Hallo Heka Meinst Du mit den "Heirats-Belegen" aus Karnak und den Totentempeln vielleicht die Szenen des "Geburtsmythos" (Amun-Re vereinigt sich mit der Königsmutter. Königsmutter gebiert unter Anteilnahme der Landes- und Schutzgötter das Königskind, dem die Herrschaft übergeben wird - bei Assmann etwas komplexer in 15 Kapitel unterteilt )? Dieses, als "hieros-gammos" (in der Ägyptologie mit "Heilige Hochzeit" übersetzt; meint eigentlich das griechische Frühlingsfest) bekannte mythische Schauspiel hat aber nichts mit der "Realität" zu tun, sondern behandelt die göttliche Abkunft des Königs am Neujahrs- und Sedfest, bei der auch die Königin in der Rolle der Hathor begegnet. Eine reale Hochzeit wird hiermit nicht dokumentiert, auch nicht Szenen aus einer solchen. Ort dieser "heiligen Hochzeit" war in Theben primär der Luxortempel. Die Szene ist in Deir el Bahari, Luxor, dem Ramesseum (hier nur über wiederverwendete Blöcke aus Medinet Habou) und aus dem Hof des Mut-Tempels bei Karnak belegt. Dies würde also zu deiner Belegangabe passen (s. hierzu H. Brunner, Die Geburt des Gottkönigs, Studien zur Überlieferung eines altägyptischen Mythos, Wiesbaden 1964 sowie J. Assmann, Die Zeugnung des Sohnes. Bild, Spiel, Erzählung und das Problem des ägyptischen Mythos, in: J. Assmann, W. Burkert und F. Stolz, Funktionen und Leistungen des Mythos. Drei altorientalische Beispiele, Freiburg&Göttingen 1982). Die v.a. von Watterson ( Women in Ancient Egypt. Stroud, 1991 ) u. Feucht ( Die Stellung der Frau im alten Ägypten. Aufgaben, Rollen und Räume von Frau und Mann. Freiburg, 1989, 239–306 ) herangezogenen „Weisheitslehren“ und anderen „literarischen“ Texte werden zB. von Toivari ( J. Toivari-Viitala, Women at Deir el-Medina. Leiden 2001 ) nur sehr bedingt als Quellen zugelassen, da sie: a) nur begrenzt einen tatsächlichen „Zeitgeist“ wiederspiegeln b) sogenannte „male discourses“ darstellen, also immer von Männern stammen. c) in ihrer echten Intention kaum für uns zugänglich sind. In ihrer Detailstudie zu Deir el-Medine behandelt Toivari daher v.a. „nicht-literarische“ Texte (Alltagstexte, wie juristische oder administrative Dokumente etc.), da diese als objektiver gelten. Dabei berücksichtigt sie aber kaum soziologische/verwandtschaftsethnologische Methoden und erstellt mal wieder eine altägyptische "Sozialstudie" exklusiv von Ägyptologen für Ägyptologen (weil sich Soziologen/Ethnologen beim Lesen totlachen würden)... Gruss A.
> Antwort auf Beitrag vom: 16.12.2003 um 22:25:31
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