Hallo Aset, die Götterverschmelzung ist für mich nicht das Problem. Nur welche Götter verschmolzen sind. Es scheint beschlossene Sache, dass es sich bei der löwenköpfigen Gottheit um eine Darstellung des Amun-Min handelt. Und eben da habe ich Zweifel. Auf Amun weist m.E. nichts hin. Die Sonnenscheibe ist typisch für Sachmet, mit Uräus und mit oder ohne Gehörn für Re. Ich kenne keine Darstellung des Amun mit Sonnenscheibe. Auf Min weisen die Armhaltung und das eregierte Glied hin. Weit und breit finde ich aber keine Anhaltspunkte für Amun. Ich möchte mal einen (allerdings sehr langen) Text aus Bonnets "Reallexikon..." zum Thema Mut hier zum Besten geben: Auch ihr Wesensinhalt ist in entscheidendem Maß von dem politischen Aufschwung ihrer Heimat gestaltet worden. Wir wissen darum nichts von ihrer ursprünglichen Art. Denn die Überlieferung über sie setzt erst in thebanischer Zeit ein und auch da ist sie für das M. R. noch äußerst spärlich. Daß sie schon damals ein hohes, offenbar in ihrer Vergangenheit begründetes Ansehen genoß, wird immerhin deutlich. So stellen thebanische Beamte der 11. und 12. Dyn. auf ihren Inschriften im Wadi Hammamat neben die dort verehrten Götter Min und Isis als thebanische Gottheit eben die M. (Breasted, Anc. Rec. I. § 441, 468). Auch die Vereinigung der M. mit anderen Gottheiten hebt damals schon an. So begegnet auf einem Relief Sesostris I. eine löwenköpfige Göttin, die B a s t e t heißt, aber den Titel der M. „Herrin von Ischeru" führt (Petrie, Koptos pl. 10); ferner hat Amenemhet III. die große Figur eines Geiers, des Tieres der M., der S a c h m e t von Memphis geweiht (a.0. p. 11). Diese Art der Vermischung wirkt eigen; sie kehrt bei den gegen 534 Figuren der Sachmet wieder, mit denen Amenophis III. den Tempel der M. schmückte (Gauthier, Annales 19,177; Sethe, AZ 58. 43). Sie tragen wie die Züge, so auch mit gelegentlichen Annäherungen an M., auch Namen und Titel der Sachmet und sollen doch wieder zugleich Bilder der M. sein. Wir würden statt dessen synkretistische Formeln erwarten, wie sie später etwa in Formen wie M.-Bastet (Wreszinski, Atlas Il. 48) oder M.-Sachmet-Bastet (Nelson, Ramses III. Temple I. pl. 51, dazu noch Menhit LD III. 220) begegnen und der M. u. U. auch ein Löwenhaupt zutragen. Jedenfalls wollen die benannten schillernden Verbindungen von Bildern und Titeln dasselbe sagen. M. und Bastet und Sachmet sind wesenseins. Auch der Grund dieser Feststellung ist offensichtlich. Wie das thebanische Königtum die Tradition des A. R. fortsetzt, so soll auch seine Göttin M. keine andere sein als die Göttin der alten Hauptstadt Memphis Sachmet, die Genossin des Ptah, bzw. die Bastet, die schon das A. R. mit der ihr wesensverwandten Sachmet verschmolz (Borchardt, Sahure II. 113). Uber diese tritt M. weiter in Gemeinschaft mit P t a h , der bereits im M. R. in Theben selbst eine Heimstatt fand (Legrain, Annales 3, 38, 113). Es gab eine eigene Form der M., die man „die vor dem Haus des Ptah ist« benannte (Zippert, Gedächtnistempel Sethos I. § 180/8) und gelegentlich auch mit dem Löwenhaupte der Sachmet versieht (LD III. 221). In dieser Form hat M. auch in Memphis einen Kult genossen (Petrie, Palace of Apries pl. 19). Durch Ptah wurde M. weiter mit Hathor zusammengeführt, die im Gefolge des Gottes nach Theben kam. Unter dem Namen „M.-H a t h o r in Theben" (Breasted Anc. Rec. II. § 622) werden beide verschmolzen. Stärker noch als der Anschluß an die alten Traditionen hat die Verbindung mit dem neuen Gott Thebens Amun die Stellung der M. gehoben. Sie wurde zu seiner Gemahlin, die ihm den Chons, das dritte Glied der Trias von Theben, gebar. Das ist eine äußere Verbindung, aber sie wirkt auf das Wesen zurück. Als Gatte zieht Amun die M. nach sich. Wie er selbst zum Sonnengott wird, so wächst M. zur „Herrin des Himmels" auf. Als „Auge des Re" waltet sie an ihm. Diese Erhebung der M. zum S o n n e n a u g e entspricht der Situation; aber sie fügt sich zugleich eigen genug zu den Zügen, die M. von anderer Seite zuwuchsen. Denn das Sonnenauge offenbart sich in Löwengöttinnen. M. war in Löwengestalt eingegangen. Nun tut sie sich eben in ihr als das Sonnenauge kund. Und wenn dieses ursprünglich die Stirnschlange des Re ist, so tun sich auch nach dieser Seite eigene Verbindungen auf. Denn M. führt schon in der 11. Dyn. das Beiwort „Zauberreiche" (Breasted a. O. I. § 441). Ebenso, äg. Uret-hekau, wurde aber auch die Uräusschlange genannt. Als M.-Uret-hekau (LD 111. 220) manifestiert sich also M. wiederum als das Sonnenauge. Sie ist damit weiter der Schlangengöttin Uto gleich und kann darum M.-Uto genannt werden (LD III. 221). Auch die Gleichung mit Hathor tritt jetzt in ein anderes Licht und zieht weitere Kreise. Denn über Hathor und Tefnut wird M. in die Sage gezogen, die sich um das im fernen Süden weilende Sonnenauge rankt; auch sie rückt nun in die Stelle der „Katze, die an der Spitze von Bugem ist" und von Thot nach Äg. zurückgebracht wird (Junker, Hathor-Tefnut 34; Onurislegende 104). Gibt so die Deutung der M. als Sonnenauge ihrer Gleichsetzung mit anderen Gottheiten im Sinne des Äg.s nur einen tieferen Gehalt, so trägt sie andererseits freilich eine Unsicherheit in das Verhältnis der Göttin zu Amun. Denn das Auge des Re gilt als Tochter des Sonnengottes. Demnach muß M. als Sonnenauge Tochter desselben Amon-Re sein, dem sie als Gattin beigesellt ist. Der Äg. weicht dieser Konsequenz nicht aus (Sethe, Amun § 45). Sie bedeutet für ihn in der Tat keinen Anstoß; denn Ehen zwischen Vater und Tochter widerstritten nicht seinem Gefühl (Sethe, AZ 50, 57; 54, 54). Fortsetzung folgt
> Antwort auf Beitrag vom: 10.01.2003 um 11:17:37
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