Satz "neutral" zu übersetzen ist. Das spiegelt sich vor allem bei den Pronomina wieder.

Hrj = Seite 585; Adjektiv Nisbe zu Präposition Hr; nTr-Hrj: oberster Gott
jm = Seite 46; Form, Gestalt
sn = Suffixpronomen Dritte Person Plural (Nominativ) = die


maA.ti m sTA pw nTr msk.tit sqd.t m arryt nt niwt tn

Die beiden Wahrheiten (Gottheiten), (die) bei diesem (=beim) Ziehen (der) Gottes-Mesketet (Barke) (sind), fahrend durch (das) Areret-Tor zu dieser Region gehörig

mAa.tj = Seite 335; die Beiden Wahrheiten
sqdj = Seite 837; (kausativ) fahren; # m (in Boot) (mit Wind) (auf Gewässer). Auch hier das "t" für das Infinitiv. "das Fahren" "fahrend"


Gruss
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 17.04.2009 um 19:01:35


22) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 RamsesXII am 20.04.2009 um 07:27:00

Hallo zusammen,

ich will mich hier mal "melden", nicht das der Eindruck entsteht, dass ich rumsitze und auf das Ergebnis warte .

Ich war einige Tage nicht da, so dass ich erst seit Sonntag an diesem Thema "arbeite".

Aber wie bereits Seschen schon schrieb, hat es dieser Text in sich. An der Überschrift sitze ich immer noch und habe bisher keinen Ansatzpunkt gefunden.

Die Namen der Götter und Paviane habe ich bereits übersetzt und werde diese in Kürze hier einstellen.

Viele Grüße
RamsesXII

> Antwort auf Beitrag vom: 19.04.2009 um 18:42:51


23) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 RamsesXII am 22.04.2009 um 22:26:56

Hallo zusammen,

hier meine Lesung.

1) Überschrift

noch nichts gefunden

2) rechter Abschnitt

Versteckten Text anzeigen...
Fünf Götter, von rechts nach links:

# MAat (Maat)
# Nb.t wjA (Nebetwia, "Herrin der Barke"; Hannig S. 1213)
# @r (Horus; [DER Horus??])
# KA-mAat (Ka-maat, "Stier der Maat"; Hannig S. 1245)
# Nhs (Nehes; Hannig S. 1217)

Paviane rechte Spalte

# Jb-tA (Ibta, "Herz der Erde"; Hannig, S. 1186)
# Jbjb-tA (Ibibta, "Liebling der Erde"; Hannig, S. 1186)
# Jknw, @knw (Hekenu, "Preisender"; Hannig, S. 1193 u. S. 1228)

Paviane linke Spalte

# Bntj (Benti, "Pavian"; Hannig, S. 1203)
# Jfj/Jfw (Ifu, *"Der zujubelt"; Hannig, S. 1186)
# _HdH/+HDH (Djehdjeh, ?; Hannig, S. 1252)

* unklar


3) linker Abschnitt

Versteckten Text anzeigen...
In der Barke ist der Sonnengott in Gestalt von "xpr" (xprr, Cheperer), zwischen zwei Osiris. Ich habe keine Idee, was das bedeuten könnte.

Paviane rechte Spalte

# @knw-m-bs=f (Hekenu-em-bes-ef, "Der mit seiner Flamme preist"; Hannig, S. 1228)
# JbAw (Ibau, "Tänzer"; Hannig, S. 1186)
# Fehlstelle

Paviane linke Spalte

# !Ttj (Hetjeti, "Pavian"; Hannig, S. 1221)
# PATT (Patjeti, ?; Hannig, S. 1204)
# Bsy (Besi, Erscheinungsform des Re; Hannig, S. 1204)


Viele Grüße
RamsesXII

> Antwort auf Beitrag vom: 20.04.2009 um 07:27:00


24) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 22.04.2009 um 23:31:49

Liebe Leute,

aufgrund anderweitiger Verpflichtungen kann ich mich erst am Wochenende äußern ...

Viele Grüße,
Michael Tilgner


> Antwort auf Beitrag vom: 22.04.2009 um 22:26:56


25) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Alvis am 23.04.2009 um 14:13:15

Grüß Gott!

Den ersten Teil (Ostwand) habe ich leider versäumt, daher nur der Vorschlag für die Westwand:

Überschrift:
Versteckten Text anzeigen...
ap.t tn nTr Hr pn m sn sr
Das Vorbeigehen durch sie vor diesem Gott (Widder)(nächtl.) Re

MAa.tj m sTA pn nTr wjA-s ktt sqdj m nmtt arrjj.t-njw.t nt tn
"Beide Wahrheiten" bei diesem Ziehen des Gottes in seiner kleinen Prozessionsbarke (und) Fahren in (der) Prozession der Torhalle dieser (zugehörigen) Stätte (Amduat-Bereich; Unterwelt).


Linke Seite, inkl. 2 Kolonnen Paviane:
Versteckten Text anzeigen...
oben: Barke "wDAt" Horus-Udjat-Auge.
In der Mitte #pr(jj) Chepri-Morgengestalt des Re, auf beiden Seiten Wsjr Osiris.
1.Kolonne:
!Ttj Pavian
PATT Patjetj
Bsjj Besi
2. Kolonne:
@knw-m-bs=f  Hekenu-em-bes-ef "Der mit seiner Flamme preist"
JbAw Ibau "Tänzer"


Rechte Seite, inkl. 2 Kolonnen Paviane:
Versteckten Text anzeigen...
oben (links nach rechts):
Nhs  Nehes
KA-mAat Ka-maat
@r Horus
Nb.t-wjA Nebet-wia "Herrin der Barke"
MAat Maat
1.Kolonne:
Bntj  Benti
Jfwu (Jfj?) "Der zujubelt"
dHdH/+H+H Nedjehdjeh (?) / Djehdjeh
2. Kolonne:
Jb-tA Ib-ta "Herz der Erde"
Jbjb-tA Ibib-ta "Liebling der Erde"
Jknw/Hknw Hekenu "Preisender"


Viele Grüße
Alvis

> Antwort auf Beitrag vom: 16.04.2009 um 19:36:46


26) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 RamsesXII am 25.04.2009 um 20:27:16 - Anhang: 3 Anhänge

Hallo zusammen,

ich habe nun einen Einstiegspunkt gefunden. Das Buch

Budge, E. A. Wallis, Sir,
"The Egyptian heaven and hell (Volume 1)",

download: Internet Archive (Budge)1

enthält eine frühe (1902) Übersetzung des Amduat ins Englische. Weiterhin sind sehr schöne Bilder des kompletten Amduat enthalten.

Diese Übersetzung soll noch einige Fehler beihalten.

Ich habe zwei wichtige Erkenntnisse gewonnen:

1) trotz dass die Figuren nach rechts schauen, wird trotzdem von links nach rechts gelesen.

2) die Stellen von Tutanchamun habe ich gekennzeichnet.

Alle Bilder sind aus o.a. Buch von Budge.


- Vollbild -



- Vollbild -


Hier noch die von mir aus den Einzelbilder zusammengesetzte komplette 1. Stunde.


- Vollbild -


Da kann man sehr schön erkennen, woher die Götter und Paviane bei Tutanchamun kommen.

Maat steht vor dem Schiff (als die Beiden Maat), die restlichen 4 Götter stehen auf dem Schiff.

Die Paviane rechts sind aus dem oberen Register, die Paviane links aus dem unteren Register kopiert.

Der Vorschlag von Budge zur Übersetzung:

Mittleres Register, oben, links:




Mittleres Register, unten, links:



Ich glaube allerdings nicht, dass im oberen Teil vor mAat noch was steht.

Hier meine Lesung: (Dank Seschen)

Text rechts:


Text links:

Hier denke ich, das der Text von Tutanchamun ergänzt werden muss um die Zeichen aus dem Budge:



Versteckten Text anzeigen...
Text rechts:

MAa.tj sTA nTr pn m [m]skt.t sqdj.t m arry.t n.t njw.t tn

"die Beiden Maat ziehen diesen Gott in seiner Nachtbarke, welche fährt in das Tor hinein an dieser Stätte"

Text links:

arry.t tn app nTr pn Hr=sn m sr

"dieses Tor durchquert dieser Gott über ihnen als Widder"

Bei Hr=sn habe ich auch lange überlegt und mal mit "über ihnen" übersetzt.


Ach ja, war nicht so einfach, einige Tage Arbeit ... Aber ich habe viel gelernt.

@thomas: Welche Übersetzung von Thutmosis III hast du verwendet? Die würde ich mir gerne mal anschauen. Ich wollte mir in den nächsten Tagen etwas über das Amduat kaufen. Was würdest Du mir da empfehlen?

Viele Grüße
RamsesXII

> Antwort auf Beitrag vom: 23.04.2009 um 14:13:15


1: http://tinyurl.com/cdco9d


27) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 thomas am 25.04.2009 um 22:11:47

Hallo RamsesXII,

ich bin ein absoluter "FAN" das Amduat. Wenn Du Dir meine vergangenen Beiträge anschaust, dann wirst du einige Passagen aus den verschiedenen Stunden sehen. Die Übersetzungen sind nicht einfach, aber dank Michael konnte ich mich in die Thematik gut einarbeiten.

Generell ist zu sagen, dass Erik Hornung die Übersetzung vollständig anbietet. Ich habe diese versucht nachzuvollziehen und bin dabei auf ganz viele Hürden gestoßen, denn die Schreibungen sind oft stark abgekürzt und auch absichtlich verschlüsselt. Nimm als Beispiel die Affen: rote Hieros und schwarze Hieros nebeneinander. Warum? Nun: Schwarz = geheime Schrift; Rot = Auflösung dieser…

Gruss
Thomas

> Antwort auf Beitrag vom: 25.04.2009 um 20:27:16


28) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Seschen am 26.04.2009 um 16:36:47

Hallo Bernd,

die Reihenfolge ist jetzt ziemlich richtig.
Schau dir nochmal die Zeichen in KV 62 (linke Hälfte) an!

Ihr (du und Budge) habt ein paar Zeichen nicht richtig erfasst:



Die dunkelgrün markierten Zeichen hast du verwechselt, Budge hat die hier hell markierten Zeichen nicht richtig erkannt.
Im weißen Feld fehlt eigentlich eine Glyphe. Die Schreibung ohne sie ist üblich gewesen, zur richtigen Übersetzung sollte sie aber berücksichtigt werden.

Gruß, Seschen

> Antwort auf Beitrag vom: 25.04.2009 um 20:27:16


29) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 RamsesXII am 26.04.2009 um 20:54:12

Hallo Seschen,

danke für die Hinweise.

Die Maat-Federn waren mir auch schon aufgefallen, aber ich hatte es dann wieder vergessen.

U4 habe nicht ich verwechselt, sondern so steht es bei Budge (Seite 5 unten). Die dort dargestellten Hieroglyphen sind übrigens von Lefebure und Champollion. Daher lasse ich das jetzt so stehen. Dies ist nicht meine Lesung.

Mit meinem Beitrag möchte ich zusätzliche Informationen liefern und meinen "Lösungsweg" aufzeigen.

Vielen Dank für den Hinweis mit dem fehlenden Zeichen. Da habe ich lange überlegt. Aber durch deinen Hinweis habe ich das fehlende m gefunden

Gruß
RamsesXII

> Antwort auf Beitrag vom: 26.04.2009 um 16:36:47


30) Re: Übersetzungsübung: Inschriften im Grab KV 62
 Michael Tilgner am 27.04.2009 um 23:18:25 - Anhang: 3 Anhänge

Liebe Leute,

die Inschriften der WESTWAND stellen eine wirklich harte Nuß dar. Eigentlich ist die oberste Inschrift gar nicht übersetzbar, wenn man nicht andere Inschriften zum Vergleich hätte. Als relativ beste Fassung habe ich eine Abbildung aus dem Grabe Thutmosis' III. genommen, die aus Annamaria Fornari, Mario Tosi, Nella sede della verità. Deir el Medina e l'ipogeo di Thutmosi III, Milano, 1987 stammt (Abb. 3).

Der Text ist retrograd geschrieben, muß also entgegen der sonst üblichen Leserichtung gelesen werden. Man kann erkennen, daß darüberhinaus die Zeichen im Grab Tutanchamuns an falschen Stellen stehen. Die Vermutung von Thomas, daß hier wohl "Rechtschreibfehler" vorliegen, ist nur zu berechtigt. Man spricht von "verderbtem" oder von "korruptem" Text.

Es handelt sich um den Anfang des mittleren Registers der 1. Stunde des Amduat.

Der rechte Abschnitt

mAa.tj sTA(.w) nTr pn (m) mskt.t sqd.t m arry.t nt njw.t tn
"Die beiden Maat-Göttinnen ziehen diesen Gott in der Nachtbarke, die im Torweg dieser Stätte fährt"

MAa.tj "die Beiden Wahrheiten" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1206) - "die Beiden Wahrheiten" (Personifikationen)" (S. 317). Es handelt sich um einen femininen Dual von mAa.t. Daß hier die Göttinnen gemeint sind, zeigt die darunter befindliche Szene, die die Barke und davor zwei weibliche Gestalten zeigt, die jeweils als Maat bezeichnet werden.

sTA "ziehen (Schiff)" (Hannig, S. 783) - dieses Wort hatten wir schon an der OSTWAND. M.E. handelt es sich um die sog. "pseudoverbale Konstruktion", in der das Verb als Pseudopartizip nachgestellt wird. Die spezielle Form des Duals findet sich aber nur selten in mittelägyptischen Texten:

Zitat:
Dual. ... Hardly except in very ancient texts; in Middle Egyptian regularly replaced by 3rd masc. form. (Gardiner, Egyptian Grammar, § 309 "Old perfective")

Die 3. Person maskulin Singular / Plural wird mit .w gebildet.

Zitat:
The pseudo-verbal construction without introductory word is rather rare in main clauses, since here iw, or some particle like mk, is usually employed to lend importance to the statement. Nevertheless, instances may be quoted even at the beginning of speeches. (Gardiner, § 322 "The pseudo-verbal construction without introductory word")

mskt.t "Abendbarke, Nachbarke" (Hannig, S. 365) - Bei Thutmosis III kann man klar erkennen, daß die Barke P3 hier als Determinativ zu sehen ist.

Sowohl hier als auch in den Vergleichstexten ist nur ein m geschrieben; sinngemäß ist ein weiteres m als Präposition zu ergänzen. Diese durchaus nicht seltene Erscheinung wird in den Grammatiken nur selten beschrieben. Sie wird als "Haplographie" bezeichnet:

Zitat:
Häufig werden zwei gleiche Zeichen aufeinanderfolgender Wörter nur einmal geschrieben, vgl. ... für spAt (t)n (n)tjtk jms "dieser Gau, in dem du dich befindest" Urk. I 170, 14 ... (Edel, Altägyptische Grammatik, § 102)

sqdj "fahren (Schiff), befahren" (Hannig, S. 771) - perfektisches aktives Partizip (Gardiner, § 359: "As a rule no ending is shown ...") [ein imperfektisches aktives Partizip würde bei einem Verb caus. 3ae inf. - wie es hier vorliegt -  geminieren, d.h. den letzten starken Radikal verdoppeln: sqdd, Gardiner, § 357]. Das angefügte t bezieht sich auf das feminine Substantiv mskt.t, da die Partizipien in Genus und Numerus sich am Bezugswort ausrichten: "The participles agree in number and gender with the noun or pronoun to which they are attached ..." (Gardiner, § 354 "Concord, etc.")

arr.t (arry.t) "Tor(weg) (von Haus, Palast, Magazin, Tempel, auch im Himmelreich)" (Hannig, S. 150)

njw.t "Dorf, Stadt ... "Stätte (Bereich einer Nachtstunde im Amduat)" (Hannig, S. 391-392)


Der linke Abschnitt

Er gehört zum zweiten Teil des mittleren Registers der 1. Stunde.

(arry.t) app.t nTr pn Hr=sn m sr
"(das Tor), an dem dieser Gott an ihnen vorbeizieht als Widder"

apj "vorbeiziehen (in den Jenseitsbüchern Bez. für die nächtliche Fahrt des Sonengottes in der Unterwelt)" (Hannig, S. 137) - in der Grundbedeutung "passieren, vorbeigehen (Hr bei)" - imperfektisches aktives Partizip, bei dem der schwache Radikal j wegfällt und der vorletzte Radikal verdoppelt wird (Gardiner, § 357 für Verben 3ae inf.); das t bezieht sich auf das feminine arry.t

Bei Tutanchamun folgt dem arry.t noch ein n; hier ist zu arry.t (t)n "dieses Tor" zu ergänzen (Haplographie).

sr "Widder (widderköpfige nächtliche Erscheinungsform des Sonnengottes)" (Hannig, S. 726)

Das sn bei Hr=sn bezieht sich auf den vorhergehenden, bei Tutanchamun nicht angegebenen Passus:

Zitat:
(Dieser Gott beginnt, Weisungen zu erteilen und für die zu sorgen, die in der Dat sind, bei diesem Gefilde und) diesem Torweg, an denen dieser Gott vorüberzieht ..." (Erik Hornung, Ägyptische Unterweltsbücher, 1972, S. 64)

Mit sn sind also die Wesen gemeint, an denen der Gott vorüberzieht und von denen Hornung meint: "Die folgenden "Toten" sind feindliche, verworfene Wesen, welche das Jenseitstor nicht passieren dürfen." (S. 500, Fußnote (6))

... Der Rest folgt (viel später) ...

Viele Grüße,
Michael Tilgner


> Antwort auf Beitrag vom: 26.04.2009 um 20:54:12

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