Hallo, ich weiß nicht, wie Deine Vorkenntnisse sind und wieso gerade Fragment 150 so interessant ist, aber vielleicht sind folgende Grundinfos hilfreich. Das Fragment 150 des Turiner Königspapyrus, das in der Ausgabe von A.H. Gardiner (The Royal Canon Turin, London 1959) in Kol. X eingeordnet ist, und weitere Fragmente aus dieser und der voranstehenden Kolumne bieten rund 20 merkwürdige Namen, die zumeist als "fiktive Könige" der 2. Zwischenzeit angesehen wurden. Diese sind ausführlich besprochen von Thomas Schneider, Ausländer in Ägypten, Teil 1: Die ausländischen Könige, Wiesbaden 1998 (= ÄAT 42), S. 99-122 mit Fotos auf Tf. 1-3. Schneider versucht in seiner Arbeit diese Namen als "Umsetzung ursptünglich semitischer Eigennamen ins Ägyptische" zu erweisen und sieht in ihnen Könige der 14. Dynastie (Vorgänger und Zeitgenossen der sog. großen Hyksos). Fast gleichzeitig mit der Arbeit von Schneider erschien die Untersuchung von Kim Ryholt, The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period, Kopenhagen 1997 (= CNIP 20). Ryholt kommt hierin (S. 19-28) zu einem ganz anderen Ergebnis. U.a. aufgrund eigener Autopsie der Turiner Fragmente und ihrer Faserung ist er der Auffassung, daß ein Teil der bei Gardiner in Kol. IX und X angeordneten Fragmente (nämlich 41-42, 150-152 und 22+o.Nr.) anders placiert werden müssen. Er ordnet sie in eine neue Kolumne zwischen Gardiners Kol. I und II und interpretiert sie als Teil der "Götter-, Halbgötter- und Geister-Liste" am Anfang, allerdings ohne eingehende Besprechung der Einzelfragmente. Eine kurze Übersicht über seine Neuanordnung gibt Ryholt auch in: Hornung/Krauss/Warburton (Hg.), Ancient Egyptian Chronology, Leiden 2006 (= HdO), S. 27 und in der Zeitschrift Ägypten & Levante 14 (2004) 136, 139 Ryholts Neuplacierung dieser Fragmente ist in den einschlägigen Rezensionen durchgehend begrüßt worden. Eine von Ryholt angekündigte Neubearbeitung des Turiner Königspapyrus ist allerdings bisher nicht erschienen.
> Antwort auf Beitrag vom: 17.11.2010 um 18:36:57
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