Hallo, Chontamenti, in meinen Unterlagen konnte ich nichts über eine Siedlung, geschweige denn Arbeitersiedlung bei Tura finden, z.B. nicht in Steven Snape, The Complete Cities of Ancient Egypt, London, 2014. Das Lexikon der Ägyptologie, Bd. VI, Sp. 807-809, Stichwort: Tura, vermeldet jedoch eine nördlich des Steinbruchs gelegene Nekropole mit ca. 600 Gräbern, die Junker 1909-1910 ausgegraben hat. Ein weiteres Gräberfeld mit mehr als 400 Gräbern wurde 1957 aufgefunden. Das vor zehn Jahren entdeckte "Tagebuch des Merer" (Papyrus Wadi al-Jarf A und B), das in die Zeit des Cheops datiert, erwähnt RA-Aw "Tura" (Wb II, 393.12) und ist damit der früheste inschriftliche Beleg für diesen Ort. Dort wird sogar unterschieden zwischen RA-Aw rsj "Tura Süd" und RA-Aw mH.tj "Tura Nord". Merer berichtet mehrfach, dass er und sein Arbeitstrupp dort ihr Nachtlager aufschlugen. Einmal heißt es gar, dass Verpflegung aus Heliopolis per Boot nach Tura geholt wurde. Eine englische Übersetzung dieses Tagebuchs findet man hier1 (1,6 MB). Das spricht doch dafür, dass zumindest Übernachtungsmöglichkeiten bestanden haben und vielleicht sogar eine Art Küchen oder Kochstellen, um Mahlzeiten für die Arbeitstruppen zuzubereiten. Aber offenbar hat man derartiges bisher nicht ausgraben können. In Deir el-Medina haben auch die Familien der Arbeiter gewohnt, das war wohl in Tura nicht der Fall. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 26.05.2023 um 15:25:06
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