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Ägyptologie Forum >> Alltag & Freizeit


1) Bernstein in Ägypten ...
 NebTauiAmunRe am 10.03.2003 um 23:34:22

Vielleicht passt dieses Thema in diesen Bereich. Ich hab da mal eine Frage: Gibt es eigentlich Hinweise für die Nutzung von Bernstein in Ägypten. Es fand schon früh ein Handel von Nordeuropa bis in den Orient statt, soweit ich mal gelesen habe. Aus Ägypten sind mir keine Objekte bekannt. Jedoch kenne ich aus Mesopotamien einige Rundplastiken aus Bernstein. Eine kleine Statuette aus Bernstein stellt Assurnasirpal II. dar. Das Problem bei dieser Figur ist, dass sie aus dem Kunsthandel stammt und daher gefälscht sein könnte. Zumindest wurde sie vom Händler nachgeschnitten, um einen höheren Preis zu erzielen.

Weiß jemand, ob es Objekte aus Ägypten gibt, die aus Bernstein bestehen, oder ob zumindest Bernstein für Applikationen oder Intarsien, bspw. bei Pektoralen verwendet wurde.

Ich danke schon im voraus.

NebTauiAmunRe


2) Re: Bernstein in Ägypten ...
Gitta am 11.03.2003 um 09:12:26

Auf Anhieb sind mir auch keine antiken Stücke aus Bernstein bekannt, aber die "Enzyklopädie der Achäologie" schreibt, dass in der Tat bereits in der Bronzezeit sowohl in Mykene als auch in Ägypten (!) Bernstein bekannt war - leider ohne Belegstellen anzugeben. Das Material soll schon früh über die sogenannte Bernstein-Straße über Ungarn, Serbien und Makedonien in den Mittelmeerraum gekommen sein. Die Phöniker sollen auf den Handel spezialisiert gewesen sein.

Im heutigen Ägypten findet man Bernstein sowohl als Schmuck als auch als Skulpturen, wobei ich bei den teilweise ziemlich großen Skulpturen skeptisch bin. Ich habe mich zwar in diversen Shops nach dem Material erkundigt und erhielt immer die Antwort, es handele sich um "Amber". Aber das sieht meist sehr ebenmäßig und klar aus - gar nicht wie man Bernstein gemeinhin kennt.

Gitta

PS
Habe gerade noch was im Netz gefunden:

Bernstein historisch
Die ersten schriftlichen Quellen über den Bernstein, ein Steinschnitt auf einem Obelisk, stammen aus Ägypten. "Der assyrische Herrscher Ashur-Nasir-Apal sandte seine Leute in das Bernsteinland, wo das Meerwasser Bernstein gleich Kupfer auswäscht..."{Aufschrift auf einem Obelisk, 883 v. Chr.)

Der Handel mit Bernstein in den baltischen Ländern nimmt seinen Anfang bereits im Neolithikum. Der Bernstein verbreitete sich aus seinen wichtigsten Gewinnungsstätten in Jütland und Ostbaltikum, nach Mittel- und Osteuropa und weiter bis nach Ägypten. In Ägyptischen Grabstätten wurden Halsketten aus Ostseebernstein gefunden.

Heinrich Schliemann fand Bernsteinschmuck aus Ostseebernstein bei seinen trojanischen Ausgrabungen, ebenso wie bei den Ausgrabungen der mykenischen Kuppelgrabstätten auf Kreta aus der Zeit 1600 - 1800 v. Chr.

Quelle
http://www.biomedicus.de/behandlung/bernstei.htm

> Antwort auf Beitrag vom: 10.03.2003 um 23:34:22


3) Bernstein in Ägypten ...
 Udimu am 11.03.2003 um 11:53:42

Hi,

Bernstein ist schon seit vordynastischer Zeit in Ägypten  bekannt. Doch ist es bei Ausgrabungen schwer von Harz zu unterscheiden, weswegen eindeutige Identifikationen nicht immer möglich sind. Bernstein findet sich auch auf Kreta und in Jordanien, von dort mag es nach Ägypten verhandelt worden sein.

M. Serpico, 'Amber' in Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, 451-454

Gruss
Udimu

> Antwort auf Beitrag vom: 11.03.2003 um 09:12:26


4) Bernstein in Ägypten ...
Gitta am 11.03.2003 um 15:14:49

Es gibt im Ägyptischen auch kein Wort für Bernstein, lediglich Begriffe für diverse undefinierte Mineralien, die Bernstein einschließen könnten (nach Hannig). Sprachlich nachgewiesen scheint Bernstein nicht zu sein, zumindest noch nicht im Mittelägyptischen.

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 11.03.2003 um 11:53:42


5) Bernstein in Ägypten ...
 Iufaa am 11.03.2003 um 16:35:02

Und hier, was das gLÄ zu dazu sagt:

Bernstein (fossiles Harz) ist nach Lucas schwer von rezentem Harz zu unterscheiden; jedoch glaubt man, eine in Kettengliedern, Skarabäen, Ohrringen und Fingerringen (so besonders im Grabe des Tutankhamuns) benutzte harzartige Masse als Bernstein erklären zu können. Dabei dürfte an eine Herkunft aus dem Norden zu denken sein, etwa nördl. des Schwarzen Meeres am Dnepr oder gar aus dem Samlamd, wenn auch Plinius, nat. hist. XXXVII §37 eine Herkunft des Bernstein aus Nubien angibt. §36 jedoch eine aus Ägypten selbst, wobei er den äg. Namen sacal angibt. Ihn setzt Dumas mit dem äg. Wort šá-ka-l gleich, das in einer nördlichen (?) Tributliste Thutmosis III. und auch in medizinischen Rezepten vorkommt. Quring hat unabhängig davon in dem sumerischen  ŠAG.KAL der Amarnabriefe den Bernstein angenommen, dessen akkad. Lesart unbekannt und vielleicht aus ŠAG.KAL abgeleitet war und dem äg. šá-ka-l anklingt. Harris hingegen identifizierte das im Amarnabrief EA 25 II 47 auftauchende abašmu mit Bernstein.

GLÄ, Bd. 1, Sp.710 (ins Lexikon übernommen)

Iufaa

> Antwort auf Beitrag vom: 11.03.2003 um 15:14:49


6) Bernstein in Ägypten ...
 NebTauiAmunRe am 11.03.2003 um 20:17:03

Ich danke euch ganz herzlich für die vielen Informationen.

@Iufaa: Mit dem von dir angesprochenen ŠAG.KAL kann ich etwas anfangen. Ich habe in der assyrisch-babylonischen Zeichenliste nachgeschaut. Der erste Teil wird eher als SAG gelesen. Das ist kein Problem, da es das selbe Keilschriftzeichen ist. Es gibt zu diesem Kompositum auch eine akkadische Entsprechung. Diese wurde vom sumerischen Wort einfach übernommen: sankallum. Das /k/ ist hier ganz normal, da es von sumerisch auf akkadische Wörter oft von stimmhaft auf stimmlos übergeht. Das ergibt sich aus der Sprachgruppe. Die eigentliche Übersetzung von sankallum ist laut Akkadischem Handwörterbuch "allererster". Als Nebenbedeutung ist einfach "ein wertvoller Stein" angegeben. Ob es sich tatsächlich um Bernstein handelt, ist schwer zu sagen. Die von mir angeführten Statuetten aus Bernstein tragen leider keine Inschriften. Denn in den Beischriften ist häufig das verwendete Material angegeben. Man findet das schon bei Gudea, wo Material und sogar Herkunftsort angegeben sind. Eins noch: SAG.KAL trägt normalerweise noch davor ein Determinativ: na4 für akk. abnum (= Stein). Was ich jetzt nicht weiß, aber was ich in der Uni-Bibliothek nachschauen kann, ist, ob na4.SAG.KAL bereits in den sumerisch-akkadischen Bilinguen vorkommt. Es gibt da nämlich auch Steinlisten. Aber das kann ich jetzt nicht gewiß sagen.
Das akkadische Wort abašmû ist auch nicht genau identifiziert. Es handelt sich um einen Stein, welcher, kann ich nicht genau sagen. Es kommt da immer auf den Kontext an. Ich werde mir also den Amarna-Brief, den du zitiert hast, anschauen.

@Gitta: Weisst du zufällig, wie der Name von Assurnasirpal auf dem Obelisken in die Hieroglyphenschrift umgesetzt ist? Mich würde interessieren, wie man auf die Aussprache eingegangen ist.

Ebenfalls danke ich euch nochmal herzlich. Ich bin sehr froh, dass man hier immer kompetente Antworten bekommt.

Liebe Grüße

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 11.03.2003 um 16:35:02


7) Bernstein in Ägypten ...
 NebTauiAmunRe am 11.03.2003 um 20:44:49

Ich habe noch einmal nachgeschaut, wo ich noch etwas darüber finden kann. Und zwar hat sich R.C. Thompson damit beschäftigt in der Publikation:
Dictionary of Assyrian Geology and Chemistry. Am Donnerstag werde ich dort nachschauen. Ich werde sicher fündig. Es kann aber auch sein, dass man keine genaueren Entsprechungen dazu findet. Wie schon gesagt, wenn sich in den lexikalischen Listen keine akkadischen Entsprechungen finden, dann ist eine genauere Identifikation schwierig.

Interessant ist es schon, wenn man ausschließlich die sumerischen Komponenten, also SAG und KAL betrachtet. SAG hat viele Bedeutung. Die Grundbedeutung ist "Kopf" oder "erster". KAL hat ebenso einige Bedeutungen. Es kann "kostbar" oder "gut" heißen. Das sumerische Wort kal-ku7-ku7 hat die akk. Entsprechung kalgukku, was eine rötliche(!) Paste bezeichnet, obwohl das Akk. Handwörterbuch nur Paste als Übersetzung angibt. Wie gesagt, ich werde übermorgen in dem Werk von Thompson nachschauen. Ich werde euch auf dem laufenden halten, obwohl das dann schon wieder eher zu "Nachbarländer" gehört. Aber so bin ich nun mal.

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 11.03.2003 um 20:17:03


8) Bernstein in Ägypten ...
Gitta am 11.03.2003 um 22:15:11


Zitat:
@Gitta: Weisst du zufällig, wie der Name von Assurnasirpal auf dem Obelisken in die Hieroglyphenschrift umgesetzt ist? Mich würde interessieren, wie man auf die Aussprache eingegangen ist.


Ehrlich gesagt: keine Ahnung  

Ich weiß nicht einmal, welche Obelisk das ist und wo er publiziert ist. Aber ich werde recherchieren.

Gitta


> Antwort auf Beitrag vom: 11.03.2003 um 20:17:03


9) Bernstein in Ägypten ...
 NebTauiAmunRe am 12.03.2003 um 00:26:10

Kein Problem Gitta. Aber besonders fremdländische Namen können sehr interessant sein.



NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 11.03.2003 um 22:15:11


10) Bernstein in Ägypten ...
 NebTauiAmunRe am 12.03.2003 um 00:51:51 - Anhang: obelis1.jpg

Hi Gitta!

Jetzt weiß ich, um was es geht. Es kam mir schon vorhin spanisch vor, denn es ungewöhnlich, dass gerade so ein Detail des neuassyrischen Königshofes auf einem ägyptischen Obelisken erwähnt wird. Auch aus Mesopotamien sind Obelisken bekannt. Sie sind nicht so gewaltig wie die ägyptischen. Außerdem ist die Spitze abgestuft.

Ich bin mir nur nicht sicher, auf welchem Obelisken diese Ausdruck steht. Das muss ich bei Grayson, Royal Inscriptions of Mesopotamia (RIMA 2) nachschauen. Der sog. Schwarze Obelisk kann es nicht sein, der stammt nämlich von Anp´s Nachfolger Salmanassar III. Es könnte sich um den Rassam-Obelisken handeln, der jedoch sehr fragmentarisch ist. Es gibt auch noch den Weißen Obelisken, der aber vor Anp II. angesetzt wird.

Das muss ich noch klären. Auch die angegebene Jahreszahl bei dem von dir zitierten Text macht es fast sicher, dass dieser Satz auf einem mesopotamischen Obelisken steht, da die Texte oft Annalenberichte enthalten. So können sie ziemlich genau datiert werden. Ich habe solche Inschriften bisher noch nicht so häufig gelesen, da ich mich noch nicht so sehr mit dem neuassyrischen Dialekt, der etwas unterschiedlich vom Alt- und Mittelbabylonischen ist, beschäftigt habe. Aber ich bin fast sicher, dass es sich nicht um eine Hieroglypheninschrift handelt.

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 12.03.2003 um 00:26:10


11) Bernstein in Ägypten ...
Gitta am 12.03.2003 um 20:26:32


Zitat:
Jetzt weiß ich, um was es geht. Es kam mir schon vorhin spanisch vor, denn es ungewöhnlich, dass gerade so ein Detail des neuassyrischen Königshofes auf einem ägyptischen Obelisken erwähnt wird. Auch aus Mesopotamien sind Obelisken bekannt. Sie sind nicht so gewaltig wie die ägyptischen. Außerdem ist die Spitze abgestuft


Hallo NebTauiAmunRe,

ich habe noch ein wenig recherchiert, wobei mir eigentlich nur das Internet blieb, denn ausser ein paar allgemeinen Werken zu Ägyptens Nachbarn besteht mein Fundus mehr oder weniger nur aus "Ägypten". Ich stieß dann auch häufiger auf den berühmten schwarzen Obelisken des Salmanassar und immer wieder auf das schon erwähnte Zitat - immer ohne vernünftige Quellenangabe. Irgendwann kam mir schließlich auch der Verdacht, dass es sich nicht um einen ägyptischen Obelisken handeln kann. Aber da hast Du sicherlich bessere Möglichkeiten der Recherche als ich.

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 12.03.2003 um 00:51:51


12) Bernstein in Ägypten ...
 NebTauiAmunRe am 12.03.2003 um 22:48:31

Hallo Gitta!

Ja, ich muss das noch näher recherchieren. Der Schwarze Obelisk ist es sicher nicht, da dieser erst dem Sohn und Nachfolger von Assurnasirpal, Salmanassar zugestanden wird. Aber die Publikation von Grayson über Königsinschriften aus Mesopotamien ist wirklich exzellent. Da werd ich morgen mal reinschauen, wenn ich Zeit habe. Ich werde dich auf dem Laufenden halten .

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 12.03.2003 um 20:26:32


13) Bernstein in Ägypten ...
krokoloko am 18.03.2003 um 11:29:31

bin grad zufällig in das forum gestolpert. zur recherche über "bernstein" in mesopotamien könnte man noch nachschauen bei
P.R.S. Moorey, Ancient Mesopotamian Materials and Industries, Oxford 1994, 79-81.

so ein buch gibts auch über ägypten:
A. Lucas - J. Harris, Ancient Egyptian Materials and Industries, 1999.

ob in dem was zu bernstein drinsteht weiß ich nicht genau, ich kenn nur das erste.
viele grüße nach ägypten aus mesopotamien!  

> Antwort auf Beitrag vom: 12.03.2003 um 22:48:31


14) Bernstein in Ägypten ...
Benne am 18.03.2003 um 20:17:24

Hi

Hier habe ich einen interessanten Abschnitt gefunden was das Schiffswrack von Uluburum betrifft daß vor der Küste der Südtürkei 1982 entdeckt wurde. Es war hier schon mal im Gespräch wegen eines Goldskarabäus der den Namen der Nofretete trug, und teil der Fracht des im 14. Jahrhundert gesunkenen Schiffes war.

„Die Fracht enthielt ägyptisches Gold, Zinn aus Afghanistan, 200 Barren hethitisches Kupfer, keramische Erzeugnisse aus der Levante, Waffen aus Griechenland und Italien, Bernstein aus Nordeuropa sowie Nilpferd- und Elefantenzähne aus dem tropischen Afrika, ferner Straußeneier und Ebenholz“ (Griechische Kunst und Archäologie, J. G. Pedley, S. 64)

Leider steht nicht dabei wie man diese Landung ihrer einzelnen Herkunftsregion zuordnet. Bei Zinn habe ich mir von einem Arbeitskollegen sagen lassen, gäbe es eine Methode die es ermöglicht selbst noch die Mine herauszufinden, wo es abgebaut wurde. Bei entsprechendem Vergleichsmaterial selbstverständlich. Ich muß gestehen daß ich es nicht verstanden habe. Irgendwas mit Isotopen oder so. Ich habe ein paar mal nachgefragt, er hat was dazu gelesen, aber ich glaube er hat es selbst nicht verstanden. Bei Bernstein kann ich mir überhaupt nix vorstellen. Aber nach dem obigen Abschnitt zu urteilen scheint es doch Möglichkeiten zu geben das Abaugebiet zu lokalisieren.

Grüße Benne


> Antwort auf Beitrag vom: 18.03.2003 um 11:29:31


15) Bernstein in Ägypten ...
 NebTauiAmunRe am 18.03.2003 um 21:19:57 - Anhang: 095220insect20in20amber.jpg

Hallo Benne!

Die Herkunft von Bernstein kann man insofern bestimmen, wenn man mögliche Einschlüsse von Pflanzenteilen untersucht. Ich habe zwar von diesem Wrack schon einmal gehört, aber noch nicht mehr darüber gelesen. Aber wenn im gefundenen Bernstein Pflanzen- aber auch Tier(teilchen) eingeschlossen sind, kann man schon teilweise die Herkunft bestimmen. Bestimmte Pflanzen kommen bspw nur in Nordeuropa vor und gedeihen überhaupt nicht im östlichen Mittelmeergebiet.

NebTauiAmunRe

> Antwort auf Beitrag vom: 18.03.2003 um 20:17:24


16) Bernstein in Ägypten ...
 Iufaa am 19.03.2003 um 11:51:47

Hi Benne,

es geht um das sogenannte Isotopenverhältnis. Falls Du mit dem Periodensystem der Elemente und dem Begriff der Isotope eines Elements nicht vertraut bist, hier eine simple Erklärung:

1. Stell Dir ein beliebiges Element X als ein Kiste vor. Die Zugehörigkeit zum dem Element X wird definiert über die Anzahl N weißer Kugeln die in der Kiste sind - für alle Atome des Elementes X ist diese Anzahl gleich! Zu den weißen Kugeln können noch unterschiedlich viele rote dazukommen, d.h. es gibt Varianten (=Isotope) des Elementes X mit immer N weißen Kugeln aber unterschiedlichen Anteilen an roten Kugeln, also Isotop X1 mit N weißen und M roten Kugeln, X2 mit N weißen und M+1 roten Kugeln, X3 mit N weißen und M-1 roten Kugeln, etc..

2. das Isotopenverhältnis sagt demnach aus, daß sich eine Probe eines Elementes X aus 90% des Isotops X1, 8% X2, 1% X3 usw. zusammensetzt.

3. in einer gegebenen Erzgrube ist das Isotopenverhältnis offensichtlich einheitlich und damit charakteristisch. Besteht ein Artefakt also aus der Ausbeute einer Erzgrube, dann läßt sich im Vergleich mit einer Probe aus dieser Erzgrube (sofern man die bei antiken Gruben kennt) ihr Herkunftsort feststellen. Mixt man allerdings gleiche Metalle aus verschiedenen Erzgruben, dann ist es mit dieser analytischen Zuordnung vorbei (es sei denn, in einer der Gruben kommen noch exotische Bestandteile vor, die in der anderen nicht existent sind - dann kann man zumindest sagen, daß es Handelsverbindungen nach Pusemuckel gegeben haben muß).

Möglicherweise gibt es ähnliche Analyseverfahren bei anderen "Produkten", bezogen auf Bernstein hat NebTauiAmunRe ja schon auf Wege hingeweisen.

Liebe Grüsse, Iufaa





> Antwort auf Beitrag vom: 18.03.2003 um 20:17:24


17) Bernstein in Ägypten ...
neTer mer am 19.03.2003 um 12:58:45


Um die Herkunftsregion von Metallen zu identifizieren ist es nicht unbedingt notwendig, das Isotopenverhältnis zu kennen.
In einer Mine ist das abzubauende Metall nicht in einer 100%igen Reinheit vorhanden, sondern es gibt noch Neben- und Spurenelemente die man qualitativ und quantitativ nasschemisch analysieren kann und die spezifisch für das Abbaugebiet sind.

Gruß


neTer mer



> Antwort auf Beitrag vom: 19.03.2003 um 11:51:47


18) Bernstein in Ägypten ...
 Iufaa am 19.03.2003 um 13:13:42

Jo,

das reicht meistens auch schon aus.

Gruss, Iufaa

> Antwort auf Beitrag vom: 19.03.2003 um 12:58:45


19) Bernstein in Ägypten ...
Benne am 20.03.2003 um 18:49:57

Hi Jufaa

Das mußte ich zweimal lesen. Aber ich denke ich habe es jetzt verstanden!

> Antwort auf Beitrag vom: 19.03.2003 um 13:13:42


20) Bernstein in Ägypten ...
 Ankh am 26.03.2003 um 09:16:50

Hallo an alle!

Ich bin seit ein paar Tagen hier und ersticke fast in Fülle von Informationen auf diesem Forum. Ich werde noch lange brauchen bis ich alles durchgelesen habe.  

Vielleicht soll ich mich kurz vorstellen: ich komme aus Wien, bin 42 Jahre alt und habe promoviert in Astronomie, Physik und Gemmologie. Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für alte Kulturen, besonders für Ägypten. Ich hatte auch Gelegenheit mehrere Objekte (organische und kristalline Edelsteine, sowie Edelmetalle) aus verschiedenen Epochen zu untersuchen und zu bestimmen, aber mein Wissen über das alte Ägypten ist, wie ich hier gesehen habe, noch immer sehr unzureichend.  

Nun aber zum Thema:

Bernstein ist ein fossiles Baumharz, bestehend in wechselnden verhältnissen, aus 79% Kohlenstoff, 10,5% Wasserstoff und 10,5% Sauerstoff. Bernsteinsäure ist mit ca. 2-3% vertreten. Der älteste Bernstein kommt aus Libanon und ist zwischen 125 bis 130 millionen Jahre alt. (Wenn es jemand wünscht, kann ich eine Tabelle mit Fundort und Altersangabe von Bernstein anhängen).

Wie bei allen anderen organischen Materialien, wird auch bei Bernstein, um das Alter des Materials zu bestimmen, die C-14 Methode verwendet. Als Wissenschaftlerin bezweifle ich in einigen Punkten die Richtigkeit dieser Methode, obwohl sie weltweit anerkannt (und doch da und dort bezweifelt) ist. Die Zweifel kommen daher, daß bei dem Isotopenzerfall viele Faktoren nicht in Betracht gezogen werden, die aber das Ergebnis über das Alter des Objektes im Wesentlichen beeinflussen. Mir persönlich ist lieber die Methode der Elektronenmikroskopischen Untersuchung, da es keinen Stück Bernstein gibt, das nicht wenigstens Pollen, wenn nicht ganze Blätter oder Insekten eingeschlossen hat. Es wurden auch die Luftlöcher die im Bernstein eingeschlossen sind untersucht, das heißt, die Luft die vor Millionen von Jahren in einem Augenblick im Bernstein eingeschlossen wurde. Allerdings ist nichts großartiges daraus gekommen, da die Analysen ziemlich stümperhaft vorgenommen wurden, sodaß deren Ergebnisse nicht ernst genommen werden können. Leider! Ausserdem neigt der alte Bernstein dazu Risse zu bilden, d.h. die "neuzeitige" Luft dringt in das Innere und verfälscht das Ergebnis.

Prof. Rössler, Gemmologe  aus Wien, hat angeblich in einigen, mir leider unbekannten, Quellen gelesen, daß die Ägypter Skarabäen aus Bernstein als besonderes "Heiligtum" betrachtet haben, weil, wenn man ein Gegenstand aus durchsichtigem Berstein gegen die Sonne hält, dieser anfängt zu leuchten. Ich persönlich glaube, daß dies durchaus der Wahrheit entsprechen kann, da wegen der gelben oder braunen  Bernsteinfarbe, der Durchsichtigkeit und der Lichtpolarisation, die oft mit bloßem Auge sichtbar ist, ein Gegenstand aus Berstein, gegen das Licht gehalten, nicht nur leuchten, sondern auch verschiedene dunkle Muster aufweisen kann.  

Jetzt aber muß ich ein Halt machen, denn ich fürchte ich bin zu sehr in die Breite gegangen. Ich freue mich aber sehr, daß ich dieses Forum gefunden habe.

> Antwort auf Beitrag vom: 20.03.2003 um 18:49:57


21) Bernstein in Ägypten ...
 Sinuhe20 am 26.03.2003 um 12:18:26

hallo benne,

Im Internet gab es eine Seite1, in der die Funde des Schiffwracks von Uluburun aufgelistet waren.
Der Bernstein der dort gefunden wurde, sah folgendermassen aus :


Viele Grüsse von Sinuhe20


> Antwort auf Beitrag vom: 18.03.2003 um 20:17:24


1: http://ina.tamu.edu/ub_main.htm


22) Bernstein in Ägypten ...
Benne am 27.03.2003 um 15:51:22

Hi Ankh

Herzlich willkommen auf diesem Forum.

Von einem Bernsteinskarabäus habe ich bisher noch nichts gehört. Aber wieso nicht?

Grüße Benne

> Antwort auf Beitrag vom: 26.03.2003 um 09:16:50


23) Bernstein in Ägypten ...
 Ankh am 28.03.2003 um 08:09:21

Hi Bene,

vielen Dank für den ersten und bis jetzt, einzigen Willkommensgruß.  

Ich vermute, daß die Bernsteinskarabäen bis jetzt nicht so bekannt sind, weil die Literatur darüber äußerst dünn gesät ist. Ich habe gestern noch einmal Prof. Rössler angerufen um ihn diesbezüglich "auszuquätschen". Leider kann er sich nicht erinnern wo er diese Information gelesen hat. Er hat nach etwas anderem gesucht, und über diese Skatabäen ist er nur zufällig gestolpert. Es war entweder in der wiener Nationalbibliothek, oder in einer Bibliothek in Mailand. Na wunderbar!

Ich dachte zwar, ich kenne alle Bücher aus der wiener Nationalbibliothek, die sich mit Edelsteinen befassen, aber vielleicht kann man die Info in einem Buch mit ganz anderem Thema finden.  

Wie auch immer, ich bleibe dran, denn mich interessiert es auch brennend was daran Wahr ist und ich versuche auch mehr Details herauszufinden. Das Problem ist nur, daß Bernstein, wie oben gesagt, ein organisches, zudem auch sehr weiches und leichtes Material ist. Einige Bernsteinarten können auf der Wasseroberfläche schwimmen, sodaß er auch verschiedenen einflüßen und Witterungen durch die Jahrhunderte vielleicht nicht standgehalten hat (wie es z.B. auch bei einer Perle der Fall ist).

Tut mir leid, daß ich nicht mehr Informationen darüber habe.

> Antwort auf Beitrag vom: 27.03.2003 um 15:51:22


24) Bernstein in Ägypten ...
Benne am 28.03.2003 um 15:20:21

Hi Ankh

Wiener Nationalbibliothek oder eine Bibliothek in Mailand!

Zumindest ist die Quelle eingeschränkt.  

Grüße Benne

> Antwort auf Beitrag vom: 28.03.2003 um 08:09:21


25) Bernstein in Ägypten ...
 Iufaa am 28.03.2003 um 15:22:23

Äähh?

Auf das südliche Mitteleuropa?

Iufaa

> Antwort auf Beitrag vom: 28.03.2003 um 15:20:21


26) Bernstein in Ägypten ...
Benne am 28.03.2003 um 15:25:39

Hi jufaa

Manchmal gehts nicht anders.

Benne

> Antwort auf Beitrag vom: 28.03.2003 um 15:22:23


27) Bernstein in Ägypten ...
 Ankh am 28.03.2003 um 19:24:03

Ich bin noch froh, daß nicht Paris, Rom, Budapest, London..................und, und nicht in Betracht kommen.  

> Antwort auf Beitrag vom: 28.03.2003 um 15:25:39


28) Re: Bernstein in Ägypten ...
 Sinuhe20 am 20.09.2015 um 13:55:23

Howard Carter fand im Grab des Tutanchamun einen Skarabäus aus Bernstein baltischen Ursprungs:

http://www.fr-online.de/kultur/globaler-handel-der-bronzezeit--der-baltische-bernstein-im-grab-des-pharao,1472786,20680524.html

Es gibt noch Hinweise auf Ohrringe aus Bernstein, die an den Hof des Pharaos gelangt sein sollen:

http://rotary.de/wissenschaft/traenen-der-goetter-a-1773.html

Viele Grüße
Sinuhe20

> Antwort auf Beitrag vom: 28.03.2003 um 19:24:03


29) Re: Bernstein in Ägypten ...
 Lutz am 21.09.2015 um 22:08:10

Heinrich Quiring : Zur ältesten Geschichte des Bernsteins. - In: Blätter für Technikgeschichte 16. - 1954. - S. 44-50.

Seite 45 :

- Vollbild -


Seite 46-47 :

- Vollbild -

Gruß, Lutz.

> Antwort auf Beitrag vom: 20.09.2015 um 13:55:23