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Ägyptologie Forum >> Alltag & Freizeit


1) Kriegsversehrte
Bertl (Gast) am 08.08.2003 um 01:29:17

Wie wurden Soldaten, die im Kampf für Ägypten verwundet wurden und nicht mehr kriegstauglich waren, vom Pharao versorgt?
Mit Dank im Voraus!
Bertl


2) Re: Kriegsversehrte
 chufu am 08.08.2003 um 10:18:30

Hallo Bertl!
"1923 wurde vom Team des Metropolitan Museum ein Mumienlager im Inneren des Grabmals 507 aufgefunden, das neben dem Grab des Kanzlers Cheti (TT311) in den Felsen nördlich des Hatschepsut-Walls liegt. Auf Grund des wenig verlockenden Inhalts schob man die Räumung des Grabs bis in den März 1927 hinaus. Die Arbeiten ergaben etwa 60 Leichname, aber nur die Bruchstücke von zwei oder drei Särgen durchschnittlicher Qualität aus dem frühen Mittleren Reich. Die Annahme der Forscher, dass es sich lediglich um eine späte Katakombe handelte, schien sich zu bestätigen: »In der heißen Sonne verströmten[die Leichen] einen außerordentlich unangenehmen Geruch... und erinnerten in ihrem Aussehen an die ausgedörrten Körper von Kopten... Die Leinenwicklung hatte jedoch etwas an sich, das nicht koptisch wirkte.« Als man die Überreste daraufhin sorgfältiger untersuchte, fanden sich etwa 62 Leinenetiketten. Zur Überraschung der Forscher datierten diese wie die Särge aus der Frühzeit des Mittleren Reichs. Plötzlich flackerte das Interesse für den Fund erneut auf. Bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass diese spärlich umwickelten Leichname »[die Körper] bemerkenswert kräftiger Männer waren, die allesamt in der Blüte ihres Lebens gestanden hatten ... ohne ... einen einzigen kahlen Kopf. Im Gegenteil, alle Männer besaßen fülliges Haar, das im Nacken zusammengefasst war wie bei den zeitgenössischen Statuetten von Soldaten aus Assiut. «
Handelte es sich hier tatsächlich um die Leichen derartiger Soldaten? Der Beweis sollte nicht lange auf sich warten lassen. »Wir... hatten die ersten neun Leichen methodisch gemessen, als die zehnte auf den Tisch gelegt wurde und Brewster bemerkte ... dass eine Pfeilspitze aus ihrer Brust herausragte.«
Am Ende der Obduktion war man auf mehr als ein Dutzend von Pfeilen verursachten Wunden gestoßen, wobei man andere vermutlich übersehen hatte, sowie auf 28 Kopfwunden, die von geschleuderten Steinen oder ähnlichen Geschossen stammten oder von Keulen, mit denen man den Verwundeten den Todeshieb verabreicht hatte. Sechs der Leichen waren von Raubvögeln verunstaltet worden. Winlock schloss daraus, dass es sich um Soldaten von Mentuhotep II. handelte, dem vierten König der 11. Dynastie, der das Land vereinte, indem er die Grenze von Herakleopolis überschritt und gleichzeitig im Norden herrschte; jüngsten Studien zufolge datiert man sie auf einen späteren Zeitpunkt. Die Sache, für die sie gekämpft haben, bleibt wohl auch weiterhin im Dunkeln. Dass man ihnen jedoch das Privileg zukommen ließ, im Königsbezirk bestattet zu werden, verdeutlicht, mit welcher Ehrerbietung man ihren Heldenmut anerkannte."

Quelle: Nicholas Reeves - Faszination Ägypten

Vielleicht war das nur eine Ausnahme für Soldaten, die sich besondere Verdienste erworben haben. Wenn man ihnen aber so eine Bestattung zuteil werden ließ, ist es auch durchaus möglich, daß sie sich um ihre Kriegsversehrten gekümmert haben.
Viele Grüße, chufu.

> Antwort auf Beitrag vom: 08.08.2003 um 01:29:17


3) Re: Kriegsversehrte
 Anubis am 08.08.2003 um 11:47:50

Mal wieder n richtig interessanter Beitrag!

War mir bisher auch unbekannt.
Chufu, hast du schön beschrieben.

> Antwort auf Beitrag vom: 08.08.2003 um 10:18:30