Hallöchen. Ich habe zwar gesehen, dass hier schon seit Langem nichts mehr zum Thema beigetragen wurde, aber ich will's mal trotzdem versuchen.  Es geht ja um die Frage welcher König, mit Königin, auf besagter Bildhauerstudie bzw. besagtem Bildhauermodel abgebildet ist. Da es sich bei der Darstellung ja offensichtlich um den Amarna-Stil handelt, kommen nur Echnaton, Semenchkare oder Tutanchamun als Könige infrage, mit denen allen die männliche Figur ja auch schon einmal identifiziert wurde. Die vorgeschlagene Möglichkeit, es handele sich vielleicht gar nicht um ein bestimmtes Königspaar, sondern um den Typus, der hier dargestellt ist, lehne ich ab, da der Künstler in einem solchen Fall auch eine allgemeine Szene gewählt hätte und den König sich wohl kaum auf eine Krücke lehnend abgebildet hätte. Dies deutet eher darauf hin, dass er einen ganz bestimmten König abbilden wollte, nämlich einen, der zumindest Zeitweise eine Gehhilfe benötigte. Allem Anschein nach sagt auch die Tatsache, dass der König Sandalen trägt und die Königin nicht, nichts über die Identität der Personen aus. Ein mögliches göttliches Auftreten des Königs kann in Anbetracht der Darstellung an sich, als Verletzter, kaum glaubhaft vertreten werden. Auch aus der Amarnatypischen Darstellung der Kleidung und der Körperformen lässt sich wohl kein weiterer Schluss ziehen. Die nach Eveline Zahradnik vorgeschlagene Möglichkeit, es könne sich bei dem hautfarbenen Streifen am oberen Ende des Schurzes tatsächlich um Haut handeln, womit der weise Streifen darüber dann eine Stütze für einen Verband des linken Beines sein könnte, lässt sich in Anbetracht dessen, dass der Schurzansatz für die Amarnakunst mit Abschluss des weisen Streifens genau an der Richtigen Stelle liegt, nicht beweisen, sondern eher verwerfen. Die Argumentation, es müssten in dem hautfarbenen Streifen, wäre es ein Teil des Schurzes, Ornamente und Verzierungen zu finden sein, ist nicht glaubhaft, da dies eben nicht immer der Fall sein muss. Die von der Königin getragene blaue Kopfbedeckung macht es unmöglich zu entscheiden, ob es sich um Nofrtete oder eine ihrer Töchter handelt, für die der verlängerte Hinterkopf ein eindeutiges Identifikationsmerkmal ist. Sowohl von Nofretete gibt es Darstellungen mit dieser Kopfbedeckung, als auch von Anchesenamun, wie dies auf dem goldenen Statuenschrein aus dem Grab des Tutanchamun (JE 61481, Fundnummer 108) belegt ist. Ein Anhaltspunkt ist tatsächlich der doppelte, von Sonnenscheiben gekrönte Uräus der Königin. Sollte diese Darstellung tatsächlich mehrfach für Nofretete bis in das neunte Jahr des Echnaton nachweisbar sein, so würde dies, ebenso wie die gebogenen Linien auf dem Bauch der Königin, auf Echnaton und Nofretete deuten. Echnaton selbst ist aber in keinem seiner Abbildungen mit einer Krücke dargestellt. Soweit mir bekannt ist, gibt es gar nur eine Darstellung, die ihn mit einem Stab zeigt (Sie dazu: http://edoc3.bibliothek.uni-halle.de/lepsius/page/abt3/band6/image/03060970.jpg). Wobei dieser Stab hier wohl auch eher eine Insignie denn eine Gehhilfe ist. Interessanterweise findet sich auf dem genannten goldenen Statuenschrein des Tutanchamun ebenfalls, wie hier in der Diskussion schon erwähnt, eine Abbildung der Anchesenamun mit doppeltem Uräus. Darüber hinaus trägt sie diesen doppelten Uräus auch auf dem Deckel einer Truhe aus dem Grab des Tutanchamun (JE 61477, Fundnummer 540 [Deckel], 551 [Truhe]). Wobei dieser doppelte Uräus wiederum jeweils eine Sonnenscheibe und ein Kuhgehörn auf jeder der Schlangen beinhaltet. Diese Szene auf der Truhe ist nun insofern außergewöhnlich, als dass sie die Szene des Bildhauermodels beinahe kopiert. Zwar stützt sich der König hier nicht auf dem Stab ab, der auch keine T-Form mehr hat, und die gesamte Szene ist wieder viel stärker im klassischen Stil gehalten, wirft aber aufgrund ihrer Ähnlichkeit doch die Frage auf, ob beide Szenen nicht gar die selbe Begebenheit festahlten. Gegen Tutanchamun könnte sprechen, dass er sich die Beinverletzung, die nicht mehr verheilte, kurz vor seinem Tod zugezogen haben muss, es daher unwahrscheinlich ist, dass er noch laufen konnte und es noch unwahrscheinlicher ist, dass am Ende seiner Regierung noch ein Relief im Amarnastil angefertigt wurde, der ja unter seiner Regierung zu Gunsten das alten Stils wieder größtenteils abgeschafft wurde. Möglich wäre aber, dass seine Beinverletzung gar nichts mit der Darstellung zu tun hat, sondern er zeitweise aufgrund seiner Krankheiten, die ja durch die bekannte DNA-Untersuchung festgestellt wurden, auf eine Krücke angewiesen war und dieser Block somit in der ersten Hälfte seiner Regierung entstand, wobei ich die Möglichkeit damit aufzeigen möchte, dass es sich um eine Vorlage für die spätere Trhue aus seinem Grab handeln könnte. Zwar ist der Fundort des Blocks nicht bekannt. Wenn er aber um 1900 in Gizeh gekauft wurde und aus einer illegalen Grabung stammt, was dies nahelegt, so ist Memphis als möglicher Fundort zu betrachten, was am Ende ebenfalls für Tutanchamun spräche, der ja Achetaton zu Gunsten von Memphis verließ. Für Semenchkare könnte zuletzt noch sprechen, dass er in der einzigen uns zur Verfügung stehenden Darstellung aus dem Gab des Merire II. in Achetaton von Meritaton allem Anschein nach "gestützt" wird. Da dies aber allem Anschein nach ebenfalls ein nicht ungewöhnlicher Bildtypus ist - er taucht so auch auf dem goldenen Statuenschrein des Tutanchamun auf - ist dieses Indiz wohl auch wenig aussagekräftig. Was meint ihr dazu? Grüße Nachtpaaton P. S.: Ich hoffe, ich habe nicht zu viel geschrieben...
> Antwort auf Beitrag vom: 30.12.2009 um 14:32:12
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