So, ich hoffe, es kommt noch pünktlich an! Allgemein: Absolute Zahlen zu ermitteln, ist ein fast unmögliches Unterfangen! Da wir für die meisten Epochen der ägyptischen Geschichte auch nur Schätzungen für die Gesamtzahl der MEnschen haben, können wir noch nicht einmal sicher die "100%" angeben - wie sollte es dann möglich sein, die einzelnen Teile der Sozialstrukturen "herunterzubrechen"? Aufzeichnungen darüber gab es nicht - d.h. wir sind heute auf Indizien und Vermutungen angewiesen. Die sozialen Gruppen lassen sich grob in folgende Gruppen untergliedern: Bauern Handwerker Schreiber Beamte Priester Soldaten Sklaven Einzelbetrachtungen zu dieser Aufstellung: Sergio Donadoni, Der Mensch des Alten Ägypten, Frankfurt/New York 1992 (allerdings ohne Zahlenangaben) Historisch betrachtet waren die ersten Ägypter sicher nicht allein "Bauern", sondern eben Alleskönner - die Spezialisierung hatte noch keinen Einzug gehalten. Was also im Laufe des Alten Reichs passiert, ist Spezialisierung (Bauern und Handwerker) einerseits, und Bildung eines Staates (Verwaltung, Beamtenhierarchie) andererseits. Vorher lassen sich "Eliten" (mit Ausnahme des Königs/Herrschers selbst) nicht greifen. Jan Assmann umschreibt es als "Kolonisierung, Bürokratisierung, Demotisierung" (Ägypten, eine Sinngeschichte, München/Wien 1996, S. 60) Wie kann man nun - grob - die Schichten eingrenzen? Man betreibt einfache Statistik! In einem Aufsatz haben John Baines and Christopher Eyre Überschlagsrechnungen zur Schreibkenntnis der alten Ägypter unternommen (Baines/Eyre, Four notes on literacy, Göttinger Miszellen 61, 65-96) Man bedient sich eines "Tricks": Bauern und niedere Stände konnten sich kein Grab leisten. Also sind Nekropolen Spiegel einer bestimmten, auserwählten Gruppe. Wenn man mal alle Vermutungen (viele!) des Artikels beiseite läßt, kommt z.B. heraus, daß es 1% Literarizität im Alten Reich gab = 1 von 100 gehörte zur "Elite" (S. 67). Dieser Wert wird auch in späterer Zeit angeblich (!) nicht überschritten. Man sollte diese Zahl auch nicht überbewerten: In den Metropolen des Staates (im Neuen Reich) lag der Prozentsatz sich höher. Und auch die Arbeiter-Siedlung von Deir el-Medineh dürfte in dieser Hinsicht nicht repräsentativ gewesen sein. Baines und Eyre gehen von einer Schriftkundigkeit von 5-7.5% aus(S. 90). Außerdem bezieht sich die Zahl von 1% auf eine "absolute" Zahl von 1 Mio. MEnschen im Alten REich - auch dies ist alles andere als gesichert! Kurzum: Man weiß es nicht in absoluten Zahlen. In Anbetracht der Erkenntnisse aus Friedhöfen darf man aber davon ausgehen, daß eine sehr kleine Schicht ein Heer von Menschen geleitet hat. Darüber hinaus einzelne Größen anzugeben, ist kaum möglich. Wie groß war das ägyptische Heer? Wie viele Sklaven gab es? Gab es überhaupt so etwas wie freien Handel & Händler? Alle diese Fragen haben keine konkrete Antwort. Wenn man Deir el-Medineh als Obergrenze für das ganze Land betrachtet, dann haben die meiste Zeit ca. 5% der Menschen über 95% geherrscht (in allen Facetten der Verwaltung). Es gibt einen eigenen Artikel zu dem Thema, allerdings aus dem Jahr 1959: HELCK, Wolfgang, Die soziale Schichtung des ägyptischen Volkes im 3. und 2. jahrtausend v. Chr., Journal of Economic and Social History of the Orient, Leiden 2 (1959), 1-36. War mir in der Kürze der Zeit leider nicht zugänglich. Reicht das? Tschüss & viel Erfolg! C.
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