"Schlafstätten Die einfachen Leute schliefen meist auf am Boden liegenden Matten, Strohsäcken, Decken oder eventuell Fellen. Es gab für 2 deben zwar auch ganz einfache Liegen, aber im NR verdiente ein Arbeiter 6 bis 7 deben im Monat, also noch 2 bis 3 deben weniger als der schon erwähnte Vorarbeiter. Man musste wohl doch einige Zeit sparen, um sich eine Liege leisten zu können. In der Regel schlief wohl auch nur der Hausherr auf einer Liege bzw. in einem Bett. Ferner gab es ja auch noch die bereits erwähnten Ziegelbänke, die sowohl als Sitz- als auch als Schlafplatz dienen konnten. Richtige Betten waren mit 10 bis 20 deben auch sehr teuer: Männerbett ca. 20 deben, Frauenbett ca. 12 bis 15 deben. Als Bettwäsche nahm man Leinentücher. Da es zuweilen auch in Ägypten empfindlich kalt werden kann, benutzte man Decken und Felle zum Zudecken. Als Unterlage dienten teilweise auch Matratzen (5 deben). Es gab auch Bettlaken von unterschiedlicher Qualität, wie die Preise von 3 bis 33 deben zeigen. Das Bett der Hetep-heres I (4. Dynastie, Mutter von Cheops) mit Beinen in Form von Löwenfüßen, das sich in ihrem Grabschatz befand, kann als ihr Ruhelager im Jenseits angesehen werden. Bei der Auffindung lagen auch Leinendecken auf dem Bett. Ferner gehört ein Holzgestell dazu, welches einst ein Moskitonetz hielt. Also nicht an ein Himmelbett denken, wenn Sie dieses Gestell in der Literatur irgendwo finden. Wie bei Hetep-heres so gehörte zur Ausstattung eines Bettes oder Ruhelagers auch eine Kopfstütze. Die Modelle variierten in den verschiedenen Epochen in Gestalt und Material. Die Kopfstütze der Hetep-heres war z.B. gepolstert. Das Grab des Tutanchamun enthielt u.a. eine Kopfstütze in Form des Luftgottes Schu und eine andere z.B. in Form eines Klapphockers. Reiche konnten sich Modelle aus ausländischen Hölzern, Elfenbein o.ä. leisten. Die bescheideneren Modelle waren aus Holz oder auch Stein. Ob man durch eine Kopfstütze eine angenehme Schlafposition einnehmen konnte, weiß ich nicht. Die meisten Exemplare sind relativ hoch. Somit war auch der Kopf unnatürlich hoch gelagert und die Wirbelsäule abgeknickt. Auch wenn ein Polster dazu kam, stelle ich mir die ganze Angelegenheit relativ unbequem vor. Man lag wohl meist auf dem Rücken oder auf der Seite. Um nicht umzukippen, mußte man sicherlich sehr ruhig liegen. Die Ägypter werden die entsprechende Schlaftechnik schon beherrscht haben. Ausserdem: es gibt heute noch afrikanische Völker, die Kopfstützen verwenden. Ich möchte hier noch darauf aufmerksam machen, dass Kopfstützen auch im funerären Bereich eingesetzt wurden. Die Kopfstütze hielt den Kopf der Mumie und verhinderte, dass er vom Körper abgetrennt wurde. Im Totenbuch, Spruch 166, lautet eine Beschwörungsformel: "Dein Kopf ruht auf einer Stütze, er kann dir nicht fortgenommen werden bis in die Ewigkeit". Somit war die Kopfstütze also ein Garant für die Unversehrtheit dieses Mumienbereiches, denn zweifelsohne stellt die Halspartie eine Schwachstelle des Körpers dar. Soweit zu den Sitz- und Liegemöbeln. Welche anderen Möbelstücke besaßen die Ägypter noch? Schrankwände und selbst Schränke waren unbekannt. Als Verwahrungsgegenstand wurden hauptsächlich Truhen, Kisten und Kästchen verwendet, wobei die größtenteils gut gearbeiteten Truhen wohl schon ein Luxusgegenstand waren. Die meisten Dinge des täglichen Lebens verstaute man in geflochtenen Körben und in Krügen unterschiedlicher Größe. Zudem gab es ja in den Häusern Nischen, die als Ablageplatz dienten. Es ist ja noch gar nicht so lang her, dass auch hier in unserem Breitengraden Kleidung, Wäsche u.ä. in Truhen aufbewahrt wurde. Wie bei anderen Gegenständen, so konnte sich nur die Oberschicht reich verzierte und mit Intarsien eingelegte Truhen leisten. Für die untere Bevölkerungsschicht war dies meist unerschwinglich und man mußte sich daher mit einfachen Ausführungen zufrieden geben. Auch hier wieder einige Zahlen zur Verdeutlichung: ein einfacher Holzkasten kostete je nach Größe zwischen 1 und 3 deben, eine kleinere Truhe im Durchschnitt 2 1/2 deben, eine große Kleidertruhe etwa 10 deben. Es ist sicherlich nicht falsch anzunehmen, dass derartige Stücke ein Leben lang halten mussten und wohl auch weitervererbt wurden, sofern sie nicht mit ins Grab gegeben wurden. Zur Hausausstattung gehörten bestimmt auch einfache, niedrige Tische. Zwar gibt es in der Forschung dazu unterschiedliche Meinungen, aber wenn wir z.B. an die Speisetischszenen aus dem AR denken, so haben wir hier, meine ich, einen Beleg dafür. Geschirr Zu einem kompletten Haushalt gehört selbstverständlich auch Geschirr. Bereits seit der vordynastischen Zeit sind Keramik- und Steingefäße der unterschiedlichsten Art, wie Krüge, Becher, Schalen, Schüsseln usw. belegt. Da diese Gefäße nicht nur in Gräbern gefunden wurden, sondern auch im Siedlungsschutt, steht fest, dass es sich nicht nur um Grabausstattungsgegenstände handelt, sondern auch um ehche Haushaltswaren. Zur Aufbewahrung von Getreide, Wasser, Wein, Bier benutzte man große Gefäße mit einer bauchigen Form oder Amphoren mit spitz zulaufendem Boden. Diese wurden in den Sand oder in Gefäßständer gestellt. Speisen servierte man in Schalen, Näpfen und Schüsseln. Auch hier konnten Form und Material variieren. Getrunken wurde überwiegend aus Bechern oder Krügen, aber auch aus Schalen. Küchengeräte Wie wir wissen, befand sich die Küche meist in der Nähe des Wirtschaftshofes. Wegen der Feuergefahr war der Küchenraum nie großartig solide gebaut. Das Dach bestand aus Binsenstroh, also aus vergänglichem Material und teilweise die Wände auch. Zumindest deuten Fundspuren in Amarna darauf hin. Ich erwähnte bereits, dass z.T. auch auf dem Dach gekocht wurde. Die Kochstelle bestand aus einer Lehmmulde, die einen wellenförmige hochgezogenen Rand hatte. Darauf stelle man das sehr schlichte, meist aus Ton gefertigte Kochgeschirr. Bronzetöpfe kamen erst in der Spätzeit auf." Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 15.05.2003 um 22:47:48
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