Hallo, Cherubim, Zitat:
Keinesfalls wird zitiert, um irgendein besonders geistreiches Aperçu des Herrschers oder gar einer Privatperson der Nachwelt zu hinterlassen. |
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Eine berühmte Stelle im Papyrus Chester Beatty IV lautet: Zitat:
"... Nützlicher ist ein Buch als ein fest gebauter Haus, als Grabkapellen im Westen; besser ist es als ein wohlgegründetes Schloß, besser als ein Denkstein im Tempel. Gibt es einen wie Djedefhor? Oder einen zweiten wie Imhotep? keiner unter uns ist wie Neferti oder Cheti, ihrer aller Primus. Ich nenne dir dem Namen des Ptah-em-Djehuti und des Cha-cheper-Re-seneb. Gibt es etwa einen wie Ptahhotep oder wie Ka-ir-su? ... Sie sind dahingegangen, ihre Namen wären vergessen - aber das Buch ist es, das die Erinnerung an sie wachhält." (Hellmut Brunner, Altägyptische Weisheit, Zürich und München, 1988, S. 224-226) |
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Von den Genannten kennen wir tatsächlich alle bis auf Ptah-em-Djehuti. Vielleicht haben wir von ihm Fragmente, können sie ihm aber nicht zuordnen. Ka-ir-su wird inzwischen mit Kagemni gleichgesetzt, von dem wir eine Lebenslehre haben. Brunner hat zu diesem Text auch einen Kommentar geschrieben: Die "Weisen", ihre "Lehren" und "Prophezeiungen" in altägyptischer Sicht, in: ZÄS 93, 29-35 (1966), in dem er bemerkt: Zitat:
... "hat der Verfasser des Pap. Beatty IV recht: Bei allen sieben bekannten Dichtern der Vergangenheit bewahrt das Werk ihren Namen. Er hat um so mehr recht, auf diese Tatsache nachdrücklich hinzuweisen, als die Namen von Verfassern solcher Dichtungen die einzigen im alten Ägypten überhaupt sind, die - außer Königsnamen - tradiert werden, wenn wir von einer volkstümlichen Überlieferung einiger Namen von Generälen Thutmosis' III. und von vergöttlichten Menschen absehen." (S. 31) |
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Besagter Brunner hat sich mal die Mühe gemacht, die Zitate dieser und anderer Lebenslehren in altägyptischen Texten ausfindig zu machen. Sein Artikel "Zitate aus Lebenslehren" in: Erik Hornung, Othmar Keel (Hrsg.), Studien zu altägyptischen Lebenslehren, Freiburg, Schweiz / Göttingen, 1979 geht immerhin von S.105-171! Interessant in diesem Zusammenhang ist auch eine Stelle im Papyrus Anastasi I, Vers 279-283, wo der altägyptische Autor Hori seinen Kollegen Amenemope verhöhnt: Zitat:
"Du bist dahergekommen, beladen mit großen Geheimnissen, und hast mir einen Vers des Djedefhor zitiert. Du weißt aber gar nicht, ob er positiv oder negativ (gemeint) ist, welches Kapitel geht ihm voran, welches folgt ihm denn?" (Hans-Werner Fischer-Elfert, Die satirische Streitschrift des Papyrus Anastasi I., Wiesbaden, 1986, S. 94) |
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Das zum Thema: "Zitaten- und Spruchbeuteltum" im Alten Ägypten! Viele Grüße, Michael Tilgner PS Den ersten Teil dieses Postings habe ich schon mal "anderswo" gepostet, ist insofern ein "Zitat", wenn auch mein eigenes!
> Antwort auf Beitrag vom: 25.01.2005 um 19:29:31
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