Hallo! Ich habe mich entschlossen, hier ein wenig mehr altorientalisches Feeling hineinzubringen. Deshalb werde ich hier, in diesem Topik ein paar leichte, sumerische Texte präsentieren: Beginnen möchte ich mit einer Bau- und Weihinschrift. Das ist der einfachste Inschriftentypus. Die Umschrift dazu lautet: i:1 {d}nanna(SZESZ.KI) i:2 lugal-a-ni i:3 ur-{d}namma i:4 lugal-urim5(SZESZ.AB){ki}-ma-ke4 ii:1 e2-a-ni ii:2 mu-na-dru2 ii:3 bad3-urim5(SZESZ.AB){ki}-ma ii:4 mu-na-dru2 Die beigefügte Umzeichnung zeigt links das Original und rechts die Umsetzung in neuassyrischen Zeichenformen. Nun zur Grammatik. Diese Inschriften sind so aufgebaut, dass am Beginn der Weiheempfänger plaziert wird. In diesem Fall ist es Nanna, der Mondgott. Er wird mit den beiden Zeichen SZESZ und KI geschrieben, die zusammen /nanna/ gelesen werden. Davor kommt das Gottesdeterminativ {d} (für dingir = Gott). In der zweiten Zeile der ersten Kolumne folgt ein Epitheton für diesen Gott: lugal-ani-ra. Das Dativzeichen /ra/ fällt in diesen Inschrift häufig aus. Es gibt jedoch spätere Schreibungen - lugal-a-ni-ir -, bei denen es wieder auftaucht und eindeutig rekonstruiert werden kann. lugal heißt "König", ani ist das Possessivum der 3.sg., also: "Für Nanna, seinen König". In den nächsten beiden Zeilen befindet sich das Subjekt des Satzes, dass im Sumerischen durch einen eigenen Kasus, den sog. Ergativ (-e) gekennzeichnet ist. Dabei tritt der Kasus immer am Ende der Kette hin. Der Ergativ steht nur beim Subjekt eines transitiven Satzes, also eines Satzes, der ein Objekt aufweist. Der Absolutiv im Gegensatz dazu ist der Kasus des Subjekts des intransitiven Satzes bzw. des Objekts des transitiven Satzes. Das mag kompliziert klingen, ist es aber im Grunde genommen nicht. In dieser Inschrift brauchen wir den Ergativ, da es sich um einen objektbeinhalteten Satz handelt. In Z. i:3 befindet sich der Name des Weihegebers: Ur-Namma. Es handelt sich dabei um den ersten König der III Dynastie von Ur. Sein Epitheton steht in der nächsten Zeile (analysiert): lugal-Urim-ak-e. Urim ist die sum. Schreibung für die Stadt Ur. Sie wird mit den beiden Zeichen SZESZ und AB(/UNUG) geschrieben. /ak/ ist das Genetivmorphem, das jedoch niemals mit dem Zeichen /ak/ geschrieben wird, sondern immer von den umliegenden Zeichen sozusagen verschluckt wird. Das /e/ am Schluß ist der Ergativ-Kasus. Er wird hier ebenfalls verschluckt im Zeichen ke4, dass das Ende des Genetivs und den Ergativ beinhaltet. In Z. ii:1 folgt nun das Objekt, also der Absolutiv des Satzes: e2-a-ni. e2 = "Haus", ani ist wieder das Possessivum, also "sein Haus". Der Absolutiv ist ein Kasus, der nicht gesondert markiert wird! In Z. ii:2 folgt das Verb: mu-na-dru2. Die Basis des Verbs ist dru2, die "bauen" bedeutet. Das erste Zeichen in der Zeile ist mu. Es ist das Konjugationspräfix, das jedes Verb benötigt. Danach sieht man na, dass auf den Dativ in der zweiten Zeile der Inschrift verweist. Ich nehme hier mal vorweg, dass es sich um eine Vergangenheitsform handelt (dazu später mehr). Wenn man diese Verbalform analysiert, schreibt man: *mu-n.a-(n.)dru2. Das /n/ in der Klammer verweist auf den Ergativ zurück und muss in dieser Zeit häufig rekonstruiert werden. Danach folgt in ii:3 noch einmal ein weiteres Objekt und zwar die "Mauer (bad3) von Ur" (analysiert *bad3-Urim-ak). Viel Spaß damit NebTauiAmunRe
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