Hallo Irjnefer und Mubarek, die WHm-mswt-„Ära“ wird zwar vorwiegend mit der Phase Ramses’ XI. in Verbindung gebracht ist aber als Terminus auch unter zahlreichen anderen Herrschern belegt (vgl. LÄ-Artikel Sp. 1261-64). Worauf sich der Begriff konkret bezieht ist nicht bekannt. Vielleicht auf königliche (Ritual?-)Handlungen. Die wilden Spekulationen zu den (politischen oder religiösen) Motiven Ramses’ XI. und zum Ausrufen der WHm-mswt-„Ära“ stellen ein Resultat unseres modernen - sehr kausalen - Denkens dar und lassen sich an den ägyptischen Quellen nicht festmachen. Die „Sanktionierung der neuen Herrschaft durch Amun“ am Ende der Ramessidenzeit und zu Beginn der 3. Zwischenzeit ist ebenfalls nur eine Hypothese, die v.a. von H. Kees (Herihor und die Aufrichtung des thebanischen Gottesstaates, NGWG 1936, S. 13; ders., Die Hohenpriester des Amun, PÄ 4, Leiden 1953, S. 11) und allein auf Basis der Amunsorakeltexte dieser Zeit konstruiert wurde (und sich nicht beweisen läßt - vgl. M. Römer, Gottes- und Priesterherrschaft, ÄAT 21, Wiesbaden 1994, S. 31). A. Niwinski (Le Passage de la XXe Dynastie, in: BIFAO 95 (1995), S. 340) hält wiederum die Gründung einer neuen Hauptstadt (bzw. Zentralresidenz) für den realen Inhalt von WHm-mswt. Sie erklärt den Begriff v.a. von Amenemhet I./Sesostris I. ausgehend. M. Römer (op.cit., S. 32) glaubt mit dem Begriff werde die gesamte kultische wie auch religiöse Erneuerung im Umfeld des Königs angesprochen. Besonders wegen der wHm-mswt-Belege unter Tutanchamun und Haremhab möchte er eine komplette Erneuerung des Königskultes sowie der alten Götterstatuen und Kulttexte in dieser Zeit (und davon abgeleitet auch für die anderen wHm-mswt-Phasen) annehmen. Für diese Deutung spräche v.a. die Beobachtung, dass wHm-mswt in einigen Belegen (auf Statuenbasen oder Opfertischen) ganz deutlich die Erneuerung dieser Kultgeräte meint (vgl. zB. auch auf Block 285+24 der Chapelle rouge unter Hatschepsut; weitere Belege bei M. Römer, op.cit., S. 33) und bereits im Palermostein die Herstellung von Götterstatuen als „Geburt“ bezeichnet wird. Die im LÄ genannte Liste von Königen bei denen der Terminus wHm-mswt begegnet ist nicht vollständig, sondern nennt nur die bekanntesten Herrscher (der Beitrag stammt aus der Feder Rolf Gundlachs. Dieser hat sich in seiner Belegaufnahme nur um die Herrscher gekümmert, wo wHm-mswt in der königlichen Titulatur vorkommt – seinem Forschungssteckenpferd - was wiederum im LÄ-Text etwas kryptisch als „Programmpunkt königlichen Handelns“ herauszulesen ist). Solange man sich wie H. Kees, J.v. Beckerath oder R. Gundlach nur an den „Ausnahmefällen“ (Amenemhet I./Sesostris I., Tutanchamun, Haremhab, Ramses XI./Herihor) orientiert und daran eine These aufbaut (vgl. Gundlach im LÄ Sp. 1262 Punkt B: „jeder Einzelfall muß aus der jeweiligen politischen Situation erklärt werden“), die „übrigen“ Belege darin aber nicht unterbringen kann, wirkt die moderne Interpretation von wHm-mswt für mich wenig glaubwürdig. Schöne Grüße A.
> Antwort auf Beitrag vom: 25.09.2004 um 23:46:07
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