Hallo, lese gerade Zauzichs Hieroglyphen mit Geheimnis
Er schreibt auf Seite 101: Siehe Anhang
Mir ist der Zusammenhang zwischen Thot und dem Ibis nicht bekannt. Es muß doch irgendeinen Grund gegeben haben, warum man dieses Tier als Hieroglyphe für Thot genommen hat?
Auf Wiki (https://de.wikipedia.org/wiki/Ibisse) steht, daß es ursprünglich sich gar nicht um den Heiligen Ibis, das schwarz-weisse Tier (wir wollen heute noch vieles schwarz auf weiss sehen), sondern um den Waldrapp (ganz schwarz = Tinte) gehandelt haben soll.
Könnte dessen schwarze Farbe das Bindeglied (tertium comparationis) zum Schrifterfinder Thot gewesen sein? (Maria Carmela Breto schreibt "Bindeglied unbekannt" s. S. 76 Heilige Zeichen)
Spekulativ blieben bislang die Antworten auf die Frage nach den Gründen für die typische Ikonographie Thoths, d.h. warum der Ibis und der Pavian für Thoth stehen. (S. 30)
Im Internet kann man nicht die Folgeseiten sehen, aber ich vermute mal, dass auch Stadler keinen neuen Vorschlag hat. Auf jeden Fall bringt es nichts, darüber weiter zu spekulieren.
Die Vermutung in Wikipedia, es könne sich bei dem Heiligen Ibis der Ägypter in Wirklichkeit um den Waldrapp handeln, halte ich für verfehlt. So schreibt Patrick F. Houlihan, The Animal World of the Pharaohs, London, 1996, S. 158:
Zitat:
The ancient Egyptians were familiar with three species of Ibis and clearly distinguished them in art and hieroglyphics: the Glossy Ibis (Plegadis falcinellus), the Hermit Ibis or Waldrapp (Geronticus eremita), and the Sacred Ibis (Threskiornis aethiopicus).
Martin Andreas Stadler : Weiser und Wesir - Studien zu Vorkommen, Rolle und Wesen des Gottes Thot im Ägyptischen Totenbuch. - [Orientalische Religionen in der Antike 1]. - Tübingen : Mohr Siebeck, 2009. - ISBN : 9783161498541. - XI, 541 S., 15 Fig., 12 Taf. - Seite 30 - 35 :
und erklärt mit der Fähigkeit der Paviane, die Nüsse der Dattelpalmen zu knacken die Symbolisierung herausragender intellektueller Leistungen durch Thot in Paviansgestalt
oben s. S. 20, Anmerkungen 26.
Der Ibis wiederum "weiss", wo die Würmer sind, er stochert im "dunklen" Schlamm, und "findet" seine Nahrung.
Auch der "Bote" ist ein bezogener Begriff, überbringt er doch "verborgenes Wissen".
Und das Wesen der Schrift ist, daß sie die Gegenwart des Gesprächspartners ersetzt durch Übermittlung von Information. Wer hätte die Schrift sonst erfinden sollen, wenn nicht ein Bote? Intellektuelle Leistungen bestehen nicht nur im "Knacken von Nüssen", sondern auch in der Übermittlung von Information. Hierher gehört auch der Anklang von "schicken" und "Ibis". Der Ibis ist der "Geschickte" - beachte auch den doppelten Sinn des deutschen Wortes. Der, der Know how hat, und es weiss, wie es geht...
In dieser Richtung scheint mir der Zusammenhang von Thot und Ibis zu liegen.