Ich hab hier noch etwas zum Lesen. Den Artikel über Imhotep im "Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte" von Hans Bonnet: Imhotep. Unter den Männern der Vergangenheit, die zu göttlichen Ehren gelangten (s. Vergöttlichung), nimmt I. oder in griech. Wiedergabe I m u t h e s neben Amenophis', dem Sohne des Hapu, in unserer Überlieferung die vornehmste Stellung ein. Das entspricht seiner geschichtlichen Bedeutung. Denn I. der Hoherpriester von On und nächster Ratgeber des Königs Djoser war, ist der schöpferischen Zeit, die das A. R. einleitet, ein geistiger Führer gewesen. Die schriftliche Überlieferung sagt freilich nicht viel von seinem Wirken. Sie rühmt ihn vor allem als Baumeister, der die Arbeit mit behauenen Steinen einführte, und sie ist damit im Recht. Denn die Arbeiten an dem ältesten monumentalen Steinbau, der Stufenpyramide von Sakkara, dem Grabmal des Djoser, und ihren Nebenanlagen, die so eigen den Ubergang vom Lehm- und Holzbau zum Steinbau spiegeln, hat I. geleitet. Das können wir mit ausreichender Sicherheit sagen, nachdem sich in dem Bezirk des Grabmals eine Statue des Djoser gefunden hat, die neben dem Namen des Königs den des I. trägt (Firth, Annales 26 p. 99 pl. 1; Gunn a. O. 133). Auch den Plan des Tempels von Edfu schreibt die späte Tradition dem I. zu (Dümichen, Tempelinschr. I. 93), und wenn ein Baumeister aus der Zeit des Darius an die Spitze seiner Ahnenliste den I. stellt (LD III. 235a), so geschieht es gleichfalls um des Ruhmes willen, den I. als Architekt erwarb. Aber man weiß noch mehr von ihm. I, ist voller Weisheit. Bei ihm kann sich, wie die sog. Hungersnotstele (s. Fälschung) erzählt, sein König Rat über die Nilquelle und die Ursache der Uberschwemmungen holen. Unter seinem Namen wurden denn auch Weisheitssprüche tradiert, die bereits ein Lied des M. R. als allbekannt voraussetzt (Erman, Lit. 138). Auch ein besonderes magisches Wissen mag man ihm zugeschrieben haben. Darauf deutet es, wenn er in Edfu mit seinen Sprüchen an der Vernichtung der Nilpferde teilnimmt, wenn freilich auch diese Funktion bereits in den priesterlichen Titeln, die man ihm dabei gibt, „oberster Vorlesepriester, Schreiber des Gottesbuches", beschlossen liegt (Naville, Mythe d'Horus pl. 10/1). Vor allem feiert aber die späte äg. wie griech. Uberlieferung, die ihn geradezu dem A s k l e p i o s gleichsetzt, den I. als Arzt. Das ist an sich nicht auffällig; die Heilkunde macht ein wesentliches Stück menschlichen Wissens aus und ist der Magie enge verbunden. Es mag darum eher befremden, daß diese Seite im Wirken des I. erst so spät hervortritt. Wir werden es aus der Geschichte seines Kultes zu verstehen haben. Daß dieser gerade das ärztliche Können des I. ergriff, ist leicht zu verstehen. Es stärkte die Anziehungskraft, wenn der Fromme von dem Heiligen Heilung seiner Leiden erwarten konnte. Nun ist aber der Kult oder wenigstens die Uberlieferung über ihn jung. Wohl deutet es auf eine irgendwie geartete Verehrung, wenn die Schreiber des N. R. die ersten Tropfen ihres Wassernapfes dem I. libieren, wie sie es dem Thot taten (Schäfer u. Gardiner, ÄZ 36, 143; 40, 146). Sie sehen also I. als einen Berufsheiligen an. Zeugnisse eines Kultes haben wir aber erst aus der saitischen Zeit. Zu ihnen zählen zahlreiche, z. g. T. freilich wohl erst ptol. Bronzefiguren, die I. mit einem schlichten Schurz bekleidet und mit kahl geschorenem Haupt, also in der Tracht der Priester darstellen und ihm als Attribut eine Papyrusrolle in die Hand geben (Daressy, Stat. de dirin. pl. 4,5). Um die Wende zum 5. Jahrh. begegnet dann auch ein Priester des I. (Erman, AZ 38, llfi). Er stammt aus Memphis, und hier war ohne Frage auch der Kult des I. zu Hause. Denn I. hatte nicht nur in Memphis gewirkt; er war auch auf seinem Boden bestattet. Noch in der Spzt. stand sein Grab in hohem Ansehn (Brugsch, Thes. 923). Von ihm nahm wohl überhaupt die Verehrung des I. ihren Ausgang. Ob der Tempel des I. von dem wir mehrfach hören (Brugsch, Dict. geogr. 958), mit diesem Grab in Beziehung stand, wissen wir nicht. Vermutlich ist er mit dem griech. Asklepieion, das in der Nähe des Serapeums lag (s. Memphis), identisch. Als „Sohn des Ptah" hat man in ihm den I. verehrt, obwohl man sehr wohl um seine irdische Abstammung wußte. Ist uns doch der Name seines Vaters Kanofer wie der seiner Mutter Chroduanch, ja selbst seiner Gattin Ronpetnofret überliefert. Als Sohn des Ptah gilt I. auch in den anderen Tempeln, die sich in ptol. Zeit seinem Kult öffneten. Einmal wurde er nach Theben überführt, wo er in dem Weisen Amenophis ein ebenbürtiges lokales Gegenstück hatte. Mit diesem vereint zieht I. in die Tempel von Deir el bahri und Der el Medine (s. Theben) sowie in das Kasr el Aguz genannte Heiligtum des Thot ein. Sogar im Tempel von Karnak selbst hatte er eine Kapelle. Durch Ptolemäus V. wurde ihm weiter auf Philae ein Tempel errichtet, dessen Kult ihm auch Zugang zu nordnubischen Tempeln verschaffte (Roeder, Debod bis Bab Kalabsche I. § 139; ders., Dakke I. § 465178). Alle diese Kulte stellen die Eigenschaft des I. als Heilgott, der „zu dem kommt, der irgendwo nach ihm ruft und sich gnädig jedem Leiden zuwendet, der Leben gibt wie Re ewiglich» (Roeder a. O.), in den Vordergrund. So sind sie zu viel besuchten Wallfahrtsorten Kranker geworden. Sammlungen von Heilungswundern des I. warben für ihren Besuch. Ein Bruchstück einer solchen griech. verfaßten Schrift ist auf uns gekommen (Oxyrh. Pap. XI. 1381). Das Lexikon stammt aus den 1950er, enthält aber alle bis dahin erworbenen Erkenntnisse. Viel mehr dürften es aber auch heute noch nicht sein. Gitta PS: Ich habe auch nochmal bei Herodot nachgesehen, aber dem scheint man über Imhotep nichts erzählt zu haben (was mich wundert). Ich habe jedenfalls nichts gefunden.
> Antwort auf Beitrag vom: 17.03.2004 um 17:03:17
|