Hallo zusammen, ob die Ägypter sozial oder unsozial waren, muss man sicher - wie Iufaa schon irgendwo weiter oben geschrieben hat - immer in den richtigen Bezug setzen. Dass alle Ägypter immer satt wurden ohne zu klauen, würde ich so nicht unterschreiben. Und ob sie es als sozial ansahen, wenn sie ihre Felder bestellten und die Ernte Pharao überlassen mussten, weiss man auch nicht. Vielleicht fanden sie es auch unsozial, wenn sie während der Überschwemmungszeit zum Arbeiten in Steinbrüche und auf heilige Baustellen eingezogen wurden. Genauso wenig wissen wir, ob sie es als sozial ansahen, dass die Tempel im Reichtum schwammen und damit auch die Priester, die das Fleisch der Opfertiere wahrscheinlich unter sich aufteilten. Fleisch - gar Rindfleisch - konnte sich ein normaler Ägypter kaum leisten. Aber wahrscheinlich waren sie - der eine mehr, der andere weniger (sonst hätte es z.B. keine Grabräuber gegeben) - im Großen und Ganzen zufrieden mit ihrem Los, überzeugt davon, dass ihr Leben maatgerecht verläuft. Wir können uns heute da nicht hineinversetzen, weil wir eine ganz andere Denkweise haben. Und weil wir viel über Pharao, seinen Hofstaat und seine Beamten wissen, aber so gut wie nichts über das "normale" Leben. Deshalb habe ich es ja so bedauert, dass zu wenig Wert auf Texte gelegt wird, wenn man sich mit der ägyptischen Kultur beschäftigt. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte des Lebensmüden, der seiner Seele etwas über sein trostloses Leben erzählt, weshalb er sich selbiges nehmen möchte. Es gab also auch noch andere Dinge als große Siege, Lobpreisungen Gottes und schöne Grabtexte, in denen der Verblichene sich selbst als guten Menschen darstellt. Dabei fällt mir ein: sogar zwischen den Zeilen dieser Grabtexte kann man Einiges herauslesen. Da heißt es "nie ließ ich einen Armen hungern, nie ließ ich einen Nackten ohne Kleidung" oder irgendwie so ähnlich. Im Umkehrschluss muss das wohl heissen: es gab Arme, die hungerten und nichts anzuziehen hatten. Es liegt mir fern, aus den Ägypter ein barbarisches Volk zu machen. Das waren sie ganz sicher nicht. Aber sie waren auch nicht die reinsten Gutmenschen. Und um darüber mehr zu erfahren, muss man sich auch mit dem "einfachen" Volk beschäftigen. Und da von diesem nur ein Bruchteil des Lesens und Schreibens mächtig war, müsste man m.E. die erhaltenen "Profan"texte analysieren. Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 29.06.2003 um 19:28:22
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