Hi Chontamenti, die von dir aufgeworfene Frage bezüglich der verschollenen Kunstwerke der altägyptischen Kultur ist vom Ansatz her wirklich sehr wichtig, richtig und hilfreich, denn sie führt zu einem weiteren Problemfeld hin : Die Nichtbeachtung und fehlende wissenschaftliche Publikation der in den Depots der Museen dieser Welt befindlichen Fundstücke. Ich möchte dies hier anhand eines Vorganges verdeutlichen, welcher beispielhaft für den glücklichen Verlauf einer Wiederentdeckung von bedeutenden Fundstücken steht, welche sich bereits in den Depots der Museen befinden. Es handelt sich um die insgesamt 153 Sarkophage der 21. Dynastie, welche Georges Daressy 1891 auf dem Gelände vor dem Tempel der Hatschepsut in der Cachette von Bab el-Gasus entdeckte. Nach ihrer Bergung wurden 1906 etwa 80 von ihnen im Zuge eines Losverfahrens an die berühmtesten Museen der Welt verschenkt, weil die Ägyptischen Museen in Kairo und Alexandria damals nicht über genügend Platz verfügten, eine so große Zahl von Sarkophagen fachgerecht zu konservieren und aufzubewahren. Wenn man von den in die Niederlande und Russland übersandten Sarkophagen einmal absieht, blieben die meisten von ihnen ohne wissenschaftliche Publikation. Die große Mehrzahl war nur unzulänglich restauriert und konserviert worden und lagerte rund 100 Jahre unbeachtet in den Depots. Erst als Niwinski 1988 in einer Publikation auch eine größere Zahl von Sarkophagen aus der Cachette von Bab el-Gasus darstellte, wuchs das Interesse an diesen in den Depots befindlichen Artefakten wieder. Zahlreichen Einzelinitiativen ist es zu verdanken, dass in den zuständigen Museen schließlich die Bereitschaft entstand, eine Restauration dieser Sarkophage der Priester und Priesterinnen des Amun vornehmen zu lassen. Sehr aufschlußreich ist hier unter anderem der von Sylvia Karner und Wolfgang Baetz für das Kunsthistorische Museum in Wien erstellte Bericht. Nigel Fletcher-Jones berichtete im Jahre 2016 schließlich, dass es der Cachette von Bab el-Gasus erst 125 Jahre nach ihrer Entdeckung gelungen sei, aus ihrem Schatten zu treten. Zu diesem Gelingen hatte zuletzt auch der Vatikan beigetragen. Alessia Amenta, sowie Rogério Sousa und Kathlyn Cooney konnten der interessierten Öffentlichkeit im Jahre 2021 schließlich eine weitere, umfassende Publikation zur Cachette von Bab el-Gasus und des damit in Zusammenhang stehenden geschichtlichen Kontextes der 21. Dynastie vorlegen. 115 Jahre nach der Zuteilung von rund 80 Sarkophagen der Cachette von Bab el-Gasus an die berühmtesten Museen dieser Welt, hatten diese ihre Aufgabe, namentlich die ihnen anvertrauten Fundstücke fachgerecht zu restaurieren und konservieren, sowie zu publizieren und auszustellen, erfüllt. Es war ein mühsamer, aber überaus erfolgreicher Weg, der hier gegangen wurde, gerade auch vor dem Hintergrund der teils trostlosen Zustände, in welchen sich die Fundstücke zuvor befunden hatten. Hier im Forum hatten zunächst Ann und Lufaa (2005), sowie zuletzt dann Andreas 1860 und Lutz (2020) im Beitrag "Cache II 1891" darüber berichtet. Einige der im Text genannten Quellen seien hier wie folgt hinzugefügt bzw. erneut dazu angeführt : Quellen Daressy, Georges : Les cercueils des Prêtres d'Ammon. In : ASAE No. 8, Annales, Kairo 1907, S. 3 - 38. Haag, Sabine ; Hölzl, Regina : Ein ägyptisches Puzzle. Die Restaurierung des Sargdeckels der But-har-chonsu, Katalog zur Ausstellung, Wien 2015. Niwinsky, Andrzej : 21.th Dynasty Coffins from Thebes, Mainz 1988. Sousa, Rogério ; Cooney, Kathlyn : The Tomb of the Priests of Amun, Vol. 1, Leiden 2018. Sousa, Rogério ; Amenta, Alessia ; Cooney, Kathlyn : Bab el-Gasus in Context, Rom 2021. Gruß Lolli 
> Antwort auf Beitrag vom: 24.03.2022 um 19:19:51
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