Hallo Taharqa, Zitat:
Da wir im Thread "Behinderte" schon einmal das Thema Armut etc. angerissen haben, würde mich interessieren, ob der alte ägyptische Staat auch auf der Arbeit von Sklaven basierte (vermutlich nicht wie in Rom, aber ähnlich)? |
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Ich würde sagen nein. Die Ägypter wurden - soweit ich informiert bin - als freie Menschen geboren. Sklaven waren wohl in der Hauptsache gefangene Feinde (einschließlich deren Frauen und Kinder) und zu Zwangsarbeit verurteilte Kriminelle. Auf der anderen Seite gab es z.B. in Deir el-Medina Hausbedienstete, die als "Sklavinnen" bezeichnet wurden. Ich weiß momentan nicht, ob es sich dabei um Ausländerinnen oder Ägypterinnen handelte. Mir sind versklavte Ägypter bisher in dem was ich so gelesen habe nicht untergekommen. Zitat:
In den letzten Jahren wurde der Pyramidenbau als großes Gemeinschaftswerk bezeichnet, beseelt von einer großen Idee. Trägt diese Sicht der Dinge nicht auch zu einem völlig verklärten Bild über das antike Ägypten bei? |
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Da glaube ich an das Zusammentreffen mehrerer Gründe: zum Einen tatsächlich der Dienst an König und Gott, zum anderen die wirtschaftlichen Vorteile, die die Pyramidenarbeiter genossen. Das ist ja gerade in jüngster Zeit durch die Ausgrabungen von Mark Lehner zum Vorschein gekommen. Die Versorgung der Arbeiter war für die damalige Zeit sicherlich ohne Beispiel. Zitat:
Vielleicht stehen die abgehackten Hände der Feinde auch nur als Sinnbild für die Masse der gefangenen Feinde. |
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Es wurden nicht die Hände der Gefangenen abgehackt, sondern die der Gefallenen - für die Buchführung eben, so makaber das auch klingen mag. Das ist sehr schön nachzulesen in Sethes "Urkunden der 18. Dynastie", das in unseren Links als E-Book steht. Z.B. Seite 19 bis 21, wo der hochgestellte Jachmes (Jrjpat, Hatj-a, Schatzmeister, einziger Freund, Vorsteher der Schatzmeister) berichtet, wie er die Könige Ahmose, Thutmosis I. und II. auf Feldzügen begleitete. Und was er dem König alles mitbrachte: soundsoviele Hände (= getötete Feinde) und soundsoviele Gefangene. Von diesen Biografien gibts es bei Sethe noch mehr. Ist ganz interessant, da mal reinzuschauen. Zitat:
Gibt es Aufzeichnungen über den Umfang solcher Gefangennahmen und eventueller Einsatzgebiete? |
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Das mit dem Umfang ist so eine Sache. Die Ägypter neigten bei dem, was sie dazu publizierten, zur maßlosen Übertreibung. Im Papyrus Harris heisst es zu einer Schlacht Ramses' III. gegen die Libyer "zahllose Gefangene...; ihre Frauen und Kindern waren Zehntausende und ihre Rinder Hunderttausende". Ich weiß nicht, inwieweit man diesen Zahlen glauben darf. Irgendwo habe ich sogar mal was von Millionen von Gefangenen gelesen. Ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang. Die Sklavenfamilien wurden in Ägypten angesiedelt "Ich gab ihnen Truppenbefehlshaber und Stammeshäuptlinge. Ich brachte ihr Vieh zum Hause des Amun, und es wurde für ihn zu ewigen Herden gemacht" und die Männer wahrscheinlich zur Arbeit herangezogen. Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 29.06.2003 um 21:59:37
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