Hallo, Leute, berühmt ist die Beschneidungsszene aus dem Grab des Anchmahor (6. Dyn.) aus Sakkara. Die folgende Abbildung stammt aus dem Internet, so daß ich die Quelle nicht angeben kann. Linke Szene Links ist die Beschneidungsszene zu sehen. Darüber steht: sbj.t [jn] Hm-kA "Beschneiden [durch] den Totenpriester" sbj (sbt) "beschneiden" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 683) - sbj.t Infinitiv ohne Wegfall des schwachen Radikals nach Edel, Altägyptische Grammatik, § 688 jn "durch" - nach Edel, § 697, wonach jn häufiger fehlen kann Hm-kA "Totenpriester" (Hannig, S. 528) [Diese Übersetzung stützt sich auf das Handbuch der altägyptischen Medizin, 1. und 2. Band, Leiden / Boston / Köln, 1999, S. 468] Über dem Beschneider steht: nDrj sw "Halte ihn fest!" nDrj (nDrw) "(1) fassen, anpacken (2) [Imperativ] ... halt fest!" (Hannig, S. 450) jm rDjw dbAx=f "Laß ihn nicht *bewußtlos werden!" jm rDjw "laß nicht" - negierter Imperativ nach Edel, § 1110 dbAx "*bewußtlos werden" (Hannig, S. 974) * heißt "unsicher, unklar, noch nicht beweisbar" - Erika Feucht, Das Kind im alten Ägypten, Frankfurt / New York, S. 246 hat: "laß ihn nicht zucken (?)" Links antwortet derjenige, der den Probanden an den Armen festhält: jry[=j] r Hs.t=k "[Jawohl,] ich handle auf deinen Wunsch." Zu dieser Phrase: Hannig, S. 558 - Diese Formulierung wird diskutiert in: Adolf Erman, Reden, Rufe und Lieder auf Gräberbildern des Alten Reiches, Berlin, 1919, S. 7-8, wo er bemerkt: "Übrigens muß die Bedeutung schon sehr abgeschwächt sein und nicht viel mehr als 'jawohl' besagen, denn sonst würde man sie nicht in Fällen wie die folgenden benutzen: ... bei der Beschneidung soll jemand den Patienten festhalten und antwortet: jrjj r Hst=k. Ein 'ich tue so, daß du es loben wirst' ist hier nicht mehr am Platze." Rechte Szene Die rechte Szene wird unterschiedlich interpretiert. Einige Autoren wie Erika Feucht sehen in ihr eine Nachbehandlung: sjn wnnt r mnx "Wisch / reibe ab, wirklich, zum Besten!" sjn "abwischen, abreiben" (Hannig, S. 666) wnnt "in der Tat, wirklich, fürwahr" (Hannig, S. 194) - sh. auch Edel, § 835 Eine andere Übersetzung liefert Erika Feucht, a.a.O.: "Wisch gut ab, was sein wird (?)" - in Anlehnung an Erman - abgeleitet von wn "sein" r mnx "vortrefflich, zum Besten, ordentlich" (Hannig, S. 341) Der andere antwortet: jw[=j] r jr.t r nDm "Ich werde es angenehm machen!" r nDm "angenehm" (Hannig, S. 449) Es gibt auch die Deutung, daß es sich um "die Rasur der Schamhaare handelt zur Erlangung der kultischen Reinheit vor der Beschneidung". Sie wurde vorgetragen von Ann Macy Roth, Egyptian Phyles in the Old Kingdom, Chicago, 1991, S. 62-72 ("Initiation: Phyle Membership and Circumcision") anhand einer ähnlichen Szene im Grab des Nj-anch-Chnum und Chnumhotep, die mit Saq "rasieren" (Hannig, S. 632) überschrieben ist. Da sjn auch "(3) fortreiben, auslöschen, tilgen" (Hannig, S. 666) bedeuten kann, ist diese Deutung nicht ganz von der Hand zu weisen. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 16.10.2004 um 13:31:27
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