Hallo Asheru, Zitat:
Gut, dass Du die Kanalfrage ansprichst - muss man die Bezeichnung "Kanal" für den Bahr Yussuf so verstehen, dass es sich bei den gesamten ca. 180 km dieses Flusses um einen künstlich angelegten Seitenarm handelt? |
| Ich denke nicht. Ich nehme an, die Bezeichnung "Kanal" galt vielleicht für das Stück von el-Lahun bis zum See. Ich weiß es aber nicht. Ich habe aus dem "Bildatlas der Weltkulturen - Ägypten", Kapitel Geografie, mal ein Stück Karte gescannt, das Ägypten vom Nildelta mit rekonstruierten früheren Flussarmen bis nach Mittelägypten zeigt. In der Erklärung zu dieser Karte heisst es zu den Gaueinteilungen "Das Faijum und die Oasen waren nicht in dieses Einteilungsschema einbezogen". Zitat:
Ah - also haben die Massnahmen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, nämlich weniger Sumpfgebiet - und damit Anbaufläche - und gleichzeitig ein gezielt nutzbares Wasserreservoir entstehen lassen? |
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Richtig, zum Faijum selbst wird in diesem Buch nämlich folgendes bemerkt: Das dritte (nach Niltal und Delta) größere, in antiker Zeit bewohnte Gebiet war das Faijum, eine Seeoase westlich des Niltals und südlich von Memphis. Es erhielt ständigen Zufluss durch den Bahr Jusuf, einen nördlich nach Westen abzweigenden Nilarm, der im Birket Qarun, dem Moerissee des Altertums mündet. ... Die frühesten Kulturen waren solche von Jägern und Sammlern, doch war im Alten Reich ohne Zweifel die Landwirtschaft dort bereits eingeführt. Eine intensive Nutzung des Gebietes hing von einem Senken des Wasserspiegels ab, um anbaufähiges Land zu gewinnen, aber ebenso von einer Verwendung des Wassers, das ansonsten den See wieder gefüllt hätte, für die künstliche Bewässerung oberhalb und unterhalb des Seespiegels. Die Könige der 12. Dynastie ließen hier umfangreiche Arbeiten ausführen, die den See beträchtlich verkleinert haben müssen und etwa 450 km Boden für die Kultivierung gewannen. Später verwandelten die Ptolemäer das Faijum zu einem der blühendsten und am dichtesten besiedelten Teile Ägyptens mit etwa 1200 km kultiviertem Boden; viel von dem damals bewässerten Land ist heute Wüste. Im Gegensatz zum sonstigen Ägypten war im Faijum eine ganz andere Form der Bewässerung notwendig, die in der Hauptsache auf intensiver Arbeit und weniger auf fortgeschrittener Technik beruhte. Daraus folgt u.a., dass der Bahr Jusuf auch am Faijum schon immer als natürliches Gewässer in den See mündete, also nicht dorthin umgeleitet wurde. Er müsste gestaut und über Kanäle ins Land geleitet worden sein, um dieses urbar zu machen. Für die obigen Texte im "Bildatlas.." zeichnet im übrigen John Baines1 verantwortlich, also ein seriöser Wissenschaftler. Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 22.06.2003 um 03:26:39
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