Hallo, Chontamenti und Lolli, zu den Themen "erste Erwähnung von Arzawa in ägyptischen Texten" und "Amarna-Briefe EA 31/32" kann ich folgendes beitragen: Laut Lexikon der Ägyptologie, Bd. I, Sp. 455, Stichwort: "Arzawa" ist Arzawa bisher seit Haremhab in den Namenslisten bekannt gewesen, d.h. die Erwähnung in einem Block aus dem Tempel Amenophis' III. liegt damit früher! Allerdings gibt es einen Namen "der Arzawa-Mann" schon unter Thutmosis III. und Amenophis II. Die hieroglyphische Schreibung von "Arzawa" ist im Anhang; ebenso die Schreibung des Personennamens. Bei der dort angegebenen Quelle "Rückseite d. Petersburg. Weisheit" handelt es sich um den Papyrus Ermitage 1116A verso, Z. 48 und 64, der zusammen mit anderen Papyri von Golenischeff 1913 veröffentlicht wurde. Diese Rückseite enthält eine Aufstellung von Ausgaben, in diesem Fall für die Verpflegung von Sieglern, die mit Namen aufgeführt sind. Einer von diesen Sieglern (ägyptisch: xtmw) ist eben der mit Namen JrTw "der von Arzawa". Ich würde diesen Namen, genau genommen, als JrTw.j lesen (Nisbe, abgeleitet von dem Stadt- bzw. Landnamen JrTw); aber das sind Feinheiten. Solche Namensbildungen wie "der von ..." gibt es in Ägypten häufiger, sog. "Herkunftsnamen". Mit anderen Worten: "Arzawa" war irgendwie schon seit der Zeit Thutmosis' III. bekannt, taucht aber in den Namenslisten der Völker erst unter Amenophis III. und dann wieder unter Haremhab auf. Dem Rundbrief des DAI Kairo (September 2005) habe ich die Abbildung mit den Fremdvölkerdarstellungen eines Hethiters (links), eines Mannes aus Isywa (Mitte) und eines Mannes aus Arzawa (rechts) entnommen. Wie man sieht, sind die Inschriften links und rechts nur fragmentarisch erhalten, lassen sich aber eindeutig zu den Fremdvölkernamen ergänzen. Die Amarna-Briefe EA 31 und 32 sind in Keilschrift, und zwar auf hethitisch verfasst. Das hatte übrigens Knudtzon schon vermutet; das wurde aber seinerzeit zunächst nicht akzeptiert. Eine deutsche Übersetzung dieser beiden Briefe wurde von Jörg Klinger unter dem Titel "Die Korrespondenz mit Arzawa" vorgelegt (in: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments - Neue Folge, Bd. 3: Briefe, Gütersloh, 2006, S. 191-1951 (leider nur teilweise online)), mit einer interessanten Einleitung zur Forschungsgeschichte. Eine englische Bearbeitung ist: J. David Hawkins, The Arzawa letters in recent perspective, in: BMSAES, Bd. 14, S. 74-83 (2009)2. Diese Publikation enthält auch Farbfotos der Keilschrifttafeln und die zugehörigen keilschriftlichen Umzeichnungen. Nachtrag: Eine andere Version3 des oben angeführten Beitrags von Jörg Klinger zur Korrespondenz mit Arzawa. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 16.02.2023 um 11:58:49
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