Die alte neuentflammte Diskussion ist das Ringen um eine tragbare Definition des Halbnomadentums. Die Sesshaftigkeit als Gegenteil des Nomadentums ist die Urzelle des Versorgungsstaates, der in den Grundzügen eine Aufgabenverteilung beinhaltet, deren Erfüllung auch den nicht an der Aufgabe Beteiligten zugute kommt (Spezialisierung, Nutzung individueller Ressourcen). Demnach kann es sich um kein Halbnomadentum handeln, wenn ein Teil der Gruppe (Stamm, Sippe, Familie) "nomadisiert" und der andere Teil den Ort der Sesshaftigkeit als Lebensmittelpunkt dauerhaft behauptet und für den "nomadisierenden" Gruppenteil erhält, selbst wenn es innerhalb der Teilgruppen zum Austausch kommt. Als Halbnomadentum wäre zum Beispiel die Lebensweise der steten Wanderung zwischen einem lokal festgelegtem Sommer- und Winterlager zu betrachten, wobei die gesamte Gruppe wandert. Dies lässt die Entwicklung einer temporär genutzten Siedlungsstruktur im jeweiligen Lager zu, eine der Voraussetzungen für die Sesshaftigkeit, und steht nicht im Widerspruch zum Nomadentum. Um es (arg) salopp zu sagen: Bleibt die Oma zum Aufpassen im Häuschen, ist's aus mit Halb- und Ganznomadentum. Und darüber wird gezankt.
> Antwort auf Beitrag vom: 11.09.2005 um 10:08:13
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