Lieber Thomas, inzwischen habe ich einiges aus der Literaturliste des BM nachgeschlagen: - Jean Leclant, Montouemhat, quatrième prophète d'Amon, prince de la ville, Le Caire, 1961, S. 181-182. Leclant gibt eine Liste verstreuter Fragmente aus dem Grab des Montouemhat, darunter (d) die Szene BM EA 1518 und bemerkt dazu:
"Les fragments a, c, d et peut-être aussi b et b' proviennent sans doute de la même scène voisines; ils ont été pris dans la tombe à une date relativement ancienne." D.h. die Zuweisung zu diesem Grab erfolgte aufgrund benachbarter passender Szenen. - Bernard V. Bothmer, Egyptian Sculpture of the Late Period, 700 B.C. to A.D. 100, Brooklyn, 1960, S. 43. In einem Beitrag zu einem Relief merkt Bothmer an:
"The erroneous attribution of Saite reliefs to earlier dynasties is so frequent (Gulbenkian Collection 24; London, B.M. 1518; Rome, Vatican 288) that a new study of the two-dimensional representations of this period would be very rewarding." Diese Erscheinung wird in der Ägyptologie unter dem Begriff "Archaismus" betrachtet (LÄ I, 386-395): "Unter A. verstehen wir einen Rückgriff auf alte Formen, die nicht durch eine Traditionskette mit der rückgreifenden Zeit verbunden ist, also eine Rückgriff über die Tradition hinweg." Speziell zu Reliefs wird ausgeführt: "Für Reliefs gilt ...: Gesamteindruck wie Details sind älteren Perioden entlehnt, ebenso häufig die Thematik. Auch hier verraten Details fast stets den wahren Zeitpunkt der Entstehung. Zudem läßt sich in zahlreichen Fällen die genaue Vorlage noch ermitteln ..." - Zum Stand der Forschung wird angemerkt: "Das Phänomen harrt noch der umfassenden Sammlung und genauen Interpretation." (Das war 1975) Kürzlich gab es eine Ausstellung zu diesem Thema in Budapest; der Katalog: Francesco Tiradritti (Hrsg.), Egyptian Renaissance. Archaism and the Sense of History in Ancient Egypt, Museum of Fine Arts, Budapest, 2008 Damit läßt sich Keimers falsche Zuordnung zur 5. oder 6. Dyn. erklären; allerdings habe ich noch nicht herausgefunden, wer in diesem speziellen Fall die Korrektur vorgenommen hat und wann dies geschah. Zitat:
Jetzt ist es zwar nicht mehr ganz so alt, es bleibt aber immer noch die älteste Abbildung eines Chamäleons. |
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Du darfst aber nicht die anderen beiden Belege übersehen, die aus Deir el-Medina stammen, wahrscheinlich aus der 18. oder 19. Dyn., auf jeden Fall aus dem NR, also erheblich älter als dieses Fragment. Zu diesem Thema gehört noch eine Stelle aus dem sog. "Schlangenbuch" (pBrooklyn 47.218.48 und 47.218.85), das vermutlich in der frühen Ptolemäerzeit oder gar der 30. Dyn. entstanden ist, aber durchaus viel älter sein wird. Er wurde publiziert in: Serge Sauneron, Un traité égyptien d'ophiologie, Le Caire, 1989, in dem im § 38 in einem Textabschnitt ein Tier namens kAr bzw. kr beschrieben wird, das Sauneron als Chamäleon identifiziert hat. (Zuvor veröffentlicht als: Serge Sauneron, Une description égyptienne du caméléon, in: RdE 24 (1972), 160-164) Es heißt dort (deutsche Übersetzung von Katharina Stegbauer in: Barbara Böck et al., Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Neue Folge, Bd. 5: Texte zur Heilkunde, Gütersloh, 2010, S. 284-285): Zitat:
Was das Kr-Tier angeht: Es ist ganz grün und sein Bauch ist weiß. Zwei Beinpaare sind unter ihm. Drei Teile sind auf seinem Rücken: zwei (zeigen) zu seinem Vorderteil, das andere (zeigt zu seinem Hinterteil. Wenn es sich länger auf Gegenständen aufhält, nimmt es deren Färbung an. Man kann vor ihm sieben Tage lang retten. Es steht für Anubis. Man kann es beschwören zu seiner Besänftigung." |
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Katharina Stegbauer schreibt dazu in einer Fußnote: Zitat:
Das kr-Tier wurde von Sauneron ... selbstverständlich mit dem Chamäleon gleichgesetzt. Dieser Identifizierung widerspricht Leitz, Schlangennamen, 143, der als Gegenvorschlag das Tier als Agamenart einstufen will. |
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Bei diesem Werk handelt es sich um Chr. Leitz, Die Schlangennamen in ägyptischen und griechischen Giftbüchern, Mainz, 1997, das ich bisher noch nicht einsehen konnte. Mir scheint, daß sich dieses Thema sich ebenso verändert wie das Tier selbst! Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 14.04.2010 um 20:52:45
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