N. Grimal A History of Ancient Egypt Barnes & Noble Inc. 1997 ISBN 0-7607-0649-2 518 Seiten Das Buch von N. Grimal kann man als „schnörkellos“ und traditionell bezeichnen. Es hat keine Farbabbildungen, nur vereinzelte s/w-Pläne von Karnak oder Tanis und wenige genealogische Stammbäume. Insofern ist es leider weitab jeglicher Ansprüche, einem visuell verwöhnten ägyptomanischen Publikum gefallen zu wollen. Auch vom inhaltlichen Aufbau gibt es wenig spannendes zu berichten: Das Buch folgt der chronologischen Grundlinie der ägyptischen Geschichte und unterteilt die Epochen („The formative Period“ = Frühzeit & AR; „The Classical Age“ = MR & 2. Zwischenzeit; „The Empire“ = NR; „The Final Phase“ = 3. Zwischenzeit & Spätzeit) in die bekannten Unterordnungen (zB.: Teil 3 = 1. „The Empire“ (a) The Thutmosids (b) Akhenaten (c) The Ramessid Period (d) The Domain of Amun). Es ist eine undankbare Aufgabe die ganze Geschichte Ägyptens auf knapp 450 Seiten abhandeln zu müssen. Trotzdem schafft es Grimal ein Gesamtbild zu entwerfen (auch wenn viele Fragen bei der Lektüre aufkommen, die nicht beantwortet werden). Er behandelt aber alles aus Platzgründen leider nur sehr (sehr, sehr) oberflächlich. Von der Methodik her gesehen muss man sagen, dass Grimal (eben noch zur „alten“ Generation gehörend) eine typische „Ereignisgeschichte“ geschrieben hat. Er behandelt ausschließlich die Geschichte der ägyptischen Pharaonen. Dies tut er - wie bei dieser Herangehensweise häufig der Fall - eher unbewusst. Er hangelt sich dabei i.d.R. von einem dokumentierten Ereignis aus der Biographie eines Königs zum nächsten. Dass das daraus entstehende Bild aber nicht unbedingt eine Geschichte „Ägyptens“ sondern des „Königtums“ bzw. eines einzelnen „Pharaos“ ist, bleibt unbeachtet. Speziell in der deutschen und englischen Ägyptologie tendiert man heute eher zu einer Archäologie „der kleinen Leute“. Also die Einbeziehung der Alltagswelt und der Quellen von Beamten- und Handwerkergruppen. Auch insofern legt Grimal eine „typisch französische“ Perspektive des Alten Ägypten vor. Sehr praktisch ist der ausführliche Index, in dem man sich gut zurecht findet. Auch der „Guide to Further Readings“ bietet mit weiterführender Literatur und Empfehlungen eine gute Ergänzung des sonst sehr puristischen Buchkonzeptes. Die wissenschaftliche Herkunft Grimals (er ist aktuell wohl DIE französische Figur der Ägyptologie) zeigt sich in der wirklich umfassenden Literaturliste. Die Zitation im Text selbst ist allerdings spärlich. Die meisten geschichtlichen „Fakten“ werden dem Leser als solche vorgesetzt ohne dass Probleme angesprochen werden (beispielsweise fehlt die ganze Diskussion zur 3. Zwischenzeit-Herrscherabfolge). Die obligatorische Chronologie-Tabelle rundet das Gesamtwerk ab. Insgesamt ein ausgezeichnetes Werk um einen allgemeinen und aktuellen Gesamtüberblick über das ägyptologische Wissen zum Alten Ägypten zu erhalten. Wer Fotos, Pläne usw. oder gar eine Sozial- oder Kulturgeschichte Ägyptens sucht, sollte sicherlich nicht zu Grimals Schmöker greifen. Gruß A.
> Antwort auf Beitrag vom: 15.02.2005 um 17:22:48
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