Lieber David, willkommen in diesem Forum! Der von Dir zitierte Muata Ashby und seine Frau scheinen ihr Geschäftsmodell auf der Ausbeutung altägyptischer religiöser Vorstellungen für Leute aufgebaut zu haben, die spirituelle Erleuchtung suchen. Anders kann ich deren Riesenangebot von Büchern, Workshops, Reisen und dergl. nicht deuten. Was Ashbys Verständnis altägyptischer Texte anbetrifft, so äußert er sich in seiner Publikation "Egyptian Book of the Dead. Hieroglyph Translations Using the Trilinear Method, Miami, FL, 2016, S. 11 wie folgt: "the deeper meaning which was originally intended (...) can only be discovered if the translation and interpretation has a spiritual basis." nachdem er zuvor bemängelt hat, dass "the study of Prt m Hru [Book of the Dead] has been mostly confined to scholars and a limited number of interested people, it has suffered from being interpreted by scientists instead of religious scholars and practitioners of the philosophy." - womit er vermutlich sich selbst meint. Tatsächlich stützt er sich aber im wesentlichen auf die Bearbeitungen und Übersetzungen von E.A. Wallis Budge, die heute als überholt gelten. Dafür sei ein Beispiel erwähnt: Ashby erläutert in seinem "Lecture 1" (auf Youtube) zu seinem oben erwähnten Buch seine Methode an zwei Beispielen (siehe Screenshot). Diese sind von den Hieroglyphen, der Umschrift und der Übersetzung nach 1:1 aus der Einleitung von E.A. Wallis Budge, The Egyptian Book of the Dead, London, 1895, S. lvii und lviii entnommen (ich habe die Originalstellen aus der pdf-Version im Internet Archive hier angehängt). Bei der Umschrift hat Ashby auf Budges Sonderzeichen verzichtet. Wo Budge "Ptolemaic Period" schreibt, hat Ashby die Jahreszahlen eingesetzt: um die Quelle zu verwischen? Kurz und gut: So originell ist Ashbys Vorgehen nicht, wenn man von seinem Marketing absieht. Um auf die ursprüngliche Frage nach den Quellen der von Ashbys eigenwillig übersetzten altägyptischen Sprichwörter zurückzukommen, so ist es wahrscheinlich vergebliche Liebesmüh, danach zu suchen, wie Du ja selbst inzwischen festgestellt hast. Sofern Du es wirklich wissen möchtest, wäre es eigentlich am besten, wenn Du ihn direkt selbst befragst. Wahrscheinlich wird er aber nicht antworten, da er ja sonst seine Quellen, nämlich die Budge-Publikationen, preisgeben müsste. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 09.12.2019 um 23:39:31
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