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Ägyptologie Forum >> Alltag & Freizeit


1) Heirat
Jasmin Isis am 14.12.2003 um 19:54:44

Hallo zusammen,
also ich frage mich wie man früher in Ägypten geheiratet hat. Wie sah die Zeremonie aus? Von wem wurde man getraut?

Viele Grüße
Jasmin


2) Re: Heirat
 heka-waset am 14.12.2003 um 20:01:39

Heiraten war im alten Ägypten keine religiöse Zeremonie, nur köngliche Götter erstrebten den Segen von Gottheiten für ihr Zusammenleben. Für das einfache Volk war es wohl so, dass man einen Heiratsvertrag aufsetzte und auch einen Ehevertrag, der den Besitz regelte. Die Braut zog dann mit ohrer Mitgift zum Ehemann und ei sache war gegessen. Wahrscheinlich musste dieses neue Eheverhältnis bei irendeiner Behörde, dem Dorschulzen oder ähnlichem gemeldet werden.

> Antwort auf Beitrag vom: 14.12.2003 um 19:54:44


3) Re: Heirat
Sadjehuti am 14.12.2003 um 20:04:59

Hi Isis,

hab was gefunden:


Zitat:
Die Zeremonie

Eigentlich hatte der Begriff "Ehe" keine Bedeutung wie wir sie heute kennen. Es gibt keinen Hinweis, dass irgendeine religiöse oder juristische Zeremonie den Bund fürs Leben schloss. "Geheiratet" wurde, wenn man den Beischlaf vollzog und der Partner in den Haushalt des anderen zog. Natürlich wird es schon ein großes Fest mit Freunden und Verwandten gegeben haben. Ein Text aus der ptolemäischen Zeit berichtet von einer Hochzeitsfeier: "So wurde ich als Gattin ins Haus des Ni-noferka-Ptah gebracht. Der König sandte mir ein Geschenk von Silber und Gold. Der ganze Hofstaat des Pharao überbrachte es mir. Ni-noferka-Ptah verbrachte einen schönen Tag mit mir, und er bewirtete den ganzen Hofstaat des Pharao."
In den meisten Fällen zog die Frau nach der Eheschließung in das Haus des Mannes ein, aber es gibt auch Schriftstücke die den umgekehrten Fall belegen. In das Haus der Eltern oder Schwiegereltern zu ziehen sollte man tunlichst vermeiden: "Bau dir ein Haus, oder suche eines und kaufe es. Vermeide (Streitigkeiten). Sage nicht: 'Mein Vater und meine Mutter haben ja ein Haus, (ein Haus zum täglichen Wohnen).' Wenn dann die (Erb-)Teilung mit deinen Geschwistern kommt, dann ist dein Anteil vielleicht ein Schuppen.", so besagt die Lehre des Ani.
Bei jeder Eheschließung (oder danach) setzte man einen Vertrag auf, der die Frau beim Tod ihres Mannes oder bei einer Scheidung finanziell absicherte (belegt ab der 22. Dynastie, aber wahrscheinlich waren Eheverträge auch schon viel früher die Regel).


von Selket1

Sadjehuti


> Antwort auf Beitrag vom: 14.12.2003 um 19:54:44


1: http://selket.de


4) Re: Heirat
 naunakhte am 15.12.2003 um 17:27:48

Erika Feucht schreibt in ihrem Artikel: Gattenwahl, Ehe und Nachkommenschaft im Alten Ägypten, S. 67 folgendes:

War der Mann entschlossen, ein Haus zu gründen und eine Frau zu seiner Hausherrin zu machen, mußte er beim Vater der  Auserwählten um ihre Hand anhalten. War der Vater des Mädchens verstorben, konnte er beim Onkel oder der Mutter um es werben.
Die ägyptische Ehe wurde - wie in der islamischen Welt - ohne religiöse Feier und ohne Rechtsakt geschlossen. Gewisse Bräuche, wie eine Feier im Familien- und Freundeskreis, werden sich herausgebildet haben, um die neu gegründete soziale Einheit vor den Mitmenschen zu erklären. In der Chaemweseerzählung wird Ahure mit reicher Brautgabe in das Haus des Ninoferkaptah geführt. Nachdem dieser in einer Feier den ganzen Hofstaat bewirtet hat, war die Ehe, ohne sonderlich aufgeführte Zeremonien, geschlossen. Sie wird in der darauffolgenden Nacht vollzogen.
Prinzipiell scheint die Zuneigung der Partner zueinander bei der Eheschließung berücksichtigt worden zu sein. Die seit dem Neuen Reich übliche Bezeichnung der Ehefrau als „seine geliebte Schwester" zeigt, daß Liebe der Ehepartner zueinander vorausgesetzt wurde. Die Liebe seiner Kinder zueinander respektiert der König in der Chaemweseerzählung nach anfänglichem Widerstand und verheiratet sie miteinander statt ihnen die zugedachten Ehepartner aufzuzwingen.
Liebe zu und gute Behandlung der Frau legt Ptahhotep einem Mann nahe.


> Antwort auf Beitrag vom: 14.12.2003 um 20:04:59


5) Re: Heirat
 Iufaa am 15.12.2003 um 17:38:42


Zitat:
Liebe zu und gute Behandlung der Frau legt Ptahhotep einem Mann nahe.


und wie war das anders rum  

Iufaa

> Antwort auf Beitrag vom: 15.12.2003 um 17:27:48


6) Re: Heirat
 naunakhte am 15.12.2003 um 18:12:22

*streicheleinheit* Mann *streicheleinheit*

uns Frauen liegt das im Blut. Das mußte nicht schriftlich fixiert werden.

eure (eventuell nicht ganz ernstzunehmende)
nauna

> Antwort auf Beitrag vom: 15.12.2003 um 17:38:42


7) Re: Heirat
 Gast_A. am 16.12.2003 um 02:12:37

@Heka:

Zitat:
Heiraten war im alten Ägypten keine religiöse Zeremonie, nur köngliche Götter erstrebten den Segen von Gottheiten für ihr Zusammenleben. Für das einfache Volk war es wohl so, dass man einen Heiratsvertrag aufsetzte und auch einen Ehevertrag, der den Besitz regelte.


Was sind königliche Götter? Woher hast Du diese Information? Wie trennst Du religiöse von nicht-religiösen Zeremonien?? Auch heute wird eine Ehe beurkundet. Das besagt nichts über ihren – zumindest bei uns – originär religiösen Sitz im Leben der Gesellschaft (Was ist deiner Meinung nach dann eine "kirchliche Heirat"?). Selbst wenn heute offiziell eine sog. Zivil-Ehe als konsensuelle, rechtlich geregelte und staatlich anerkannte Beziehung geschlossen wird, so ergeben sich doch grundlegende Faktoren der Ehe – zB. die „Funktion“ der Ehe als Rahmen für die Geburt von Kinden und damit zur Familienbildung – aus ihrer ursprünglich religiösen Einbindung in die Gesellschaft (Ehe gilt als „christlicher Auftrag“).
Von der modernen Deinstitutionalisierung der Ehe sollte man sich in dieser Sicht nicht täuschen lassen. Daher ist deine Trennung m.E. zunächst einmal falsch.

Gruss A.


> Antwort auf Beitrag vom: 14.12.2003 um 20:01:39


8) Re: Heirat
 heka-waset am 16.12.2003 um 17:45:28

königliche Götter  war einfach ne nette umschreibung für das engste Königshaus - es gibt Hinweise aus Karnak und auch den Totentempeln einiger Könige der 18. und 19.Dynastie, dass Könige sich in einer religiösen Zeremonie trauen ließen. Das sie auf jeden Fall Heiratsurkunden aufsetzen ist ja an mehreren Stellen (besonders bei Ehen mit ausländischen Frauen) belegt. Für das Volk gab es aber allem anschein nach keinerlei religiöse Zeremonie unter Anwesenheit von Priestern.

> Antwort auf Beitrag vom: 16.12.2003 um 02:12:37


9) Re: Heirat
waset am 16.12.2003 um 18:59:30

hallo Heka

Die Hinweise in Karnak würden mich  sehr interessieren. Bisher habe ich noch keinerlei Hinweise dafür gefunden.

Lieben Gruß
waset

> Antwort auf Beitrag vom: 16.12.2003 um 17:45:28


10) Re: Heirat
 heka-waset am 16.12.2003 um 22:25:31

unter den Talatblöckem Echnatons finden sich Szenen einer "Hochzeitszeremonie"

> Antwort auf Beitrag vom: 16.12.2003 um 18:59:30


11) Re: Heirat
 Gast_A. am 17.12.2003 um 00:06:18

Hallo Heka

Meinst Du mit den "Heirats-Belegen" aus Karnak und den Totentempeln vielleicht die Szenen des "Geburtsmythos" (Amun-Re vereinigt sich mit der Königsmutter. Königsmutter gebiert unter Anteilnahme der Landes- und Schutzgötter das Königskind, dem die Herrschaft übergeben wird - bei Assmann etwas komplexer in 15 Kapitel unterteilt  )?
Dieses, als "hieros-gammos" (in der Ägyptologie mit "Heilige Hochzeit" übersetzt; meint eigentlich das griechische Frühlingsfest) bekannte mythische Schauspiel hat aber nichts mit der "Realität" zu tun, sondern behandelt die göttliche Abkunft des Königs am Neujahrs- und Sedfest, bei der auch die Königin in der Rolle der Hathor begegnet. Eine reale Hochzeit wird hiermit nicht dokumentiert, auch nicht Szenen aus einer solchen. Ort dieser "heiligen Hochzeit" war in Theben primär der Luxortempel. Die Szene ist in Deir el Bahari, Luxor, dem Ramesseum (hier nur über wiederverwendete Blöcke aus Medinet Habou) und aus dem Hof des Mut-Tempels bei Karnak belegt. Dies würde also zu deiner Belegangabe passen (s. hierzu H. Brunner, Die Geburt des Gottkönigs, Studien zur Überlieferung eines altägyptischen Mythos, Wiesbaden 1964 sowie J. Assmann, Die Zeugnung des Sohnes. Bild, Spiel, Erzählung und das Problem des ägyptischen Mythos, in: J. Assmann, W. Burkert und F. Stolz, Funktionen und Leistungen des Mythos. Drei altorientalische Beispiele, Freiburg&Göttingen 1982).

Die v.a. von Watterson  ( Women in Ancient Egypt. Stroud, 1991 ) u. Feucht ( Die Stellung der Frau im alten Ägypten. Aufgaben, Rollen und Räume von Frau und Mann. Freiburg, 1989, 239–306 ) herangezogenen „Weisheitslehren“ und anderen „literarischen“ Texte werden zB. von Toivari ( J. Toivari-Viitala, Women at Deir el-Medina. Leiden 2001 ) nur sehr bedingt als Quellen zugelassen, da sie:
a)      nur begrenzt einen tatsächlichen „Zeitgeist“ wiederspiegeln
b)      sogenannte „male discourses“ darstellen, also immer von Männern stammen.
c)      in ihrer echten Intention kaum für uns zugänglich sind.
In ihrer Detailstudie zu Deir el-Medine behandelt Toivari daher v.a. „nicht-literarische“ Texte (Alltagstexte, wie juristische oder administrative Dokumente etc.), da diese als objektiver gelten. Dabei berücksichtigt sie aber kaum soziologische/verwandtschaftsethnologische Methoden und erstellt mal wieder eine altägyptische "Sozialstudie" exklusiv von Ägyptologen für Ägyptologen (weil sich Soziologen/Ethnologen beim Lesen totlachen würden)...

Gruss A.



> Antwort auf Beitrag vom: 16.12.2003 um 22:25:31


12) Re: Heirat
 heka-waset am 17.12.2003 um 17:44:32

Ich meine natürlich NICHT die Geburtsmythen.....das ist ja etwas völlig anders und hat mit Heirat nichts zu tun

> Antwort auf Beitrag vom: 17.12.2003 um 00:06:18


13) Re: Heirat
 naunakhte am 17.12.2003 um 18:53:13

nun heka-waset
dann solltest Du deine Quelle vielleicht endlich mal genauer dalegen.
SO hast du bisher lediglich eine Behauptung in den Raum gestellt.


> Antwort auf Beitrag vom: 17.12.2003 um 17:44:32


14) Re: Heirat
Jasmin Isis am 19.12.2003 um 19:38:56

Hallo zusammen!
Danke für die Antworten. Ich muss in Reli ein Referat halten und muss Christentum mit anderen Religionen vergleichen.Hab noch zwei Fragen: Von wem wurde man geschieden? Konnte man erneut heiraten, wenn man geschieden war?

Viele Grüße
Jasmin

> Antwort auf Beitrag vom: 17.12.2003 um 18:53:13


15) Re: Heirat
Gitta am 26.12.2003 um 16:51:54

Hallo Isis1,


Zitat:
Von wem wurde man geschieden?


Soviel ich weiß, von niemandem. Man deklarierte einfach, dass man nicht mehr zusammenleben will - das war's. Wie eine Reihe von Papyri zeigt, wurde die Scheidung manchmal schriftlich beurkundet. Ich vermute, das hing dann lediglich mit den gegenseitigen Ansprüchen zusammen, die u.U. nach einer Scheidung gestellt wurden. Sehr häufig war bereits bei der Eheschließung festgelegt worden, wem bei einer Trennung was zusteht - eine Art Ehevertrag.


Zitat:
Konnte man erneut heiraten, wenn man geschieden war?


Nach den Belegen war das scheinbar überhaupt kein Problem.

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 19.12.2003 um 19:38:56


16) Re: Heirat
 Michael Tilgner am 26.12.2003 um 22:04:13

Hallo, Isis1,

in Ergänzung zu Gittas Ausführungen zitiere ich Teile eines Eintrags aus dem "Lexikon der Ägyptologie", Bd. V, Sp. 559-560, Stichwort "Scheidung".

Zitat:
"Scheidung ist im alten Äg. die Verstoßung der Frau durch den Ehemann (xAa, auch nTa; diese ging formlos vor sich, wie auch die Eheschließung ohne Urkunde und nur durch Willenserklärung des Mannes und des Vaters des Mädchens (im NR ist auch die Erklärung der Mutter belegt) vor sich ging. Ein 'Weggehen' (Sm) der Frau als anerkannte Auflösung der Ehegemeinschaft scheint erst um 500 v.Chr. möglich zu werden, wie überhaupt die vielzitierte 'rechtliche Gleichstellung der äg. Frau' eine Fiktion der Ägyptologen ist...
Gründe sind für eine Sch. nicht notwendig: belegt sind etwa fehlende Unterstützung der Frau durch die Familie im wirtschaftlichen Bereich, körperliche Fehler, Unfruchtbarkeit, wenn die Frau ein Hindernis in der Karriere darstellt - oder dem Mann gefällt eine andere Frau besser.
Der Vater kann seine Tochter jedoch durch Sonderverträge schützen, etwa durch Verpflichtung des Schwiegersohns zu einer hohen Konventionalstrafe oder durch vertragliche Bereitstellung einer Unterkunft im Falle der Sch. ... Daß Frauen mehrere Ehen durchlebten, läßt sich textlich nachweisen. ..."

Überhaupt kann ich Dir das "Lexikon der Ägyptologie" für Dein Thema empfehlen, z.B. Bd. I, Sp. 1162-1181, Stichwort "Ehe" und Sp. 1181-1183, Stichwort: "Eheurkunden". Da steht alles drin: Eheformen, Güterrecht, Ehebruch, Soziologisches u.a. Allerdings muß Du dazu wohl eine Unibibliothek aufsuchen.

Viele Grüße,
Michael Tilgner


> Antwort auf Beitrag vom: 19.12.2003 um 19:38:56


17) Re: Heirat
Seqenenre am 22.01.2004 um 13:21:26

@Naunakhte:
"Die ägyptische Ehe wurde - wie in der islamischen Welt - ohne religiöse Feier und ohne Rechtsakt geschlossen."

Frau Feucht mag sich in der Ägyptologie vielleicht auskennen, nicht jedoch in der "islamischen Welt"... Eine islamische Ehe wird in allen mir bekannten Ländern sehr wohl mit einer religiösen Feier unter dem Beisein eines Imam sowie auch einem "Rechtsakt", wenn man es so nennen will, geschlossen. Hierin werden die vom Mann   als Brautgabe aufzubringenden Güter bzw. Geld festgelegt, außerdem das Versprechen, die Frau NIEMALS körperlich zu mißhandeln usw...

Quellen: Koran, eigene Erfahrung...

Vielleicht gibt es Länder, in denen es anders läuft, aber dann ist Frau Feuchts Ausdruck von der "islamischen Welt" falsch...

> Antwort auf Beitrag vom: 15.12.2003 um 17:27:48