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Thema: Bernstein in Ägypten ... |
Iufaa  Moderator
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« Antwort #15, Datum: 19.03.2003 um 11:51:47 » |
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Hi Benne, es geht um das sogenannte Isotopenverhältnis. Falls Du mit dem Periodensystem der Elemente und dem Begriff der Isotope eines Elements nicht vertraut bist, hier eine simple Erklärung: 1. Stell Dir ein beliebiges Element X als ein Kiste vor. Die Zugehörigkeit zum dem Element X wird definiert über die Anzahl N weißer Kugeln die in der Kiste sind - für alle Atome des Elementes X ist diese Anzahl gleich! Zu den weißen Kugeln können noch unterschiedlich viele rote dazukommen, d.h. es gibt Varianten (=Isotope) des Elementes X mit immer N weißen Kugeln aber unterschiedlichen Anteilen an roten Kugeln, also Isotop X1 mit N weißen und M roten Kugeln, X2 mit N weißen und M+1 roten Kugeln, X3 mit N weißen und M-1 roten Kugeln, etc.. 2. das Isotopenverhältnis sagt demnach aus, daß sich eine Probe eines Elementes X aus 90% des Isotops X1, 8% X2, 1% X3 usw. zusammensetzt. 3. in einer gegebenen Erzgrube ist das Isotopenverhältnis offensichtlich einheitlich und damit charakteristisch. Besteht ein Artefakt also aus der Ausbeute einer Erzgrube, dann läßt sich im Vergleich mit einer Probe aus dieser Erzgrube (sofern man die bei antiken Gruben kennt) ihr Herkunftsort feststellen. Mixt man allerdings gleiche Metalle aus verschiedenen Erzgruben, dann ist es mit dieser analytischen Zuordnung vorbei (es sei denn, in einer der Gruben kommen noch exotische Bestandteile vor, die in der anderen nicht existent sind - dann kann man zumindest sagen, daß es Handelsverbindungen nach Pusemuckel gegeben haben muß). Möglicherweise gibt es ähnliche Analyseverfahren bei anderen "Produkten", bezogen auf Bernstein hat NebTauiAmunRe ja schon auf Wege hingeweisen. Liebe Grüsse, Iufaa
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neTer mer Gast
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« Antwort #16, Datum: 19.03.2003 um 12:58:45 » |
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Um die Herkunftsregion von Metallen zu identifizieren ist es nicht unbedingt notwendig, das Isotopenverhältnis zu kennen. In einer Mine ist das abzubauende Metall nicht in einer 100%igen Reinheit vorhanden, sondern es gibt noch Neben- und Spurenelemente die man qualitativ und quantitativ nasschemisch analysieren kann und die spezifisch für das Abbaugebiet sind. Gruß neTer mer
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Iufaa  Moderator
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« Antwort #17, Datum: 19.03.2003 um 13:13:42 » |
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Jo, das reicht meistens auch schon aus. Gruss, Iufaa
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Benne Gast
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« Antwort #18, Datum: 20.03.2003 um 18:49:57 » |
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Hi Jufaa Das mußte ich zweimal lesen. Aber ich denke ich habe es jetzt verstanden!
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Ankh  Member
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« Antwort #19, Datum: 26.03.2003 um 09:16:50 » |
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Hallo an alle! Ich bin seit ein paar Tagen hier und ersticke fast in Fülle von Informationen auf diesem Forum. Ich werde noch lange brauchen bis ich alles durchgelesen habe.  Vielleicht soll ich mich kurz vorstellen: ich komme aus Wien, bin 42 Jahre alt und habe promoviert in Astronomie, Physik und Gemmologie. Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für alte Kulturen, besonders für Ägypten. Ich hatte auch Gelegenheit mehrere Objekte (organische und kristalline Edelsteine, sowie Edelmetalle) aus verschiedenen Epochen zu untersuchen und zu bestimmen, aber mein Wissen über das alte Ägypten ist, wie ich hier gesehen habe, noch immer sehr unzureichend.  Nun aber zum Thema: Bernstein ist ein fossiles Baumharz, bestehend in wechselnden verhältnissen, aus 79% Kohlenstoff, 10,5% Wasserstoff und 10,5% Sauerstoff. Bernsteinsäure ist mit ca. 2-3% vertreten. Der älteste Bernstein kommt aus Libanon und ist zwischen 125 bis 130 millionen Jahre alt. (Wenn es jemand wünscht, kann ich eine Tabelle mit Fundort und Altersangabe von Bernstein anhängen). Wie bei allen anderen organischen Materialien, wird auch bei Bernstein, um das Alter des Materials zu bestimmen, die C-14 Methode verwendet. Als Wissenschaftlerin bezweifle ich in einigen Punkten die Richtigkeit dieser Methode, obwohl sie weltweit anerkannt (und doch da und dort bezweifelt) ist. Die Zweifel kommen daher, daß bei dem Isotopenzerfall viele Faktoren nicht in Betracht gezogen werden, die aber das Ergebnis über das Alter des Objektes im Wesentlichen beeinflussen. Mir persönlich ist lieber die Methode der Elektronenmikroskopischen Untersuchung, da es keinen Stück Bernstein gibt, das nicht wenigstens Pollen, wenn nicht ganze Blätter oder Insekten eingeschlossen hat. Es wurden auch die Luftlöcher die im Bernstein eingeschlossen sind untersucht, das heißt, die Luft die vor Millionen von Jahren in einem Augenblick im Bernstein eingeschlossen wurde. Allerdings ist nichts großartiges daraus gekommen, da die Analysen ziemlich stümperhaft vorgenommen wurden, sodaß deren Ergebnisse nicht ernst genommen werden können. Leider! Ausserdem neigt der alte Bernstein dazu Risse zu bilden, d.h. die "neuzeitige" Luft dringt in das Innere und verfälscht das Ergebnis. Prof. Rössler, Gemmologe aus Wien, hat angeblich in einigen, mir leider unbekannten, Quellen gelesen, daß die Ägypter Skarabäen aus Bernstein als besonderes "Heiligtum" betrachtet haben, weil, wenn man ein Gegenstand aus durchsichtigem Berstein gegen die Sonne hält, dieser anfängt zu leuchten. Ich persönlich glaube, daß dies durchaus der Wahrheit entsprechen kann, da wegen der gelben oder braunen Bernsteinfarbe, der Durchsichtigkeit und der Lichtpolarisation, die oft mit bloßem Auge sichtbar ist, ein Gegenstand aus Berstein, gegen das Licht gehalten, nicht nur leuchten, sondern auch verschiedene dunkle Muster aufweisen kann. Jetzt aber muß ich ein Halt machen, denn ich fürchte ich bin zu sehr in die Breite gegangen. Ich freue mich aber sehr, daß ich dieses Forum gefunden habe.
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Sinuhe20  Member
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« Antwort #20, Datum: 26.03.2003 um 12:18:26 » |
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hallo benne, Im Internet gab es eine Seite, in der die Funde des Schiffwracks von Uluburun aufgelistet waren. Der Bernstein der dort gefunden wurde, sah folgendermassen aus :  Viele Grüsse von Sinuhe20
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Benne Gast
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« Antwort #21, Datum: 27.03.2003 um 15:51:22 » |
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Hi Ankh Herzlich willkommen auf diesem Forum. Von einem Bernsteinskarabäus habe ich bisher noch nichts gehört. Aber wieso nicht? Grüße Benne
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Ankh  Member
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« Antwort #22, Datum: 28.03.2003 um 08:09:21 » |
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Hi Bene, vielen Dank für den ersten und bis jetzt, einzigen Willkommensgruß.  Ich vermute, daß die Bernsteinskarabäen bis jetzt nicht so bekannt sind, weil die Literatur darüber äußerst dünn gesät ist. Ich habe gestern noch einmal Prof. Rössler angerufen um ihn diesbezüglich "auszuquätschen". Leider kann er sich nicht erinnern wo er diese Information gelesen hat. Er hat nach etwas anderem gesucht, und über diese Skatabäen ist er nur zufällig gestolpert. Es war entweder in der wiener Nationalbibliothek, oder in einer Bibliothek in Mailand. Na wunderbar! Ich dachte zwar, ich kenne alle Bücher aus der wiener Nationalbibliothek, die sich mit Edelsteinen befassen, aber vielleicht kann man die Info in einem Buch mit ganz anderem Thema finden.  Wie auch immer, ich bleibe dran, denn mich interessiert es auch brennend was daran Wahr ist und ich versuche auch mehr Details herauszufinden. Das Problem ist nur, daß Bernstein, wie oben gesagt, ein organisches, zudem auch sehr weiches und leichtes Material ist. Einige Bernsteinarten können auf der Wasseroberfläche schwimmen, sodaß er auch verschiedenen einflüßen und Witterungen durch die Jahrhunderte vielleicht nicht standgehalten hat (wie es z.B. auch bei einer Perle der Fall ist). Tut mir leid, daß ich nicht mehr Informationen darüber habe.
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Benne Gast
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« Antwort #23, Datum: 28.03.2003 um 15:20:21 » |
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Hi Ankh Wiener Nationalbibliothek oder eine Bibliothek in Mailand! Zumindest ist die Quelle eingeschränkt.  Grüße Benne
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Iufaa  Moderator
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« Antwort #24, Datum: 28.03.2003 um 15:22:23 » |
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Äähh? Auf das südliche Mitteleuropa? Iufaa
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Benne Gast
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« Antwort #25, Datum: 28.03.2003 um 15:25:39 » |
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Hi jufaa Manchmal gehts nicht anders.  Benne
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Ankh  Member
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« Antwort #26, Datum: 28.03.2003 um 19:24:03 » |
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Ich bin noch froh, daß nicht Paris, Rom, Budapest, London..................und, und nicht in Betracht kommen.
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Lutz  Member
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Re: Bernstein in Ägypten ... |
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« Antwort #28, Datum: 21.09.2015 um 22:08:10 » |
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Heinrich Quiring : Zur ältesten Geschichte des Bernsteins. - In: Blätter für Technikgeschichte 16. - 1954. - S. 44-50. Seite 45 : - Vollbild - Seite 46-47 : - Vollbild - Gruß, Lutz.
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