Beim Lesen im Forum fiel mir folgender Beitrag von Gitta im Thread Ritualbrunnen und Grabdekoration1 auf: Zitat:
Die Sache mit der Jungfrau, also Königsmutter / Jungfrau / göttliche Zeugung ist m.E. absoluter Quatsch. Das wird nirgendwo erwähnt. Jungfräulichkeit war für die Ägypter überhaupt kein Thema. Und die göttliche Zeugung hatte, wie ich das einschätze, einen komplett anderen Hintergrund |
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Diese Aussage entspricht auch voll und ganz dem, was ich in mehreren Büchern sowie im Internet zum Thema "Jungfräulichkeit im Alten Ägypten" gefunden habe und eigentlich hätte ich mir wohl auch nie Gedanken darüber gemacht, wäre mir nicht beim Lesen meines DuMont-Kunstreiseführers "Ägypten" folgender Satz ins Auge gefallen: Zitat:
Eine Gottesgemahlin war zur Jungfräulichkeit verpflichtet ... |
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Nun ist mir natürlich klar, dass ein Reiseführer nicht unbedingt als historische Quelle herhalten sollte, allerdings bezog sich besagtes Zitat auf die Äthiopenzeit, in der (laut Helck/Otto: "Kleines Lexikon der Ägyptologie") die Gottesgemahlin den Hohepriester des Amun in den Hintergrund gedrängt hatte und die Erbfolge durch Adoption (eine "Gottesgemahlin" adoptierte ihre Nachfolgerin, usw.) geregelt wurde. Mich würde nun interessieren, ob mit dem Bedeutungswechsel des Titels "Gottesgemahlin" die Jungfräulichkeit in Ägypten an Bedeutung gewann bzw. überhaupt Einzug in den Bereich der kultischen Vorschriften hielt. (Im Internet bin ich mehrmals auf Jungfräulichkeit in Bezug auf den Isiskult gestoßen, eine konkrete Quellenangabe habe ich aber auch hierzu nicht gefunden.) Zuguterletzt möchte ich zusätzlich noch auf die Legende mit der "Nilbraut" verweisen, die ja ein Jungfrauenopfer zum Thema hat. Dies könnte natürlich auch mit ihrem römischen Ursprung begründet werden, ihren Kern dürfte sie aber trotz allem im Alten Ägypten haben, was dann wieder zu der Frage führt, ob die Jungfräulichkeit des geopferten Mädchens nun tatsächlich von Bedeutung war, oder erst im Nachhinein von Fremdvölkern (sprich: Griechen, Römer) hineininterpretiert wurde. Über Quellen- bzw. Literaturhinweise, die ein bisschen Licht ins Dunkel der teilweise recht widersprüchlichen Aussagen bringen könnten, würde ich mich sehr freuen. LG Räuberli
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