Daneben wurde weitere Artefakte gefunden, wie beispielsweise ein Bildnis der Hathor, Plaketten mit Namen von Amun und/oder Hathor, Horus- und Udjat-Augen, usw. Hierbei stellt sich jedoch die Frage ob es erlaubt war, Figuren anderer Gottheiten zu nutzen oder ob dieser Besitz "heimlich" war. Nach Auffassung von Christine El-Mahdy war Aton lediglich ein Lokalgott der in Achit-Aton verehrt wurde wie etwa Hathor in Dendera oder Amun in Theben. Bei genaueren Recherchen findet sich jedoch eine Fülle von Götter, Bildnissen und Namen die scheinbar nicht verfolgt wurden. Hornung schreibt diesbezüglich, dass die Verfolgung wenig konsequent blieb. Echnaton als Schu: Nach der altägyptischen theologischen Vorstellung hat der Sonnengott Re die Welt erschaffen und die Herrschaft seinem Sohn Schu übergeben. Statuen Echnatons (im thebanischen Sonnentempel), zeigen, dass er die vier Straußenfedern - die zur Ikonographie des Gottes Schu gehören - trägt, wonach er scheinbar die Rolle des Gottes Schu (als Sohn Res) für sich beanspruchte. So wird Echnaton auch in einem Gebet eines königlichen Beamten angesprochen als "Du bist Schu, ich lebe von deinem Anblick" (vgl. R. Krauss 2000). Diesbezüglich benannte Echnaton sich selbst zeitweise als "Ältester Sohn des Sonnengottes", was der mythologischen Vorstellung "Schu als Sohn des Res" gleichkommt. Atum: Wenn das Postulat "Echnaton sei ein Monotheist gewesen" der Wahrheit entsprechen würde, so hätten alle anderen Götter - außer Aton - vernichtet werden müssen. Allerdings ergibt sich ein anderes Bild. Echnaton verschonte beispielsweise den Gott Atum, einen alten ägyptischen Sonnengott. Der Schwerpunkt des Atum-Kultes lag in Heliopolis, wo Bruchstücke ausgegraben wurden, welche Echnaton in Verehrung vor dem Gott Atum abgebildet wurde. Diese Tatsache ließ unter anderem die Ägyptologen vermuten, dass Echnatons Sonnenreligion auf den Sonnenkult von Heliopolis zurückgeht (vgl. R. Krauss 2000). Osiris: Allgemein wird behauptet, dass gerade der Name und die Darstellung von Osiris (und Amun) getilgt wurden. Dies muss jedoch teilweise widerlegt werden. In dem Totentempel von Amenhotep III - dem Vater Echnatons - blieb der Totengott Osiris unangetastet, auch wenn er sonst auf thebanischen Abbildungen entfernt wurde. Dies lässt die Vermutung zu, dass das Bildnis vielleicht vergessen wurde. Aber auch in den thebanischen Gräbern - die von der Tilgungsaktion nicht verschont wurden - blieben Darstellungen des Osiris erhalten. Als Beispiel hierfür können die Gräber der Beamten Neb-Amun und Ipuki angeführt werden (vgl. ebd.). Ptah und Sokar: Echnaton ließ im Laufe seiner Tilgungsaktionen nicht nur Namen und Darstellungen aushacken, sondern ließ Bildnisse umarbeiten. So wurde beispielsweise die Darstellung des Amun im Totentempel seines Vaters in die Gestalt des Ptah modifiziert. Der Hauptkutort des Ptah war Memphis, die "zweite" Hauptstadt Ägyptens. Hier konnte keine einzige Tilgung des Namens oder der Gestalt von Ptah festgestellt werden. Weiterhin wurde Ptah, Osiris und Sokar in der Vereinigung "Ptah-Sokar-Osiris" verehrt. Darstellungen des dreigestaltigen Totengottes finden sich wiederum im Totentempel Amenhoteps III. so dass - nach Krauss - zwingend angenommen werden muss, dass Echnaton die Verehrung dieses Gottes duldete. Thot: Thot war der Gott der Schreiber, des Wissens und galt als Erfinder der Schrift und Sprache. Weiter wurde er als Mondgott verehrt und in Gestalt eines Mannes mit Ibiskopf abgebildet. Nach Hornung wurde Thot insbesondere von der Tilgung und physischen Vernichtung verschont, was auch Krauss bestätigen kann. In ganz Ägypten, Amada und Hermupolis gibt es kaum Tilgungen seiner göttlichen Person. Uto: Sie galt als Landesgöttin Unterägyptens und wurde in einer Schlangegestalt abgebildet. Ihr Heimatort war Buto. Uto und die Geiergöttin von Oberägypten (Elkab), Nechbet, waren die "beiden Herrinnen der beiden Länder". Sie sollten dem König Schutz verleihen. Als Schlangengöttin sollte sie Fruchtbarkeit schenken. Nechbet war die Hauptgöttin der südlichen Nachbarprovinz von Theben und stand in einer "familiären" Beziehung zu Amun. Aus diesen verwandtschaftlichen Verhältnissen resultiert die konsequente Zerstörung ihrer Namen und Bildnisse. Uto, ihr Pendant, blieb jedoch unverschont. Uto galt sowohl als Symbol der Roten Krone Oberägyptens, als auch als Kobraschlange (Uräus) an der Krone von Königen und Königinnen. Sie galt als göttliche Partnerin des Sonnengottes Re, was wahrscheinlich für die Verschonung verantwortlich war. Aus den dargestellten Befunden kann eindeutig geschlossen werden, dass nicht alle Götter Ägyptens - außer Aton selbstverständlich - geächtet wurden. Die konsequente Vernichtung bezog sich auf die thebanische Göttertriade (Amun, Mut, Chons), wobei insbesondere versucht wurde die Existenz Amuns als "König der Götter" zu beseitigen. Hinsichtlich der oben genannten Belege kann nicht von einer reinen monotheistischen Lehre die Rede sein. Die Tatsache, dass viele Kulte in Ägypten unbehelligt weitergeführt wurde, lässt den Schluss zu, dass Echnaton dem Polytheismus lediglich eine neue gestalt gab, in der es für die thebanische Göttertriade keinen Platz gab. Grüßchen Imachyt
> Antwort auf Beitrag vom: 10.03.2003 um 18:46:11
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