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   Jungfräulichkeit? (3)
  Autor/in  Thema: Jungfräulichkeit?
Raeuberbraut  
Gast

  
Jungfräulichkeit? 
« Datum: 20.07.2004 um 16:46:34 »     

Beim Lesen im Forum fiel mir folgender Beitrag von Gitta im Thread Ritualbrunnen und Grabdekoration auf:


Zitat:
Die Sache mit der Jungfrau, also Königsmutter / Jungfrau / göttliche Zeugung ist m.E. absoluter Quatsch. Das wird nirgendwo erwähnt. Jungfräulichkeit war für die Ägypter überhaupt kein Thema. Und die göttliche Zeugung hatte, wie ich das einschätze, einen komplett anderen Hintergrund


Diese Aussage entspricht auch voll und ganz dem, was ich in mehreren Büchern sowie im Internet zum Thema "Jungfräulichkeit im Alten Ägypten" gefunden habe und eigentlich hätte ich mir wohl auch nie Gedanken darüber gemacht, wäre mir nicht beim Lesen meines DuMont-Kunstreiseführers "Ägypten" folgender Satz ins Auge gefallen:


Zitat:
Eine Gottesgemahlin war zur Jungfräulichkeit verpflichtet ...


Nun ist mir natürlich klar, dass ein Reiseführer nicht unbedingt als historische Quelle herhalten sollte, allerdings bezog sich besagtes Zitat auf die Äthiopenzeit, in der (laut Helck/Otto: "Kleines Lexikon der Ägyptologie") die Gottesgemahlin den Hohepriester des Amun in den Hintergrund gedrängt hatte und die Erbfolge durch Adoption (eine "Gottesgemahlin" adoptierte ihre Nachfolgerin, usw.) geregelt wurde.
Mich würde nun interessieren, ob mit dem Bedeutungswechsel des Titels "Gottesgemahlin" die Jungfräulichkeit in Ägypten an Bedeutung gewann bzw. überhaupt Einzug in den Bereich der kultischen Vorschriften hielt. (Im Internet bin ich mehrmals auf Jungfräulichkeit in Bezug auf den Isiskult gestoßen, eine konkrete Quellenangabe habe ich aber auch hierzu nicht gefunden.)

Zuguterletzt möchte ich zusätzlich noch auf die Legende mit der "Nilbraut" verweisen, die ja ein Jungfrauenopfer zum Thema hat. Dies könnte natürlich auch mit ihrem römischen Ursprung begründet werden, ihren Kern dürfte sie aber trotz allem im Alten Ägypten haben, was dann wieder zu der Frage führt, ob die Jungfräulichkeit des geopferten Mädchens nun tatsächlich von Bedeutung war, oder erst im Nachhinein von Fremdvölkern (sprich: Griechen, Römer) hineininterpretiert wurde.

Über Quellen- bzw. Literaturhinweise, die ein bisschen Licht ins Dunkel der teilweise recht widersprüchlichen Aussagen bringen könnten, würde ich mich sehr freuen.

LG
Räuberli
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Jungfräulichkeit? 
« Antwort #1, Datum: 20.07.2004 um 17:41:51 »   

Hi,

es gibt bereits mehrere Beiträge zu dem Thema "Jungfräulichkeit" ägyptischer Königinnen und zu den betreffenden Textstellen in den Geburtslegenden.

Bitte mal wieder die Suchfunktion benutzen.

Gruss, Iufaa
> Antwort auf Beitrag vom: 20.07.2004 um 16:46:34  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Jungfräulichkeit? 
« Antwort #2, Datum: 20.07.2004 um 23:29:08 »     

Hallo Räuberli,


Zitat:
Mich würde nun interessieren, ob mit dem Bedeutungswechsel des Titels "Gottesgemahlin" die Jungfräulichkeit in Ägypten an Bedeutung gewann bzw. überhaupt Einzug in den Bereich der kultischen Vorschriften hielt.


Eher nicht. Reclams Lexikon schreibt: Von da an (Ramses VI. gab seiner Tochter Isis den Titel Gottesgemahlin des Amun und Gottesanbeterin) übte die Tochter des Königs dieses Amt aus, die als Priesterin in Theben über großen religiösen und politischen Einfluss verfügte. Sie durfte nicht heiraten und war zur Jungfräulichkeit verpflichtet (Jean Yoyotte bezeichnet dies als einen Brauch unbestimmter Herkunft). Als ihre Nachfolgerin musste sie die Tochter des nächsten Königs adoptieren. Auf diese Weise versuchte der König seine Macht auf Dauer zu sichern und verhinderte damit auch, dass ältere Töchtter rivalisierenden Prätendenten auf den Thron verhalfen.

Dabei muss man im Auge behalten, dass die Königsresidenz zu dieser Zeit lange im Delta war und dass der König sich das religiöse Zentrum Theben sichern musste.


Zitat:
Zuguterletzt möchte ich zusätzlich noch auf die Legende mit der "Nilbraut" verweisen, die ja ein Jungfrauenopfer zum Thema hat. Dies könnte natürlich auch mit ihrem römischen Ursprung begründet werden, ihren Kern dürfte sie aber trotz allem im Alten Ägypten haben


Nein, ist nicht ägyptisch, sondern römisch. Auszug aus meinem Bericht über die SÄK:

Am Samstag startete Dr. Maya Müller, Museum der Kulturen Basel, den Kongresstag mit ihrem Vortrag "Von Niltöchtern, Nymphen und der Nilbraut". Nach einer Legende aus dem 1. oder 2. Jahrhundert wurden dem Nil Jungfrauen geopfert. Zweck dieses Rituals war die Hoffnung auf eine fruchbarkeitsspendende Nilschwemme. Es handelt sich dabei um eine typisch römische Legendenbildung, die kaum als Tatsachenbericht anzusehen ist. Einen echten Vorfall mag es gegeben haben, der aber vielleicht eher als Akt der Rache an Pharao betrachtet werden muss, bei welchem die Prinzessin als "Nilbraut-Opfer" herzuhalten hatte.

Gitta
« Letzte Änderung: 20.07.2004 um 23:45:43 von Gitta »
> Antwort auf Beitrag vom: 20.07.2004 um 16:46:34  Gehe zu Beitrag
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