Sorry, hab mich schlecht ausgedrueckt. Meine eigene Meinung zu Echnaton? Ok, kurzgefasst : Alles blieb im aegyptischen Pantheon wie bisher bis auf eine entscheidende Ausnahme: Der Pharao uebernimmt die Rolle des Mittlers im Orakel und dem Kult des Tempelvorhofes (wo die Schutzgoetter und die Statuen des Militaers standen). Ich finde hierzu die detaillierte (etwas kompliziert formulierte) Aussage von D. Kessler in seinen Artikeln zur "persoenlichen Froemmigkeit" sehr ueberzeugend und nachvollziehbar. Kessler D., Dissidentenliteratur oder kultischer Hintegrund? Teil 1, in: SAK 25, 1998, S. 161-188 und Kessler D., Dissidentenliteratur oder kultischer Hintegrund? Teil 2, in: SAK 27, 1999, S. 173-221 Vielleicht der Reihe nach: 1) Fuer die Schliessung des Karnak-Tempels existieren meines Wissens gar keine Belege. Das wird im allgemeinen aus der Tatsache geschlossen, dass Tutankhamun in seiner "Restaurationsstele" sagt "die Tempel waren geschlossen und die Gotteshaeuser waren zu Ruinen geworden". Das ist ein gaengiges literarische Topos und entspricht keineswegs der Wirklichkeit. 2) Der Hohepriester von Karnak wird "in die Wueste geschickt". Nun, dieser Hohepriester namens Mai wird tatsaechlich in die Steinbrueche geschickt. Aber das Datum ist unsicher! Literatur: Goyon G., Nouvelles Inscriptions rupestres du Wadi Hammamat, Paris 1957, S. 25 Nr. 90; Redford D.B., in: JAOS 83 (1983), S. 240f.; Hikade T., Das Expeditionswesen im ägyptischen Neuen Reich, in: SAGA 21 (2001); Nr. 98 (=G 90 [Goyon G., Ouadi Hammamat, Pl. XXV]); Name: May: Titel: Hm-nTr tpj n Jmn; Dat.: Jahr 4, III. AXt, Tag 10; Nr. 99 (= 91); Gleiche Expedition; Es koennte auch das fruehe jahr 4 gewesen sein. Also das ist schonmal unklar. Anderes Problem: Der Auftrag dieser Expedition duerfte eher gelautet haben: Holt mir Steine fuer den Nordtempel des Re-Harachte des Echnaton in Karnak! Das war eine ja bis zum Umzug nach Amarna die "Grossbaustelle" in Theben. Echnaton duerfte meiner Meinung nach also sehr daran gelegen gewesen sein, dass diese Expedition schnell zurueckkommt. An der administrativen Zusammensetzung dieser Expedition ist nichts ungewoehnlich. Sie wird von mehreren Beamten aus Achmim und Memphis begleitet, die ja ueblicherweise solche Aktionen durchfuehren (Hikade T., Das Expeditionswesen im ägyptischen Neuen Reich, in: SAGA 21 (2001); Nr. 100 (=93); Genannte Titel: jmj-ra nw.w HAs.t; Name: anx.w Mn.w-nxt). 3) in Amarna und nur dort uebernimmt Echnaton die Rolle des lebenden Sonnengottes auf Erden (DAS ist aber noch nichts revolutionaeres, das war immer so, dass der Horuspalast der "Ach", also der Horizont des Sonnengottes war). Dort umgibt er sich mit hohen Beamten, die sein Dogma lernen und praktizieren muessen. Die klassische Behauptung, dass es keine Priester und Priesteraemter in der Amarnazeit gegeben haette ist m.E. auch nicht haltbar. Die Beamten, die Echnaton in seinem Dogam ausbildet sind seine Priester und die Amarnareliefs in den Graebern zeigen doch klar Personen beim Koenigskult. Dieser Koenigskult ist halt in Amarna der Zentralkult und diese Personen sind somit seine Kultausuebenden. In den anderen Landestempeln werden weiterhin Priester fuer die Kulte der anderen Goetter existiert haben. Lies dir doch mal Guksch H., Königsdienst, in: SAGA 11, 1994 durch. Dort wird ganz deutlich, wie kompliziert das angeblich so "weltliche und humanistische" Rosa-Brille-Getue von Echnaton in Amarna war. Eine ganz strikte Hierarchie, ein ausgekluegeltes System aus neuer Dogmatik und Kultpraxis. Kein religioeser Spinner oder phrophetischer Bekehrer... Dass Echnaton die Namen einiger (nicht aller!) Goetter ausmeisseln laesst haengt m.E. damit zusammen, dass ja bestimmte Personen- und Berufsgruppen durch Tempfelstiftungen und -gueter versorgt wurden. Es ist ja wohl kein Zufall, dass Soldaten/Priester fast immer theophore Namen tragen. Sie werden halt zur der Gruppe gehoeren, die durch eine STiftung (also dem "pr") Tempels versorgt werden. So erklaer ich mir zB. auch die etwas harmlos wirkende STrafe im Neuen Reich und in der Spaetzeit, bei einem Vergehen (zB. Meineid) den Gottesbestandteil seines Namens zu verlieren. Aus Meri-Bastet wurde da ein Mery. Das waere ein bischen popelig fuer so ein Vergehen, wenn nicht durch den Namen auch die Zuegehoerigkeit zu einer Persoen-/Kultgemeinschaft ausgedrueckt wuerde. Der Betreffende verliert hier also sein Versorgung und ist ploetzlich "mittellos" bzw. ein "Ausgestossener". Aehnlich vielleicht den indischen "Klassenlosen". Soviel ich weiss, wurde dort die Zuweisung in diese Klasse auch als Strafe benutzt. Sorry, bin ein bischen abgeschweift... zurueck zu den ausgehackten Namen: ALso mit diesen Texten auf Stelen, Tempelwaenden und Graebern waren vielleicht STiftungs"vertraege" vebunden. Wie die Lehre des Hordjedef dem Leser raet einen guten Vetrag mit einem Totenpriester abzuschliessen, so koennten also auch die Stelen und Reliefs mit bestimmten Stiftungen verbunden gewesen sein. Echnaton hat dem Amun-Tempel also durch das Aushacken und Umwidmen des Namens seine wirtschaftliche Zentralstellung genommen da ja die meisten STiftungen ueber Amun liefen (aus dem Pap. Harris wird ja deutlich was fuer eine Macht das war, hunderttausende an Bauern, Sklaven und Handwerkern). Die Resourcen des Tempels wurden auf Aton uebertragen, aber die tempel wurden nicht geschlossen, geschweigedenn der Kult eingestellt. WIeso hat Echnaton dann umstaendlich Steine in Steinbruechen beschaffen lassen, wenn er einfach die Steine der geschlossenen tempel haette nehmen koennen? Wir wissen von KEINEM einzigen abgerissenen Bau unter Echnaton! Resumee: Die Belege aus der Zeit besagen m.E. nur, dass Echnaton nach Amarna umzog und er den Amuntempel durch Stiftungsumwidmung empfindlich traf. Freu mich auf intensive Debatten (ist glaub ich das ideale Thema fuer sowas )
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